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Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Titel: Das Geheimnis der Schnallenschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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gemeint», beschwichtigte Blunt.
    Miss Montressor sagte ungerührt: «Meinerr Meinung nach ist ihrr Benehmen mirr gegenüberr sehrr unverschämt – und Unverschämtheiten lasse ich mirr nicht gefallen, wederr von Amerikanerinnen noch von anderren Leuten!»
    Miss Montressor entfernte sich.
    Hercule Poirot ging auf Blunt zu, der ein Schafsgesicht machte, wie die meisten Männer, wenn ihr Weibervolk ihnen Schwierigkeiten bereitet.
    Er sagte betreten: «Die Weiber soll wirklich der Teufel holen! Guten Tag, M. Poirot. Prachtvolles Wetter!» Sie schritten dem Hause zu, und Blunt murmelte seufzend: «Wie mir meine Frau fehlt!»
    Im Speisezimmer bemerkte er zu Mrs Olivera: «Ich fürchte, Julia, du hast Helen sehr gekränkt.»
    Mrs Olivera erwiderte grimmig: «Die Schotten sind immer gleich so empfindlich.»
    Alistair Blunt machte ein unglückliches Gesicht.
    «Wie ich sehe, haben Sie einen jungen Gärtner, der erst kürzlich eingestellt worden ist?», lenkte Poirot ab.
    «Das stimmt», sagte Blunt. «Jawohl – Burton, der dritte Gärtner, ist vor drei Wochen gegangen, und da haben wir diesen jungen Burschen engagiert.»
    «Können Sie sich erinnern, wo er vorher war?»
    «Nein, keine Ahnung. MacAlister hat ihn eingestellt. Irgendjemand hat mich gebeten, es mit ihm zu versuchen. Hat ihn wärmstens empfohlen. Ich bin darüber etwas erstaunt, denn MacAlister behauptet, dass er nicht viel taugt. Er will ihn wieder entlassen.»
    «Wie heißt er?»
    «Dunning – Sunbury – so ähnlich.»
    «Wäre es sehr zudringlich, Sie zu fragen, was Sie dem Mann zahlen?»
    Alistair Blunt machte ein amüsiertes Gesicht.
    «Ganz und gar nicht. Zwei Pfund fünfzehn Shilling die Woche, glaube ich.»
    «Nicht mehr?»
    «Bestimmt nicht mehr – eher etwas weniger.»
    «Nun», sagte Poirot, «das ist sehr sonderbar.»
    Alistair Blunt sah ihn fragend an.
    Aber in diesem Augenblick raschelte Jane Olivera mit der Zeitung und lenkte das Gespräch in eine andere Richtung.
    «Eine Menge Leute haben es anscheinend auf dich abgesehen, Onkel Alistair!»
    «Ach, du liest die Parlamentsdebatte. – Das ist nicht weiter schlimm. Nur Archerton – der kämpft ja immer gegen Windmühlenflügel. Und von finanziellen Dingen hat er total verrückte Vorstellungen. Wenn man ihm seinen Willen ließe, wäre England innerhalb einer Woche bankrott.»
    «Hast du denn nie den Wunsch, neue Methoden auszuprobieren?», fragte Jane.
    «Nein, meine Liebe – wenn sie nicht besser sind als die alten.»
    «Aber du würdest nie anerkennen, dass sie besser sind. Du würdest immer sagen: ‹Das kann zu nichts führen.›» Jane fuhr hitzig fort: «Was wir brauchen, ist eine neue Welt! Und du sitzest hier und isst gebratene Nieren!»
    Sie stand auf und ging durch die Glastür in den Garten hinaus.
    Blunts Gesicht drückte mildes Erstaunen und leichtes Unbehagen aus.
    «Jane hat sich in letzter Zeit sehr verändert…», brummte er. «Wo hat sie nur alle diese neuen Ideen her?»
    «Du brauchst nicht auf das zu achten, was Jane sagt», meinte Mrs Olivera. «Jane ist ein ganz törichtes Mädchen. Du weißt ja, wie Mädchen sind: Sie gehen zu solchen merkwürdigen Gesellschaften in Ateliers, wo junge Männer mit unmöglichen Krawatten hinkommen, und dann reden sie zu Hause eine Menge Unsinn.»
    «Ja, aber Jane ist doch früher nicht auf diese Dinge hereingefallen.»
    «Es ist nur eine Mode, Alistair – diese Sachen liegen einfach in der Luft!»
    Mrs Olivera erhob sich, und Poirot öffnete ihr die Tür. Sie rauschte stirnrunzelnd hinaus.
    Plötzlich sagte Blunt: «Wissen Sie, es gefällt mir nicht, dass alle Leute solches Zeug reden! Und niemand denkt sich etwas dabei! Es ist alles bloß leeres Geschwätz! Immerzu stoße ich darauf: ‹Eine neue Welt.› Was soll das bedeuten? Sie wissen es selbst nicht! Sie berauschen sich einfach an Worten!» Er lächelte etwas verlegen. «Ich bin nämlich einer der letzten von der alten Garde.»
    Poirot nickte. Und in einem ganz neuen Sinn begann ihm klar zu werden, was Alistair Blunt eigentlich verkörperte. Mr Barnes hatte es ihm schon gesagt, aber damals hatte er es kaum aufgenommen. Plötzlich empfand er Angst…
    «Ich bin mit meinen Briefen fertig», sagte Blunt, als er am späteren Vormittag wieder erschien. «Jetzt, M. Poirot, werde ich Ihnen meinen Garten zeigen.»
    Die beiden gingen zusammen hinaus, und Blunt erzählte von seiner Liebhaberei.
    Seine größte Freude war der Felsengarten mit seinen seltenen Alpenpflanzen; dort verbrachten

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