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Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Titel: Das Geheimnis der Schnallenschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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nicht daran.»
    «Und Sie?»
    «Ich? Ach, ich weiß ja nichts. Ich wollte nur – ganz sicher sein.»
    Hercule Poirot sagte mit seiner sanftesten Stimme: «Es wäre für Sie eine Erleichterung, wenn Sie ohne jeden Zweifel wüssten, dass es Selbstmord war?»
    «O ja», antwortete Agnes rasch, «das wäre wirklich eine Erleichterung.»
    «Aus irgendeinem bestimmten Grund?»
    Ihr erschrockener Blick begegnete dem seinen. Sie zuckte zurück.
    «Ich – ich weiß keinen bestimmten Grund. Ich wollte nur fragen.»
    «Ja, aber warum hat sie gefragt?», murmelte Poirot vor sich hin, als er den Weg zum Gartentor hinunterschritt. Er war überzeugt, dass es eine Antwort auf diese Frage gab. Aber einstweilen konnte er die Antwort nicht erraten.
    Trotzdem hatte er das Gefühl, einen Schritt weitergekommen zu sein.
     
    Beim Heimkommen fand Poirot zu seiner Überraschung einen unerwarteten Besucher vor.
    Ein kahler Kopf war über dem Rücken eines Lehnstuhls sichtbar, und es erhob sich die kleine, adrette Gestalt von Mr Barnes.
    Er blinzelte, wie üblich, und entschuldigte sich trocken für sein unangemeldetes Erscheinen. Er war gekommen – so erklärte er –, um M. Hercule Poirots Besuch zu erwidern.
    Poirot seinerseits erklärte, er sei entzückt, Mr Barnes zu sehen. George wurde beauftragt, Kaffee zu bringen – es sei denn, der Besuch ziehe Tee oder Whisky-Soda vor?
    «Kaffee wäre ausgezeichnet», sagte Mr Barnes. «Ich nehme an, dass Ihr Diener ihn gut macht, was das englische Personal meist nicht fertig bringt.»
    Nach dem Austausch einiger höflicher Bemerkungen räusperte sich Mr Barnes schließlich und sagte:
    «Ich will ganz offen mit Ihnen sein, M. Poirot. Es ist die reine Neugierde, die mich zu Ihnen geführt hat. Sie, dachte ich, würden über alle Einzelheiten dieses seltsamen Falles am besten informiert sein. Ich ersehe aus der Zeitung, dass man die verschwundene Mabelle Sainsbury Seale gefunden hat und dass eine Leichenschau abgehalten und bis zur Beibringung neuer Beweismittel vertagt wurde. Als Todesursache wurde eine Überdosis Medinal angegeben.»
    «Genau so verhält es sich», bestätigte Poirot, und nach einer Pause fragte er: «Haben Sie jemals etwas von Albert Chapman gehört, Mr Barnes?»
    «Ah, der Gatte der Dame, in deren Wohnung Miss Seale umgekommen ist? Wie es scheint, eine schwer zu fassende Persönlichkeit.»
    «Aber doch wohl kaum eine Persönlichkeit, die es nicht gibt?»
    «Oh, keineswegs», sagte Mr Barnes. «Es gibt ihn. O ja, es gibt ihn – oder hat ihn gegeben. Ich hörte, er sei tot. Aber auf solche Gerüchte kann man sich nie verlassen.»
    «Wer war Chapman, Mr Barnes?»
    «Ich glaube nicht, dass da Näheres herauskommt, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Man wird an der Lesart vom ‹Vertreter einer Rüstungsfirma› festhalten.»
    «Er war also tatsächlich beim Geheimdienst?»
    «Natürlich war er das. Aber er hatte nicht das Recht, es seiner Frau zu verraten – keinesfalls. Er hätte sogar den Dienst quittieren müssen, als er heiratete. Als verheirateter Mann bleibt man gewöhnlich nicht aktiv – das heißt, wenn man zum Kreis der Geheimagenten gehört.»
    «Und Chapman hat zu diesen gehört?»
    «Ja. QX 912: Das war seine Chiffre. Namen werden dort nie gebraucht. Ich will nicht behaupten, QX 912 sei ein besonders wichtiger Mann gewesen. Aber er war gut verwendbar, weil er so unauffällig aussah. Für Botenreisen kreuz und quer durch Europa hat man ihn viel eingesetzt.»
    «Dann war er also im Besitz wertvoller Informationen?»
    «Ach, vermutlich hat er überhaupt nichts gewusst», meinte Mr Barnes fröhlich. «Seine Aufgabe bestand einzig darin, in Eisenbahnzügen, Schiffen und Flugzeugen hin- und herzurasen und eine passende Begründung für seine jeweilige Reise bereit zu haben.»
    «Und Sie haben gehört, er sei tot?»
    «Das habe ich gehört», erwiderte Mr Barnes. «Aber man darf nicht alles glauben, was man hört. Ich tue das nie.»
    Poirot schaute Mr Barnes forschend an: «Was ist, glauben Sie, aus seiner Frau geworden?»
    «Ich habe keine Ahnung», erklärte Barnes. «Sie vielleicht?»
    «Ich hatte eine Ahnung», sagte Poirot zögernd, «aber es ist alles sehr verworren.»
    Mr Barnes murmelte mitfühlend: «Macht Ihnen irgendein bestimmter Punkt Schwierigkeiten?»
    Hercule Poirot antwortete langsam: «Ja. Etwas, das ich mit eigenen Augen gesehen habe…»
     
    Japp betrat Poirots Wohnzimmer und knallte seinen steifen Hut mit solcher Wucht auf den Tisch, dass alles

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