Das Geheimnis der Rose
Reste verkohlter Kulissen zu entfernen, andere fegten und räumten den Schutt fort.
Inmitten all dieser Arbeiten mühte sich Logan Scott damit ab, ein Hintergrundbild zu entrollen, das von einer früheren Inszenierung stammen musste. »Haltet das, damit ich es mir ansehen kann«, befahl er dem Bühnenmaler und einem Assistenten. Logan trat zurück, sah sich die Kulisse kritisch an, verschränkte die Arme und schüttelte den Kopf.
Als Damon sich näherte, trat ein Mitarbeiter auf Logan Scott zu und murmelte ihm leise etwas zu. Scott riss den Kopf herum und sah Damon durchdringend an. Sein Gesichtsausdruck war gleichzeitig zurückhaltend und freundlich. »Lord Savage«, sagte er ungezwungen, »kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
»Ich suche Mrs. Wentworth.« Damon war gekommen, nachdem ihm Julias Dienerschaft mitgeteilt hatte, dass sie London verlassen habe und in nächster Zeit nicht zurückkehren werde. Mehr hatten sie trotz seiner Bestechungsgelder und der offenen Drohungen, die er ausgestoßen hatte, nicht verraten wollen.
»Sie werden Sie hier nicht finden«, sagte Scott.
»Wo ist sie?«
Scott sprang von der Bühne herab und ging mit einem kühlen, höflichen Lächeln auf Damon zu. Leiser fuhr er fort:
»Im Moment möchte Mrs. Wentworth nicht gefunden werden, Mylord.«
»Das ist verdammt schade«, sagte Damon gelassen. »Ich werde sie mit oder ohne Ihre Hilfe finden.«
Scotts Gesicht wirkte wie aus Stein gemeißelt. Er atmete tief ein. »Ich ahne, was in Ihnen vorgeht, und es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen. Aber ich habe sehr viel in Jessica investiert, und die Truppe braucht ihr Können jetzt mehr denn je. Ich hoffe, Sie respektieren ihren Wunsch nach Privatsphäre.«
Damon wollte verdammt sein, wenn er sein Privatleben mit Julias Arbeitgeber diskutierte. Aber es war eine unbestrittene Tatsache, dass Scott Julia schon viel länger kannte als er selbst.
Sie schien Scott zu vertrauen und war ihm dankbar, dass er ihr die Gelegenheit gegeben hatte, am Capital zu arbeiten. Obwohl sie angedeutet hatte, dass ihre Beziehung über das Berufliche nicht hinausging, konnte sich Damon eines gewissen Misstrauens nicht erwehren. Wie sollte Scott sich zu einer Frau wie Julia nicht hingezogen fühlen?
»Könnte es sein, dass Sie noch andere Gründe haben, sie von mir fernzuhalten?« fragte Damon mit spöttischem Lächeln. »Oder zeigen alle Theaterleiter eine so persönliche Sorge um ihre Schauspielerinnen?«
Scotts Gesicht war ausdruckslos. »Ich betrachte Mrs. Wentworth als eine Freundin, Mylord. Und ich werde ihr meinen Schutz gewähren, wann immer es mir nötig scheint.«
»Schutz wovor? Vor einem Mann, der ihr etwas anderes bieten könnte als ein Leben, das daraus besteht, in aller Öffentlichkeit Hirngespinste zu spinnen?« Damon warf einen verächtlichen Blick auf die verbrannten Wände und versengten Vorhänge des Theaters. »Sie braucht mehr als das, ob Sie beide es nun einsehen oder nicht.«
»Können Sie ihr geben, was sie gern hätte?« murmelte Scott.
»Das wird sich zeigen.«
Scott schüttelte den Kopf. »Welche Rechte Sie auch immer an Jessica zu haben glauben, Sie kennen Sie nicht.
Vielleicht haben Sie vor, sie aus der Welt des Theaters herauszuholen und ihr Ersatz dafür zu bieten, aber sie würde wie eine Blume verwelken.«
»Die Worte eines besorgten Freundes?« fragte Damon mit trügerischer Trägheit. »Oder die eines Managers, der Angst um seinen Profit hat?« Obwohl Scott auf die spöttische Bemerkung nicht antwortete, verriet eine plötzliche Steifheit in seiner Haltung, dass er ins Schwarze getroffen hatte.
»Sie bedeutet mir mehr als nur Profit.«
»Wie viel mehr?« Als er keine Antwort erhielt, lachte Damon kurz auf. »Ersparen Sie mir Ihre geheuchelte Sorge um Mrs. Wentworth. Mischen Sie sich nur nicht in meine Beziehung zu ihr ein … sonst werde, ich dafür sorgen, dass Sie sich nichts sehnlicher wünschen, als mir niemals begegnet zu sein.«
»Das tue ich bereits«, murmelte Scott und stand wie eine Statue da, als er Damon beim Hinausgehen nachblickte.
Bath war von den Römern um eine Reihe, natürlicher heißer Quellen herum erbaut worden. Anfang des 18.
Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt unter den Königen George zu einem vornehmen Badeort mit breiten Promenaden und riesigen, eleganten Terrassen. Inzwischen war Bath ein wenig in die Jahre gekommen und nicht mehr nur für die feine Gesellschaft erschwinglich, sondern auch für die Mittelklasse.
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