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Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Titel: Das Geheimnis der Schnallenschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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«Morgen ist Sonntag, nicht wahr? Vielleicht machen Sie mir beide das Vergnügen, mit mir zu Mittag zu essen – sagen wir, im Longans Corner Restaurant? Ich möchte diesen traurigen Vorfall mit Ihnen beiden besprechen.»
    «Danke vielmals, M. Poirot. Ich – wir werden uns sehr freuen!»
     
    Frank Carter war ein blonder, mittelgroßer junger Mann, dessen Erscheinung billige Eleganz verriet. Er redete bereitwillig und fließend. Seine Augen standen ziemlich nahe beisammen und bewegten sich unruhig hin und her, wenn er verlegen war. Er war misstrauisch und etwas feindselig gestimmt.
    «Ich hatte keine Ahnung, dass wir das Vergnügen haben würden, mit Ihnen zu speisen, M. Poirot. Gladys hat mir nichts davon erzählt.»
    Er warf ihr einen ärgerlichen Blick zu.
    «Es wurde erst gestern vereinbart», entschuldigte Poirot lächelnd. «Miss Nevill hat sich über die näheren Umstände von Mr Morleys Tod sehr aufgeregt, und ich dachte, wenn wir alle einmal einen Kriegsrat abhalten würden…»
    Frank Carter unterbrach ihn grob.
    «Morleys Tod? Morleys Tod hängt mir schon zum Hals heraus! Denk doch einfach nicht mehr an den Mann, Gladys. Ich verstehe nicht, was an ihm so großartig gewesen sein soll.»
    «Oh, Frank – das darfst du nicht sagen. Schon allein, dass er mir hundert Pfund vermacht hat – gestern Abend habe ich den Brief bekommen, in dem das stand.»
    «Nun ja, das ist ja ganz gut und schön», gab Frank grollend zu. «Aber warum schließlich auch nicht? Wie eine Sklavin hat er dich schuften lassen – und wer hat alle die fetten Honorare eingesteckt? Er!»
    «Aber das war doch vollkommen in Ordnung – er hat mir ein sehr gutes Gehalt gezahlt.»
    «Nicht, was ich unter einem guten Gehalt verstehe! Mein liebes Kind, du bist viel zu gutmütig – du lässt dich ausnützen. Ich habe Morley ganz richtig eingeschätzt. Du weißt so gut wie ich, dass er alles versucht hat, um uns beide auseinanderzubringen.»
    «Er hat es nicht besser verstanden.»
    «Er hat es sehr wohl verstanden. Der Mann ist jetzt tot, sonst hätte ich ihm einmal meine Meinung gesagt – kannst dich darauf verlassen.»
    «Zu diesem Zweck sind Sie auch am Todestag von Mr Morley ins Haus gekommen, nicht wahr?», fragte Hercule Poirot freundlich.
    Frank Carter sagte zornig: «Wer hat das behauptet…?»
    «Sie sind doch gekommen, nicht wahr?»
    «Nun, und wenn schon? Ich wollte Miss Nevill sprechen.»
    «Aber man hat Ihnen mitgeteilt, sie sei nicht da.»
    «Ja, und das hat mich äußerst misstrauisch gemacht, kann ich Ihnen sagen. Ich habe diesem rothaarigen Trottel gesagt, dass ich warten und selbst mit Morley sprechen würde. Ich hatte es satt, dass er Gladys dauernd gegen mich aufhetzte, und wollte ihm klarmachen, dass ich kein armseliger Taugenichts bin, sondern ein Mann in guter Stellung, der absolut in der Lage ist zu heiraten.»
    «Aber Sie haben doch nicht mit Morley gesprochen?»
    «Nein, ich bekam das Warten in dieser verstaubten Gruft satt und ging fort.»
    «Um welche Zeit verließen Sie das Haus?»
    «Daran kann ich mich nicht erinnern.»
    «Haben Sie eine halbe Stunde gewartet – länger oder kürzer als eine halbe Stunde?»
    «Ich sage Ihnen doch, ich weiß es nicht. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die dauernd auf die Uhr schauen.»
    «War noch jemand im Wartezimmer, während Sie dort warteten?»
    «Ein dicker, öliger Kerl war da, als ich eintrat, aber er wurde bald zu Morley gerufen. Dann war ich allein.»
    «Dann müssen Sie vor halb eins gegangen sein – denn um diese Zeit ist eine Dame gekommen.»
    «Schon möglich. Wie gesagt, die Bude ist mir auf die Nerven gegangen.»
    Poirot sah ihn nachdenklich an. Das forsche Auftreten wirkte irgendwie unecht. Aber das ließ sich vielleicht auch durch bloße Nervosität erklären. Einfach und ungekünstelt sagte darum Poirot: «Miss Nevill erzählte mir, dass Sie großes Glück gehabt und eine sehr gute Stellung gefunden haben.»
    «Das Gehalt ist gut.»
    «Zehn Pfund pro Woche, habe ich gehört.»
    «Stimmt. Nicht übel, was? Das beweist, dass ich etwas erreichen kann, wenn ich es mir in den Kopf setze.»
    Carter sah sehr stolz aus.
    «Ja, in der Tat. Und die Arbeit ist nicht zu anstrengend?»
    «Es geht.»
    «Und interessant?»
    «O ja, ganz interessant. Da wir gerade von Arbeit reden: Ich habe mich immer gefragt, wie ihr Privatdetektive eigentlich arbeitet. Ich nehme an, die Zeiten des seligen Sherlock Holmes sind vorbei, oder? Heutzutage gibt es wohl nur noch Scheidungsaffären zu

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