Das Geheimnis der schönen Catherine
zufrieden. »Nun, wir haben uns gedacht, nachdem Rose natürlich von Gelliford House heiratet, könnten Sie, wenn Sie nichts dagegen haben, Miss Catherine, ja von hier aus heiraten.«
Catherine war überrascht. »Von hier aus?«
Eilig fuhr Sir William fort: »Ja, meine Frau wäre ganz in ihrem Element, wenn sie die Vorbereitungen für den Trubel treffen dürfte, und außerdem will sie es wieder gutmachen, Sie wissen schon …« Er brach ab und räusperte sich. »Ich weiß zwar, dass Ihr Cousin George eigentlich der Familienvorstand ist, aber … ich dachte nur gerade … also, wenn Sie vielleicht einen Brautführer brauchen sollten, dann … Sie wissen schon. Ich stelle mich wirklich sehr gerne zur Verfügung. Wenn Sie mich brauchen können.«
Catherine sah ihn an, und dann konnte sie sich nicht länger beherrschen. Die Tränen liefen ihr nur so über das Gesicht.
Hugo neigte sich zu ihr und zog sie an seine Schulter. Er drückte ihr sein Taschentuch in die Hand und lächelte Sir William zu, der ganz betreten dreinsah. Auch die Mädchen waren ganz erschrocken. »Ich glaube, Sir, das heißt so viel wie: ›Ja, furchtbar gern.‹«
»Oh, es tut mir wirklich Leid, ich wollte sie nicht aufregen …«
»Nein, nein, sie regt sich ja nicht auf. Sie hatte nur erwartet, dass Sie sie ins Gefängnis abführen lassen würden, und stattdessen bieten Sie ihr an, sie zum Altar zu führen.«
»Ins Gefängnis …?«
»Sie ist in letzter Zeit einfach ein wenig aufgewühlt. Kein Wunder, bei allem, was passiert ist. Irgendwann muss sich das ja mal bemerkbar machen. Sicher legt sich das bald wieder – hoffe ich.«
Abrupt hörte Catherine zu schluchzen auf.
Hugo zwinkerte seinem Gastgeber zu. »Ich habe bald keine Taschentücher mehr. Sie hat sich in eine regelrechte Heulsuse verwandelt, müssen Sie wis… Uff!«
Catherine hatte ihn empört in die Rippen geboxt. »Ich bin keine Heulsuse«, murmelte sie.
»Ah«, sagte Hugo. In seinen Augen blitzte der Schalk. »Das erinnert mich daran, wie wir uns das erste Mal getroffen haben. Das war so … uff! … romantisch.«
Catherine, die sich ebenfalls daran erinnerte, wie »der Chinese« ihn geschlagen hatte, errötete. Hugo grinste, weil er erreicht hatte, was er bezweckte.
»Wo waren Sie stehen geblieben, Sir William? Sie wollen Catherine zum Altar führen und …«
»Ach ja. Da war doch noch etwas.« Er sah zu den beiden älteren Mädchen hinunter, die das kleine Intermezzo mit großem Interesse verfolgt hatten, nun aber aufgeregt auf und ab hüpften, und grinste.
»Ja, genau. Wir haben hier ein paar junge Damen, die ihre Mutter schon seit Tagen mit der Frage löchern, ob Miss Catherine vielleicht zufällig ein paar kleine Brautjungfern braucht? Na, was sagen Sie?«
Catherine sah die kleinen Mädchen an, und ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen. Sally schob die kleine, klebrige Hand zuversichtlich in die ihre.
»Sie brauchen uns doch, nicht wahr, Miss Catherine? Bitte?«
Catherine war die Kehle wie zugeschnürt. Sie nickte, und Nell und Sally quietschten vor Entzücken.
»Mama! Mama! Miss Catherine hat Ja gesagt. Wir dürfen die Brautjungfern sein, obwohl wir noch so klein sind!«
Lady Marsden, die den Raum soeben betreten hatte, brachte sie mit einem nachsichtigen Lächeln zum Schweigen. »Nun, Catherine, lassen Sie sich von diesen kleinen Wildfängen nicht dazu bringen, etwas zu tun, was Sie nicht wollen. Es ist Ihre Hochzeit. Ihnen muss sie gefallen. Und wenn Sie nicht von hier aus heiraten wollen, müssen Sie es nur sagen. Wir nehmen es Ihnen nicht übel, nicht wahr, William?«
»Und das sagt die Frau, die in den letzten drei Wochen nichts anderes getan hat, als sich um Ihr Wohlergehen zu sorgen und über Schnittmustern für das Hochzeitskleid zu brüten«, meinte ihr Mann.
Lady Marsden errötete. »Ach, sei still. Catherine hat das letzte Wort. Was sagen Sie, meine Liebe?«
Catherine schluckte. »Sind Sie sich da ganz sicher, Lady Marsden?« Sie fragte nicht wegen der Hochzeit.
Lady Marsden umarmte sie. »Ich bin mir ganz, ganz sicher, meine Liebe.«
Einen Augenblick lang herrschte Stille.
»Papa, Miss Catherine weint schon wieder. Und Mama weint jetzt auch.«
»Wegen der Hochzeit, Mädchen«, erklärte ihr Vater sanft. »Die Ladys weinen immer, wenn es ans Heiraten geht.«
Ein Raunen ging durch die alte Kapelle, die auf dem Grundstück von Woodsden Manor stand. Das eichene Kirchengestühl schimmerte dunkel und duftete nach Bienenwachs. Nach
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