Das Geheimnis der Rose
sagte er, und seine Stimme klang leicht heiser. »Wie geht es Ihnen? Ich hoffe, Sie haben keine Verletzungen durch das Feuer davongetragen.«
»Es geht mir sehr gut«, versicherte Julia ihm. Ihr Blick wanderte zu einer weiteren Person in dem Salon, einer der schönsten exotischen Frauen, die sie je gesehen hatte. Sie besaß einen zartgoldenen Teint, glatte schwarze Haare und auffallend hellgrüne Augen. Ihr schweres Seidenkleid war in der schmalen Taille eng gegürtet und enthüllte die Umrisse einer geschmeidigen großen Gestalt. Julia war fasziniert von ihr. Dies war also die geheimnisvolle Frau, die mit Logan zusammenlebte. War sie mehr als eine Mätresse für ihn oder einfach nur eine fügsame Gefährtin?
Die Frau lächelte Julia an und stellte sich neben Logan. »Ich werde euch jetzt alleinlassen, damit ihr euch unterhalten könnt«, sagte sie taktvoll und strich mit einer besitzergreifenden Geste über Logans Haar, bevor sie hinausging.
Logan sah Julia grüblerisch an. Seine Augen waren gerötet, da sie dem Rauch ausgesetzt gewesen waren, und dadurch wirkte die blaue Iris strahlender denn je.
»Setzen Sie sich«, sagte er und deutete auf einen gepolsterten Stuhl. »Möchten Sie etwas trinken?«
»Ja, irgendetwas«, sagte Julia dankbar und machte es sich auf dem bequemen Stuhl gemütlich. Er brachte ihr ein Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit, Whiskey mit Wasser, wie sie erkannte, weich und leicht süßlich.
Nachdem er sich selbst ein Glas pur eingegossen hatte, setzte sich Logan ebenfalls und streckte die Beine aus. Wie sie, hatte auch er sich noch nicht umgezogen und trug sein Bühnenkostüm. Es war in einem schlimmen Zustand, voller Schweiß- und Brandflecken, das Hemd zerfetzt, die Hosen am Knie zerrissen.
»Was ist mit dem Theater?« fragte Julia zögernd und trank von ihrem Whiskey. Es war nicht undbedingt ein Drink, den sie genoss, aber sie begrüßte seine belebende Wirkung.
Sein Gesicht wurde von einem düsteren Ausdruck überschattet. »Es wurde nicht zerstört, aber die Reparaturen werden ein Vermögen kosten. Wir werden die Vorstellungen um die Hälfte reduzieren und für den Rest der Spielzeit auf Tournee durch die Provinz gehen müssen. Inzwischen werde ich hin und her reisen, um die Arbeiten am Capital zu überwachen.«
»Oh.« Julia hasste Tourneen. Es wurde abends immer spät, das Essen war schlecht, und die Zimmer waren dreckig.
In der Vergangenheit waren sie mit einigen Stücken auf begrenzte Tourneen gegangen und in Orten wie Bristol, Leicester und Chester aufgetreten. Es war mühsam, mit den Menschenmengen fertigzuwerden, die sich gewöhnlich vor ihrem Quartier drängten, und die ständige Überwachung zu ertragen, einerlei, wohin sie auch ging.
Trotz seiner offensichtlichen Müdigkeit lächelte Logan über ihre mangelnde Begeisterung. »Keine Klagen«, murmelte er. »Ich bin heute Abend nicht auf Kampf eingestellt.«
Julia gelang ein schwaches Lächeln als Erwiderung. »Ich auch nicht.« Sie sah auf ihr Kostüm hinunter und spielte mit einer Falte ihres Rocks. »Das Stück lief heute Abend großartig, bevor das Feuer ausbrach. Ich bin sicher, es wäre gut angekommen.«
»Wir werden nächste Woche in Bath damit auftreten.«
»So bald schon?« fragte Julia und zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Aber die Hintergründe und Kulissen, die zerstört wurden …«
»Fiske und die anderen werden etwas improvisieren. Sie können die Meer- und Strandkulisse aus dem Kaufmann von Venedig verwenden und einige Teile aus anderen Inszenierungen.« Er rieb sich die Nase mit Daumen und Zeigefinger. »Tatsache ist, dass wir es uns nicht leisten können, unsere Tournee weiter aufzuschieben.«
»Vielleicht könnten einige Benefizveranstaltungen zusätzliche Gelder für die Reparaturen des Theaters erbringen«, schlug Julia vor.
»Ich werde mich schon um das Geld kümmern. In der Zwischenzeit …« Er sah sie fest an. »Weshalb sind Sie hier, Jessica?«
Sie nahm verstohlen einen Schluck Whiskey. »Ich … brauche Ihren Rat.«
Logan wartete darauf, dass sie fortfuhr, und zeigte dabei eine für ihn ungewöhnliche Geduld.
Julia atmete ein und dann laut und lange aus. »Ich habe persönliche Sorgen«, platzte sie heraus.
»Das habe ich bereits vermutet. Fahren Sie fort.«
»Ich benehme mich vollkommen anders, ich treffe Entscheidungen, von denen ich weiß, dass sie falsch sind, und trotzdem scheine ich nicht anders zu können. Ich fürchte, dass meine Arbeit darunter leiden wird,
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