Das Geheimnis der Rose
erregte, oder eine Schauspielerin, die gut einstudierte Zeilen aus einem Stück aufsagte … sie war abgeschnitten von der Vergangenheit, die sie gebunden hatte. Sie drehte ihren Kopf und betrachtete das scharfe Profil des Mannes an ihrer Seite. Lord Savage, ihr Ehemann. Er würde ihr Leben in die Hand nehmen, wenn sie es zuließ. Er würde sie behüten und beschützen und sie mit so viel Luxus überhäufen, dass es ihr kaum etwas ausmachen würde, in einem goldenen Käfig eingesperrt zu sein. Aber sie würde sich niemals von jemandem besitzen lassen! Sie hatte den größten Teil ihres Lebens unter der Fuchtel ihres Vaters gestanden, und das war genug.
Sie würde sich nicht im Schatten ihres Mannes verlieren, so wie ihre Mutter es getan hatte. Sie würde das Leben verteidigen, das sie so mühsam aufgebaut und aufrechterhalten hatte. Und das bedeutete, dass eine Beziehung mit Damon unmöglich war.
Kapitel 6
Damon erwachte nach und nach und war erstaunt, in einem fremden Bett zu liegen. Der flüchtige Duft eines Frauenparfüms strömte von dem Kissen neben ihm aus. Immer noch im Halbschlaf presste er das Gesicht in das duftende cremefarbene Leinen. Erinnerungen an die vergangene Nacht tauchten wieder auf, und er öffnete die Augen.
Er lag allein in Julius Bett.
Julia … sie war nie mehr als nur ein Name für ihn gewesen, ein Schatten aus der Vergangenheit, und plötzlich war sie atemberaubende Wirklichkeit. Er sah die Blutspuren auf dem Laken und war sofort davon gefesselt. Verwundert strichen seine Finger über die dunkelroten Flecken. Er hatte die Möglichkeit, dass Julia noch unschuldig sein könnte, gar nicht in Betracht gezogen. Er war vorher noch nie mit einer Jungfrau zusammen gewesen, nur mit reifen Frauen, die mit allen Spielarten der Leidenschaft vertraut waren. Ein frivoles Abenteuer war immer Spaß gewesen, ein flüchtiges Vergnügen, nicht die verwandelnde Erfahrung der letzten Nacht. Julia war die einzige Frau auf der Welt, die nur ihm gehört hatte.
Weshalb hatte sie ihm das Vorrecht eingeräumt, das sie keinem anderen erlaubt hatte? Sicher war er nicht der erste Mann, der sie begehrte. Jeder Mann in London wollte sie haben.
Er versuchte, logische Gründe dafür zu finden, dass sie ihm ihre Unschuld geschenkt hatte, obwohl so viele ungeklärte Fragen zwischen ihnen standen, und ihm fiel kein Grund ein.
Er wollte sie wieder im Bett haben, jetzt. Sie war so unglaublich schön gewesen, so unschuldig und voller Vertrauen. Er wollte sie reizen, trösten und liebkosen, ihr zu Empfindungen verhelfen, die sie niemals für möglich gehalten hätte. Und danach wollte er sie für Stunden festhalten, während sie einschlief, und über ihre Träume wachen. Es war ganz plötzlich über ihn gekommen, diese Besessenheit, das Bedürfnis, sie jeden Tag und jede Nacht zu sehen, und doch wusste er mit jeder Faser seines Körpers, dass es für immer war. Er konnte sich eine Zukunft ohne sie nicht vorstellen.
Damon warf die Bettdecke beiseite und schlich nackt durch das Zimmer, um seine Kleidungsstücke einzusammeln.
Er zog sich schnell an und schob die gedämpft grünen Vorhänge zur Seite, um aus dem Fenster zu sehen. Es war noch früh, die Morgensonne ging soeben über den Kirchtürmen und hohen Dächern der Stadt auf.
Das kleine Haus war ruhig, abgesehen von den Schritten des Hausmädchens, als sie die Eingangshalle durchquerte.
Als sie Damon auf der Treppe sah, errötete sie und starrte ihn misstrauisch an.
»Mylord«, sagte sie, »wenn Sie Tee und Frühstück möchten …«
»Wo ist meine Frau?« unterbrach er sie schroff.
Das Mädchen trat ein oder zwei Schritte zurück, als er näher kam, und war sich offensichtlich nicht sicher, ob sie ihn für einen Verrückten halten sollte oder nicht. »Mrs. Wentworth ist im Theater, Sir. Sie hat jeden Morgen Probe.«
Das Capital. Damon war verärgert, dass Julia ihn nicht geweckt hatte, bevor sie gegangen war. Er überlegte, ihr zu folgen und sofort zur Rede zu stellen. Sie hatten viele Dinge zu besprechen. Auf der anderen Seite musste er sich um bestimmte Angelegenheiten kümmern, vor allem um die Affäre mit Pauline. Er sah das verunsicherte Hausmädchen düster an. »Sagen Sie Mrs. Wentworth, dass ich heute Abend wiederkommen werde.«
»Ja, Mylord«, antwortete das Mädchen und wich zurück, als er zur Tür stürmte.
Es war ein höllischer Morgen im Capital gewesen. Julia wusste, dass sie bei der Probe schlecht spielte und Logan Scott über alle Maßen
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