Das Geheimnis der Rose
Sturheit konnte sie sich des Gefühls nicht erwehren, dass Damon ihr gehörte. Nach allem, was sie durch diese Ehe erlitten hatte, hatte sie sich zweifellos das Recht verdient, ihn zu lieben. Auf der anderen Seite: Wenn es ein Kind gab … sie war nicht sicher, ob sie mit dem Gedanken leben könnte, Damon von seinen Pflichten abgehalten zu haben. Gerade als sie sich wieder das Gesicht bespritzte, hörte sie die zwitschernde Stimme der Bademeisterin: »Mrs. Wentworth?« Julia rieb sich die nassen Augen und sah zur Tür, wo die ältere Frau stand.
Die grauen Locken, die oben auf dem Kopf der alten Frau festgesteckt waren, wippten fröhlich, als sie sprach.
»Mrs. Wentworth, Sie haben Besuch. Und ich habe keinen Zweifel dass Sie sehr glücklich darüber sind.«
Julia schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass niemand baden darf, solange ich hier bin …«
»Ja, aber Sie werden doch Ihren eigenen Ehemann nicht abweisen, oder?«
»Ehemann?« fragte Julia scharf.
Die Bademeisterin nickte, bis die aufgesteckten Locken herunterzustürzen drohten. »ja, und ein feiner, schöner Mann ist er.«
Julia öffnete ungläubig den Mund, als sich Lord Savage an der Frau vorbeidrängte. »Da bist du ja«, sagte er freundlich und sah Julia an, die tiefer in dem dampfenden Wasser versank. »Hast du mich vermisst, Liebling?«
Nachdem Julia sich schnell wieder gefasst hatte, funkelte sie ihn mit zusammengezogenen Augen wütend an.
»Überhaupt nicht.« Sie hätte am liebsten einen Arm voller Wasser über seine makellose Hose und sein weißes Leinenhemd gespritzt. Die Bademeisterin kicherte über die vermeintliche Neckerei. Damon drehte sich um und schenkte ihr ein reizendes Lächeln. »Meinen tiefsten Dank, dass Sie mich wieder mit meiner Frau vereint haben, Madam. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, wären wir gern ein paar Minuten allein … und lassen Sie keine anderen Besucher herein …«
»Keine Seele wird über die Schwelle treten«, schwor die Frau und zwinkerte ihm zu, als sie hinausging. »Guten Abend, Mr. Wentworth!«
Bei dieser Anrede zog Damon ein finsteres Gesicht. »Ich bin nicht Mr. Wentworth«, murmelte er, aber die Frau war bereits gegangen. Als er sich wieder zu Julia umdrehte, funkelte sie ihn immer noch an.
»Wie hast du mich gefunden?«
Lässig zog Damon sein Jackett aus und drapierte es über eine Stuhllehne. »Deine Freundin Arlyss erzählte mir, dass die Truppe sich darauf vorbereite, in Bath aufzutreten. Nachdem ich in ein paar Hotels und Gasthäusern nachgeforscht hatte, fand ich deinen Aufenthaltsort heraus. Der Besitzer des Gästehauses erzählte mir, dass du gewöhnlich abends herkommst.«
»Er hatte kein Recht …«
»Ich war sehr überzeugend.« Sein Blick fiel auf den weißen Ansatz ihrer Brüste, die in dem flackernden Lichtschein schimmerten.
»Da habe ich keinen Zweifel«, entgegnete Julia sarkastisch. Sie drängte sich näher an die Wand des Beckens, um ihren Körper vor ihm zu verbergen. Vielleicht lag es an der Hitze des Wassers, dass ihr Herz schneller schlug.
Niemand sah sie so an wie er: Der Blick seiner grauen Augen lag warm, prüfend und besitzergreifend auf ihr.
Damon hockte sich neben ihr nieder und stützte die Arme auf den gebeugten Knien ab. »Auch wenn du weiter vor mir wegläufst«, sagte er leise, »werde ich dich immer wieder finden.«
»Du wirst keine einzige Nacht mit mir in dem Gästehaus verbringen. Und ich vermute, dass Bath so gut wie ausgebucht ist. Wenn du heute Abend nicht auf der Straße schlafen willst, solltest du unverzüglich nach London zurückkehren.«
»Ich besitze ein Haus am Laura Place.«
»Wieso?« fragte sie und versuchte, ihr Unbehagen zu verbergen. »Du bist doch kein Mann, der in Bath gesellschaftliche Kontakte pflegt …«
»Ich habe das Haus für meinen Vater gekauft. Er kommt gern her, wenn seine Gesundheit die Reise zulasst.
Möchtest du es sehen?«
»Kaum. Falls du es noch nicht gemerkt haben solltest: Ich versuche, dir aus dem Weg zu gehen.« Ihr Kopf zuckte zurück, als Damon ein paar Wassertropfen von ihrem Kinn streichen wollte. »Fass mich nicht an!«
»Wenn du wütend bist wegen jener Nacht, als Pauline auftauchte …«
»Es kümmert mich nicht im geringsten, was es damit auf sich hatte. Es ist mir gleichgültig, ob du mit ihr verabredet warst oder nicht. Und ich bin wütender auf mich als auf jeden anderen.«
»Weil du bei mir sein wolltest?« murmelte er.
Abgesehen vom sanften Plätschern
Weitere Kostenlose Bücher