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Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Titel: Das Geheimnis der Schnallenschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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bearbeiten?»
    «Ich befasse mich nicht mit Ehescheidungen.»
    «So? Dann begreife ich nicht, wie Sie existieren können.»
    «Man richtet sich ein, lieber Freund, man richtet sich ein.»
    «Aber Sie sind doch eine Koryphäe auf Ihrem Gebiet, nicht wahr, M. Poirot?», warf Gladys Nevill ein. «Mr Morley hat das immer behauptet. Ich meine: Detektive wie Sie arbeiten für königliche Hoheiten oder für das Innenministerium oder für Herzoginnen.»
    Poirot lächelte sie an. «Sie schmeicheln mir», sagte er dann.
     
    Nachdenklich kehrte Poirot heim und rief sofort Japp an.
    «Verzeihen Sie, lieber Freund, wenn ich Sie störe, aber haben Sie eigentlich etwas unternommen, um dem bewussten Telegramm an Gladys Nevill auf die Spur zu kommen?»
    «Sind Sie immer noch an der Sache dran? Ja, wir haben das Telegramm tatsächlich aufgespürt. Die Sache war sehr schlau eingefädelt: Die Tante wohnt in Richbourne in Somerset, und das Telegramm wurde in Richbarn, einem Londoner Vorort, aufgegeben.»
    Anerkennend meinte Poirot:
    «Das war schlau – ja, das war schlau. Wenn die Empfängerin zufällig nach dem Aufgabeort sah, besaß dieser Name genügend Ähnlichkeit mit Richbourne, um keinen Verdacht zu erregen.» Er hielt inne. «Wissen Sie, was ich denke, Japp?»
    «Nun?»
    «Hinter dieser Sache steckt Verstand.»
    «Hercule Poirot wünscht, dass es Mord ist, also muss es Mord sein.»
    «Und wie erklären Sie sich das Telegramm?»
    «Ein Zufall. Jemand hat einen Streich gespielt.»
    «Aus welchem Grund?»
    «Du lieber Himmel, Poirot – aus welchem Grund tut man so etwas? Aus Spaß, aus Fopperei. Ein verdrehter Sinn für Humor – das ist alles.»
    «Und der Spaß musste ausgerechnet an dem Tag stattfinden, an dem Morley den Irrtum mit der Injektion begeht?»
    «Vielleicht hat dabei ein gewisser Zusammenhang von Ursache und Wirkung bestanden: Eben weil die Assistentin abwesend war, hat sich Morley infolge seiner dadurch bedingten Überlastung in der Dosis geirrt.»
    «Ich bin noch nicht überzeugt.»
    «Das glaube ich Ihnen – aber sehen Sie nicht, wohin Ihre Auffassung führt? Wenn jemand die Nevill aus dem Weg haben wollte, dann war es vermutlich Morley selbst. Und daraus würde sich ergeben, dass er Amberiotis mit Vorbedacht und nicht aus Versehen umgebracht hat.»
    Poirot schwieg.
    Japp sagte: «Sehen Sie das ein?»
    «Amberiotis kann auch auf andere Weise umgebracht worden sein», erklärte Poirot.
    «Ausgeschlossen. Niemand hat ihn im Savoy besucht, und im ärztlichen Befund steht ausdrücklich, dass das Zeug gespritzt und nicht geschluckt worden ist – im Magen war nichts davon zu finden. Da ist nicht viel zu machen – der Fall liegt klar.»
    «Ja, das sollen wir eben glauben… Und was ist mit der verschwundenen Dame?»
    «An dem Fall arbeiten wir noch. Irgendwo muss das Weibsbild doch sein! Man kann schließlich nicht einfach auf die Straße laufen und sich in Luft auflösen.»
    «Das hat sie aber anscheinend getan.»
    «Im Augenblick sieht es so aus. Aber irgendwo muss sie sein, tot oder lebendig – und ich glaube nicht, dass sie tot ist.»
    «Warum nicht?»
    «Weil wir sonst inzwischen die Leiche gefunden hätten.»
    «Oh, lieber Freund – tauchen denn Leichen immer schon so bald auf?»
    «Wahrscheinlich wollen Sie mir jetzt einreden, die Frau sei gleichfalls umgebracht worden?»
    «Man kann nie wissen», sagte Poirot vorsichtig. «Aber die Hauptsache ist, dass Sie sie erst einmal finden.»
    «Ja, ja, natürlich. Wir werden jetzt ihren Steckbrief durch die Presse veröffentlichen und auch den Rundfunk mobilisieren.»
    «Aha», meinte Poirot, «das könnte was bringen.»
    «Machen Sie sich keine Sorgen, alter Freund. Wir werden Ihnen Ihre verschwundene Schönheit schon zur Stelle schaffen – einschließlich wollener Unterwäsche und allem anderen.»
    Japp legte auf.
    George betrat in seiner gewohnten geräuschlosen Art das Zimmer. Er stellte eine Kanne dampfende Schokolade und etwas Gebäck auf ein Tischchen.
    «Haben Sie noch einen Wunsch, Monsieur?»
    «Meine Gedanken befinden sich in großer Verwirrung, George.»
    «Wirklich, Monsieur? Das tut mir Leid.»
    Hercule Poirot goss sich eine Tasse Schokolade ein und rührte gedankenvoll darin herum.
    George blieb in ehrerbietiger Haltung wartend stehen, denn er verstand das Zeichen zu deuten. Es gab Augenblicke, in denen Hercule Poirot seine Fälle mit dem Diener besprach. Er pflegte zu sagen, Georges Bemerkungen seien ungewöhnlich nützlich.
    «Es ist Ihnen

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