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Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Titel: Das Geheimnis der Schnallenschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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«Nun, ich fand, dass M. Poirot von dieser Begegnung erfahren sollte!»
    «Ich danke Ihnen, Mademoiselle», erwiderte Poirot höflich. Zu Blunt gewandt, fügte er hinzu: «Ich möchte Sie nicht unnötig aufhalten, Mr Blunt. Sie sind ein viel beschäftigter Mann.»
    Jane sagte schnell: «Ich bringe Sie hinunter.»
    Poirot lächelte hinter seinem Schnurrbart.
    Im Erdgeschoss blieb Jane plötzlich stehen: «Kommen Sie hier rein!», flüsterte sie und führte ihn in ein kleines Zimmer, das neben der Halle lag. Sie drehte sich um und stand ihm gegenüber. «Was meinten Sie, als Sie am Telefon sagten, Sie hätten meinen Anruf erwartet?»
    Poirot lächelte: «Genau, was ich gesagt habe, Mademoiselle. Ich habe Ihren Anruf erwartet – und der Anruf ist gekommen.»
    «Wollen Sie damit sagen, Sie hätten gewusst, dass ich Sie wegen dieser Sainsbury Seale anrufen würde?»
    Poirot schüttelte den Kopf.
    «Das war nur ein Vorwand. Sie hätten nötigenfalls auch einen anderen Vorwand gefunden.»
    «Aus welchem anderen Grund hätte ich Sie anrufen sollen?», fragte das Mädchen wütend.
    «Aus welchem Grund sollten Sie die kleine Information über Miss Sainsbury Seale mir zukommen lassen statt der Polizei? Das wäre doch der normale Weg gewesen.»
    «Also gut – was wissen Sie eigentlich?»
    «Ich weiß, dass Sie sich für mich interessieren, seit Sie erfahren haben, dass ich neulich im Holborn Palace Hotel war.»
    Sie wurde so blass, dass er erschrak. Er hätte nie gedacht, dass diese tiefgebräunte Haut eine derart grünliche Schattierung annehmen könnte.
    Mit ruhiger, fester Stimme fuhr er fort: «Sie haben mich veranlasst, heute hierher zu kommen, weil Sie mich ausholen wollen – das ist das richtige Wort, nicht wahr? – ja, weil Sie mich ausholen wollen – über Mr Howard Raikes.»
    «Wer ist das?», fragte Jane wenig überzeugend.
    Poirot sagte: «Sie brauchen mich nicht auszuholen, Mademoiselle. Ich werde Ihnen erzählen, was ich weiß – oder vielmehr, was ich erraten habe. Damals, als ich mit Chefinspektor Japp zum ersten Mal hier ins Haus kam, waren Sie überrascht, uns zu sehen – erschrocken. Sie dachten, Ihrem Onkel sei etwas zugestoßen. Warum?»
    «Nun, er gehört zu den Leuten, denen etwas zustoßen könnte. Einmal hat er eine Bombe in einem Postpaket bekommen, und jetzt erhält er fast täglich Drohbriefe.»
    Poirot fuhr fort: «Chefinspektor Japp sagte Ihnen, dass ein gewisser Morley, ein Zahnarzt, erschossen aufgefunden worden sei. Sie erinnern sich vielleicht noch an Ihre Antwort. Sie sagten: ‹Aber das ist doch absurd!›»
    «Habe ich das gesagt? Das war absurd von mir, nicht wahr?»
    «Es war eine sehr sonderbare Bemerkung, Mademoiselle. Sie verriet, dass Sie von der Existenz des Mr Morley wussten und dass Sie erwartet hatten, etwas würde passieren – nicht ihm, aber möglicherweise in seinem Hause.»
    «Sie denken sich gern zu Ihrem Vergnügen Geschichten aus, wie?»
    Poirot ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. «Sie hatten erwartet – oder vielmehr gefürchtet –, dass etwas in Mr Morleys Haus Ihrem Onkel passieren würde. Aber wenn dem so war, dann mussten Sie etwas wissen, was wir nicht wussten. Ich ließ die Menschen, die an jenem Tag Mr Morleys Haus betreten hatten, vor meinem inneren Auge Revue passieren und kam sofort auf die einzige Person, die mit Ihnen in Verbindung stehen könnte – es war dieser junge Amerikaner, Howard Raikes.»
    «Das klingt ja wie ein Schauerroman! Was bringt die nächste spannende Fortsetzung?»
    «Ich suchte Mr Raikes auf. Er ist ein gefährlicher und anziehender junger Mann.»
    Poirot schaltete eine ausdrucksvolle Pause ein.
    Jane sagte nachdenklich: «Das ist er wirklich, nicht wahr?» Sie lächelte. «Also schön! Sie haben gewonnen! Ich bin fast gestorben vor Angst!»
    Sie beugte sich vor.
    «Ich werde Ihnen alles erzählen, M. Poirot. Sie kann man nicht an der Nase herumführen. Lieber erzähle ich es Ihnen, als dass Sie herumschnüffeln und alles selbst herausbringen. Ich liebe diesen Howard Raikes. Meine Mutter hat mich nur nach England gebracht, um mich von ihm zu trennen. Teils deshalb, und teils weil sie hofft, Onkel Alistair könnte mich genügend lieb gewinnen, um mir sein Vermögen zu vermachen. – Mutter ist eine angeheiratete Nichte. Ihre Mutter war die Schwester von Rebecca Arnholt. Wir sind also nur sehr entfernt verwandt – aber Blutsverwandte hat er nicht, und deshalb bildet Mutter sich ein, wir könnten ihn einmal beerben. Sie sehen, ich

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