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Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Titel: Das Geheimnis der Schnallenschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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bin offen, M. Poirot. Solche Leute sind wir. Wir haben selbst eine Masse Geld – eine geradezu unanständige Masse, sagt Howard –, aber nicht in der Größenordnung von Onkel Alistair.»
    Sie hielt inne und schlug mit der Hand wütend auf die Stuhllehne.
    «Wie kann ich es Ihnen begreiflich machen? Alles, woran ich auf Grund meiner ganzen Erziehung glaube, verabscheut Howard und will es vernichten. Und wissen Sie – manchmal empfinde ich genauso wie er. Ich habe Onkel Alistair sehr gern, aber er geht mir auf die Nerven. Er ist so schwerfällig – so englisch – so vorsichtig und konservativ. Manchmal habe ich das Gefühl, er und seine Klasse müssten wirklich hinweggefegt werden – sie stehen dem Fortschritt im Wege, nur ohne sie wird man etwas erreichen können!»
    «Sie bekennen sich zu den Ideen von Mr Raikes?»
    «Ja – und nein. Howard ist radikaler als die meisten seiner Genossen. Wissen Sie, es gibt Leute, die bis zu einem gewissen Punkt mit Howard übereinstimmen. Sie wären bereit, etwas Neues zu wagen, wenn Onkel Alistair und seine Leute es zulassen würden. Aber das tun die niemals! Sie sitzen bloß da, wackeln mit den Köpfen und sagen: ‹Das dürfen wir nicht riskieren.› Und: ‹Das wäre keine gesunde Wirtschaft›. Und: ‹Wir müssen verantwortungsbewusst sein.›» Jane hatte sich richtig in Rage geredet.
    «Warum hat Mr Raikes den Zahnarzt in der Queen Charlotte Street aufgesucht?», fragte Poirot betont sachlich.
    «Weil ich wollte, dass er Onkel Alistair kennen lernt, und nicht wusste, wie ich das anders zustande bringen sollte. Howard ist so erbittert über Onkel Alistair, so erfüllt von – ja, von Hass, und ich glaube, das würde sich ändern, wenn er einmal sehen könnte, was für ein netter, gütiger, bescheidener Mensch Onkel in Wirklichkeit ist. Hier im Haus ließ sich ein Zusammentreffen nicht ermöglichen – Mutter hätte alles verdorben.»
    «Und nachdem Sie alles vorbereitet hatten, wurden Sie – ängstlich, nicht wahr?», fragte Poirot sachte.
    Ihre Augen weiteten sich und wurden dunkel.
    «Ja. Weil – weil Howard – weil Howard sich manchmal hinreißen lässt. Er – er – »
    «Er ist für ein abgekürztes Verfahren. Für die Vernichtung», sagte Poirot.
    «Nein, nein, so nicht!», rief Jane Olivera.

4
     
    D ie Zeit verging. Seit Mr Morleys Tod war mehr als ein Monat verstrichen, und noch immer wusste man nichts von Miss Sainsbury Seale. Japp wurde jedes Mal grimmiger, wenn er auf die Sache zu sprechen kam.
    «Zum Donnerwetter, Poirot – irgendwo muss das Weib doch stecken!»
    «Zweifellos, mon cher. »
    «Entweder ist sie tot oder lebendig. Wenn sie tot ist – wo ist dann die Leiche? Nehmen wir an, sie hat Selbstmord begangen…»
    «Noch ein Selbstmord?»
    «Lassen wir das. Sie behaupten immer noch, Morley sei ermordet worden – ich behaupte, es war Selbstmord.»
    «Wo die Pistole herkam, haben Sie nicht feststellen können?»
    «Nein, ein ausländisches Fabrikat.»
    «Das lässt doch gewisse Schlüsse zu, nicht wahr…?»
    «Nicht, wie Sie glauben. Morley war oft im Ausland. Er kann die Pistole im Ausland gekauft haben. Eine Menge Leute haben gern eine Waffe bei sich, wenn sie im Ausland sind. Sie haben dann das Gefühl, das Leben sei gefährlich.»
    Er brach ab und knurrte: «Bringen Sie mich nicht vom Thema ab. Ich wollte gerade sagen: Wenn – nur wenn, verstehen Sie – die Dame Selbstmord begangen hat, wenn sie zum Beispiel ins Wasser gegangen ist, dann hätte die Leiche längst irgendwo auftauchen müssen. Wenn sie ermordet worden ist, natürlich auch.»
    «Nicht, wenn man die Leiche mit einem Gewicht beschwert und in die Themse geworfen hat.»
    «Aus einem Keller im Chinesenviertel, was?»
    «Ich weiß – ich werde rot, wenn ich so was sage.»
    «Und umgebracht worden ist sie wahrscheinlich von einer internationalen Verbrecherbande?»
    Poirot meinte seufzend: «Man hat mir unlängst erzählt, dass es so etwas wirklich gibt.»
    «Wer hat Ihnen das erzählt?»
    «Mr Reginald Barnes aus der Castlegarden Road in Ealing.»
    «Nun, der könnte vielleicht etwas wissen», sagte Japp nachdenklich. «Er hat sich im Innenministerium mit der Überwachung der Ausländer befasst.»
    «Aber Sie sind anderer Meinung?»
    «Es ist nicht mein Gebiet – gewiss, ja, es gibt solche Sachen –, aber doch sehr selten.»
    Es herrschte einen Augenblick Schweigen, dann begann Japp von neuem: «Ein paar ergänzende kleine Informationen haben wir bekommen. Die Seale ist von

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