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Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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verstehe sehr wohl, daß er jedem der Vasallen des Königs die Nachricht zukommen lassen mußte, aber warum gerade dieser Grafschaft?«
    »Ich habe es überall erzählt, wohin ich auch kam, Vater.
    Aber mein Abt hat mich um meiner selbst willen zu Euch geschickt, denn ich habe einen eigenen Kummer. Ich war durch mein Gelübde verpflichtet, ihm das vorzutragen«, sagte Sulien in zögerndem Tonfall und mit gesenktem Blick, »und da wir auseinandergerissen wurden, bevor sich diese Frage lösen ließ, hat er mich hergeschickt, um mich Euch mit meiner Last zu unterwerfen, um von Euch Rat oder Strafe oder Absolution anzunehmen, was immer Ihr in meinem Fall für richtig halten werdet.«
    »Dann ist es also eine Angelegenheit zwischen uns beiden«, sagte der Abt schnell, »und kann warten. Erzähl mir alles, was du mir über den Umfang dieses Schreckens in den Fens berichten kannst. Von Cambridge wissen wir, aber wenn der Mann in Ramsey jetzt eine sichere Basis hat, welche Orte können dann sonst noch in Gefahr sein?«
    »Er hat sich erst vor kurzem dort niedergelassen«, sagte Sulien, »und die Dörfer in der Nähe haben als erste leiden müssen. Kein Häuschen ist ihnen zu armselig, um aus dem Pächter nicht noch einen Tribut herauszupressen oder ihm Leben oder Gesundheit zu nehmen, wenn er nichts anderes zu geben hat. Aber ich weiß, daß Abt Walter um Ely fürchtete, da es eine so reiche Beute ist und in einer Gegend liegt, die der Earl so gut kennt. Er wird in diesem Sumpfgebiet bleiben, in dem ihn keine Armee zu einer offenen Feldschlacht zwingen kann.«
    Diese Beurteilung wurde mit einem Heben des Kopfes und einem Glitzern des Auges geäußert, die eher an einen angehenden Soldaten als an den Novizen eines Mönchsklosters gemahnten. Radulfus hatte es ebenfalls bemerkt und wechselte mit Cadfael über die Schulter des jungen Mannes hinweg einen langen stummen Blick.
    7»
    »So, dann wissen wir es! Wenn das alles ist, was du uns zu berichten hast, wollen wir dafür sogen, daß Hugh Beringar sofort und in vollem Umfang alles erfährt. Cadfael, wirst du bitte dafür sorgen? Laß Bruder Sulien hier bei mir und schick Bruder Paul zu uns. Nimm ein Pferd und komm bei deiner Rückkehr wieder hierher.«
    Bruder Paul, der Novizenmeister, lieferte Sulien nach etwas mehr als einer halben Stunde wieder im Empfangszimmer des Abts ab, jedoch einen anderen Jüngling, an dem nichts mehr vom Straßenschlamm zu sehen war, der sich rasiert hatte, ein trockenes Habit trug und dessen Haar säuberlich gebürstet, wenn auch noch nicht von den rebellischen Locken befreit war. Er faltete vor dem Abt ehrerbietig die Hände und ließ alle Anzeichen der Demut und der Verehrung erkennen, doch immer mit dem unverwandten und selbstbewußten Starren seiner klaren blauen Augen.
    »Laß uns allein, Paul«, sagte Radulfus und fügte, nachdem die Tür sich leise hinter Paul geschlossen hatte, an den Jungen gewandt hinzu: »Hast du dein Fasten gebrochen? Es wird noch eine Weile dauern, bevor wir im Speisesaal die Mahlzeit einnehmen, und ich denke, du hast heute noch nicht gegessen.«
    »Nein, Vater, ich habe mich vor Tagesanbruch auf den Weg gemacht. Bruder Paul hat mir Brot und Bier gegeben.
    Ich danke sehr.«
    »Dann können wir also zu dem kommen, was dir Kummer macht. Es ist nicht notwendig, daß du stehst. Ich würde es lieber sehen, daß du es dir bequem machst und frei sprechen kannst. Sprich mit mir so, wie du mit Abt Walter sprechen würdest.«
    Sulien gehorchte dem Befehl und setzte sich, war jedoch in seinem jugendlichen Körper innerlich steif und unfähig, auch von Herzen kommen zu lassen, was er in Worten und äußerer Form so glutvoll vorbringen konnte. Er saß mit geradem Rücken und gesenkten Augen da, und die Knöchel seiner ineinander verhakten Finger waren weiß.
    »Vater, es war Ende September letzten Jahres, als ich als Postulant in Ramsey eintrat. Ich habe versucht, getreulich einzuhalten, was ich gelobte, doch hat es Schwierigkeiten gegeben, die ich nie vorhergeahnt hatte, und es wurden Dinge von mir verlangt, von denen ich nie geglaubt hätte, ich würde mich ihnen stellen müssen. Nachdem ich mein Elternhaus verließ, schloß sich mein Vater den Streitkräften des Königs an und war mit ihm in Wilton. Es mag sein, daß Euch all dies schon bekannt ist, wie er dort mit der Nachhut fiel, als er den Rückzug des Königs deckte. Mir fiel die Aufgabe zu, seinen Leichnam zu holen und zur Beerdigung im vergangenen März nach Hause zu

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