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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Baker
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war versucht, kurz hineinzugehen und sich aufzuwärmen, aber sie hatte ihr Ziel ja schon fast erreicht und wollte auch keine Zeit verlieren, also kämpfte sie sich am Rande der Marsch weiter durch Wind und Graupel voran, passierte die Gräber und erreichte schließlich die Rückseite der Salzscheune. Gut, dass Whit so dickköpfig war wie die Mutter eines Maultiers, dachte Dee, denn es hätten sich nicht viele Männer an einem solchen Tag hierherbemüht. Whit schon. Oh ja.
    Sie erstarrte, als Scheinwerfer die Straße erleuchteten, und Whits Auto in Sicht kam.
    Dee war einen Moment lang allen Blicken ausgesetzt, Whit wollte jedoch nur so schnell wie möglich zur Scheune und hatte sie gar nicht bemerkt. Von ihrem Beobachtungsposten in der Marsch aus sah Dee ihn das zweiteilige Scheunentor öffnen und dann hineingehen. Sie hielt den Atem an und lauschte, hörte jedoch nur den Wind und das Prasseln des Regens.
    Scheiße, dachte sie schließlich . Ich frier mir hier draußen noch den Arsch ab. Ich geh da jetzt rein.
    Als sie die Tür öffnete, fielen ihr zwei Dinge auf. Zunächst hatte sie plötzlich den Eindruck, dass draußen im Dunkeln irgendetwas – oder jemand – raschelte. Sie starrte hinaus in den Regen, sah aber niemanden, und betrat deshalb endlich die Scheune.
    Ohne Icicle roch die Luft darin irgendwie anders. Nicht sauberer, wie Dee erwartet hätte, sondern schwerer, süßer, rauchiger. Sie atmete wieder ein und runzelte die Stirn. Wo steckte Whit denn bloß? Sie wollte die Dinge jetzt endlich klären. Wieder dachte sie an die Wohnung, die sie nur für sich und Jordy mieten würde. Aber es fiel ihr immer schwerer, irgendetwas zu erkennen, ihre Augen brannten, dann hörte sie ein Dröhnen, und plötzlich stürzte ein Flammenmeer auf sie herab. Sie schrie und wandte sich um, aber die Dunkelheit hatte sich in Hitze, Licht und Asche verwandelt, und ihr wurde zu spät klar, dass es für sie überhaupt keine Zukunft geben würde.

K APITEL 30
    W enn irgendwann die Zeit käme, Wahrheiten ans Licht zu bringen, dann würde Jo ein dunkles Geheimnis enthüllen müssen. Sie fragte sich nämlich, ob sie Dee vielleicht hätte retten können, als sie mit Whit in der Scheune gefangen war. Natürlich konnte das niemand wissen, und die Feuerwehr war überzeugt, dass sie gar nichts mehr für sie hätte tun können. Ihrer Meinung nach waren Whit und Dee längst tot, als sie die Scheune erreichte, aber Jo wusste ja aus Erfahrung, dass ein Mensch im Notfall auch durch Flammen und Glut gehen konnte. Warum bloß hatte sie es an diesem Abend nicht noch einmal gewagt?
    Als Claire am Abend des Dezemberfeuers ins Haus gekommen war, hatte Jo sofort erkannt, dass irgendetwas Furchtbares passiert sein musste. Claire stürmte viel zu schnell herein und schlug die Tür hinter sich zu, als sei ein Rudel wilder Hunde hinter ihr her. Draußen hörte Jo es prasseln und knacken. Dieses Jahr ist das Dezemberfeuer aber wild, dachte sie noch, legte Jordy in seine Schüssel und fragte sich, warum Claire schon so früh zu Hause war. Außerdem fand sie es komisch, dass man das Feuer bis hier draußen in die Marsch hörte.
    Im Verlaufe der letzten Stunde hatte Jo dabei zugesehen, wie das Wetter in Rage geraten war. Der Wind hatte begonnen, an den Schindeln zu rütteln und sie loszureißen gedroht, und von Zeit zu Zeit war der böse Finger eines Blitzes aus dem Himmel hinabgefahren und hatte nach der Erde gegriffen wie eine Hand, die Unkraut zupft.
    Sie erwartete eigentlich, dass Claire sich erst laut vernehmlich Jacke und Schuhe ausziehen und dann den hutlosen Kopf zur Wohnzimmertür hereinstecken würde, aber das passierte nicht. Stattdessen raste Claire vor Entsetzen sprachlos in den Raum und riss Jordy aus seiner Schale an sich.
    »Wo ist Dee?«, wollte Jo wissen und sah stirnrunzelnd zu, wie ihre Schwester den Fußboden volltropfte und mit wächserner Miene vor sich hin stammelte. »Himmel, was ist denn nur los?«, wollte Jo wissen, als Claire krampfhaft immer wieder dieselben Worte ausstieß: »Dee ist verloren.«
    »Wovon redest du denn?«, keuchte Jo und schob Claire hinaus auf die Veranda. Und dann sah sie in der Ferne die Salzscheune brennen. Jo presste sich die Hand aufs Herz – oder zumindest dorthin, wo sie es vermutete – und spürte es klopfen, dann rannte sie los in die Dunkelheit, trat mit den Pantoffeln in den eisigen Schlamm und zog ihr schlechtes Bein hinter sich her.
    »Dee!«, brüllte sie, als sie sich dem brennenden Gebäude

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