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Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Titel: Das Geheimnis der Schnallenschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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erkannte die Stimme sofort.
    «M. Hercule Poirot?»
    «Am Apparat.»
    «Hier ist Jane Olivera – die Nichte von Mr Alistair Blunt.»
    «Ja, Miss Olivera?»
    «Könnten Sie bitte ins Gotische Haus kommen? Ich glaube nämlich, dass Sie etwas erfahren müssten.»
    «Gewiss. Um welche Zeit würde es Ihnen passen?»
    «Um halb sieben, bitte.»
    «Ich werde kommen.»
    «Ich – ich hoffe, ich störe Sie nicht in Ihrer Arbeit?»
    «Ganz und gar nicht. Ich habe Ihren Anruf erwartet.»
    Er legte rasch auf und wandte sich lächelnd vom Telefon ab. Er war neugierig, welche Ausrede Jane Olivera sich wohl ausgedacht haben mochte, um ihn kommen zu lassen.
    Bei seiner Ankunft im Gotischen Haus wurde er direkt in die große Bibliothek geführt, durch deren Fenster man auf die Themse hinaussah. Alistair Blunt saß am Schreibtisch und spielte zerstreut mit einem Papiermesser. Er machte das leicht gequälte Gesicht eines Mannes, dem das Weibervolk um sich herum zunehmend auf die Nerven geht.
    Jane Olivera stand beim Kamin. Eine rundliche Dame in mittleren Jahren zeterte bei Poirots Eintreten gerade: «– und ich bin wirklich der Meinung, Alistair, dass in dieser Angelegenheit auf meine Gefühle Rücksicht genommen werden muss.»
    «Ja, natürlich, Julia – natürlich, natürlich.»
    Alistair sprach in beschwichtigendem Ton und stand auf, um Poirot zu begrüßen.
    «Und wenn ihr euch Schauergeschichten erzählt, verlasse ich das Zimmer», fügte die Dame hinzu.
    «An deiner Stelle, Mutter, würde ich lieber gleich hinausgehen», meinte Jane höflich.
    Mrs Olivera rauschte aus dem Zimmer, ohne von Poirot Notiz zu nehmen.
    «Sehr freundlich, dass Sie gekommen sind, M. Poirot», begrüßte Alistair Blunt ihn. «Ich glaube, Sie kennen Miss Olivera bereits?»
    Jane sagte rasch: «Es handelt sich um diese verschwundene Frau, von der alle Zeitungen voll sind – Miss Sowieso Seale.»
    «Sainsbury Seale? Ja?»
    «Es ist ein so pompöser Name – deshalb habe ich mich daran erinnert. Wer soll erzählen – ich oder du, Onkel Alistair?»
    «Mein liebes Kind – die Geschichte gehört dir.»
    Jane wandte sich wieder an Poirot.
    «Vielleicht ist es ganz unwichtig – aber ich habe jedenfalls gemeint, dass Sie es erfahren sollten.»
    «Ja?»
    «Es war beim letzten Mal, als Onkel Alistair zum Zahnarzt ging – ich meine: nicht neulich, sondern vor etwa drei Monaten. Ich habe ihn in die Queen Charlotte Street begleitet; der Wagen sollte mich dann zu Freunden am Regent’s Park bringen und hinterher Onkel Alistair wieder abholen. Wir hielten vor Nummer 58, und Onkel stieg aus. In diesem Augenblick kam eine Frau aus dem Haus – eine Frau in mittleren Jahren mit wirrem Haar und geschmacklos angezogen. Sie schoss auf Onkel zu und sagte» – hier ging Jane Oliveras Stimme in ein affektiertes Quietschen über – «‹Oh, Mr Blunt, Sie können sich gewiss nicht mehr an mich erinnern!› Ihm war natürlich anzumerken, dass er sich wirklich nicht im Geringsten an sie erinnerte.»
    Blunt seufzte.
    «Das geht mir immer so. Die Leute sagen…»
    «Er machte ein ganz bestimmtes Gesicht», fuhr Jane fort, «das ich genau kenne – ein Gesicht, das den Leuten etwas vormachen soll, aber keinen Säugling täuschen könnte – und sagte lahm: ‹Oh – äh – doch, gewiss.› Darauf sagte das schreckliche Weib: ‹Ich war sehr befreundet mit Ihrer Frau, wissen Sie!›»
    «Auch das sagen die Leute immer», fügte Alistair Blunt in düsterem Ton hinzu. Er lächelte verlegen.
    «Es läuft immer auf dasselbe hinaus: ein Beitrag für irgendeinen wohltätigen Zweck. Damals habe ich mich mit fünf Pfund zugunsten einer Zenana-Mission loskaufen können – billig!»
    «Hatte sie wirklich Ihre Frau gekannt?»
    «Nun, da sie sich für die Zenana-Mission interessierte, hätte das nur in Indien gewesen sein können, wo wir vor etwa zehn Jahren waren. Aber ‹sehr befreundet› war sie mit meiner Frau sicher nicht, denn davon hätte ich gewusst. Wahrscheinlich hat sie sie einmal bei irgendeinem Empfang getroffen.»
    Jane meinte: «Ich glaube nicht, dass sie Tante Rebecca überhaupt gekannt hat. Das war sicher nur ein Vorwand, um dich anzusprechen, Onkel.»
    Alistair Blunt murmelte nachsichtig: «Nun, das ist sehr gut möglich.»
    «Hat sie noch weitere ‹Annäherungsversuche› gemacht?», fragte Poirot.
    Blunt schüttelte den Kopf.
    «Ich habe nie wieder an sie gedacht. Sogar ihr Name war mir entfallen, bis Jane ihn in der Zeitung entdeckt hat.»
    Unsicher sagte Jane:

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