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Das Geheimnis der schönen Catherine

Das Geheimnis der schönen Catherine

Titel: Das Geheimnis der schönen Catherine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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an, wohin sie auch reisten. Selbst wenn es meist zu spät kam. Catherine wusste nicht, woher das Geld stammte oder warum es geschickt wurde. Ihr Vater weigerte sich, darüber zu reden. Diesbezüglich war er immer ungewöhnlich schweigsam gewesen. Wehmütig sah sie aus dem Fenster. Ihr Vater hatte natürlich auch Batavia nichts abgewinnen können. An jedem Ort, an dem sie sich aufgehalten hatten, egal, wie schön oder exotisch er auch sein mochte, hatte ihr Vater etwas auszusetzen gehabt.
    England war für ihn das Maß aller Dinge geblieben, das Land, an dem sein Herz hing und mit dem sich nichts sonst messen konnte. Zeit seines Lebens war er ein verbitterter, der Welt überdrüssiger Exilant geblieben. Wieder quoll Blut aus seinem Mund. »Warum … hat mir Mary … keinen Sohn geboren … Söhne …« Sie versuchte, die Worte des Sterbenden zu ignorieren. Schweigend presste sie das Tuch gegen seine Wunde. Bildete sie sich das nur ein, oder wurde der Blutstrom allmählich schwächer? »Ein Sohn wüsste … was … Ehre … bedeutet!«
    »Ich weiß sehr wohl, was Ehre ist, Vater«, gab Catherine müde zurück. »Auch wenn ich nur deine Tochter bin!« Welche Ironie, dachte Catherine. Mein Vater, ein notorischer Falschspieler und Hochstapler, glaubt, er könne mir beibringen, was Ehre ist! »Ich verbitte mir diesen … Ton, Catherine! Wenn du von Ehre etwas verstündest, würdest du nicht zögern, mir das Versprechen zu geben!« Vor Anstrengung begann er zu keuchen. »Ihr Frauen habt überhaupt keine Ahnung, was Ehre ist. Euer Verstand wird von euren Gefühlen in Mitleidenschaft gezogen … Wenn nur mein Sohn noch am Leben wäre …« Catherines Mutter hatte einen toten Knaben zur Welt gebracht, als Catherine sechs Jahre alt gewesen war.
    »Wenn er nicht gestorben … wäre …« Voll Bitterkeit sah er sie an. »Ein Sohn würde mir am Sterbebett nicht die Gewissheit verweigern, dass das Unrecht, das mir angetan wurde, gerächt wird.« Nicht zum ersten Mal in ihrem Leben fragte sich Catherine, was wohl in England passiert war, das ihren Vater so verbittert hatte, damals, noch bevor sie selbst geboren war.
    Immer hatte er von Rache gesprochen, doch wem die Rache gelten sollte und wofür, das wusste sie nicht. Sie wusste nur, dass die Verbannung ihn nicht zur Ruhe hatte kommen lassen. Immer wieder hatte er davon gesprochen – meist, wenn er betrunken war –, dass er ein bedeutender Mann gewesen sei, ein Mann der Gesellschaft, dass er einen wunderschönen Landsitz in England geerbt hätte, wenn ihm nicht das große Unrecht zugefügt worden wäre.
    So ganz hatte sie ihm das nie glauben wollen. Doch jetzt kamen ihr Zweifel. Handelte es sich vielleicht doch nicht nur um einen Wunschtraum? Wenn ihm auf seinem Sterbebett so viel daran lag, dass sie ihn rächte … war ihm da nicht möglicherweise wirklich Unrecht widerfahren? War er gezwungen gewesen, dieses Leben zu führen – ein Leben, das darin bestand, von einem Ort zum nächsten zu ziehen, sich von Kartenpartie zu Kartenpartie zu hangeln, in obskuren Orten am Rande der zivilisierten Welt als Sir Humphrey Soundso oder der ehrenwerte Mr. X aufzutreten. Erst vor ein paar Wochen hatten sie aus Sydney in New South Wales verschwinden müssen. Es war ein überstürzter Aufbruch gewesen: Mit dem nächstbesten Schiff waren sie nach Batavia ausgelaufen. Wenn ihm das große Unrecht nicht zugefügt worden wäre, hätte er dann ein anständiges, zufriedenes Leben in England geführt?
    Wer konnte das schon mit Sicherheit sagen? Aber er war ihr Vater. Catherine biss sich auf die Lippen. Ihr einziger Anverwandter. Wie konnte sie ihm nur auf seinem Sterbebett seinen letzten Wunsch abschlagen? Plötzlich kamen ihr ihre Skrupel ziemlich selbstsüchtig vor. Sie blickte auf ihn hinunter. Sein Gesicht war grau und eingefallen, die Lippen hatten sich trotz der Hitze bläulich verfärbt. Die Augen hatte er geschlossen, aber er schlief nicht – sein Körper war aufs Äußerste angespannt. Er sah aus wie jemand, der keine Hoffnung mehr hatte. Ihr Vater – hoffnungslos? Stets hatte er neue verwegene Pläne geschmiedet, hatte Träumen nachgehangen … Nein, ich habe kein Recht, ihm seinen letzten Wunsch abzuschlagen, dachte Catherine. Seufzend beugte sie sich zu ihrem Vater hinunter und nahm sanft seine Hand. »Ich werde versuchen, deine Ehre wieder herzustellen. Sag mir, was ich tun soll.« Langsam öffnete er die Augen. Ein triumphierendes Lächeln spielte um seine Lippen. Er umklammerte die

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