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Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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du falsch beurteilt hast, was dir da draußen begegnet ist. Jetzt besteht kein Grund zur Eile. Du solltest bis auf weiteres deinen Platz hier bei uns einnehmen, aber getrennt von den anderen Novizen. Ich wünsche nicht, daß sie durch deinen Kummer verwirrt werden. Ruhe dich ein paar Tage aus, bete inständig um Beistand und Führung, vertraue darauf, daß sie dir gewährt werden wird, und triff dann deine Wahl. Denn du mußt die Wahl treffen und darfst nicht zulassen, daß ein anderer sie dir abnimmt.«
    »Erst Cambridge«, sagte Hugh und ging mit langen, gereizten Schritten auf dem Innenhof des Schlosses umher, als er die Nachricht aus den Fens verdaute, »und jetzt Ramsey. Und Ely in Gefahr! Dein junger Mann hat ganz recht.
    Was für eine lohnende Beute für einen Wolf wie de Mandeville. Ich will dir mal was sagen, Cadfael. Ich sollte in der Rüstkammer lieber nachsehen, ob alle Lanzen, Schwerter und Bogen noch tauglich sind, und mir ein paar gute Burschen aussuchen, die jederzeit einsatzbereit sind. Stephen kommt manchmal nur mühsam in Gang, da er einen Anflug von Trägheit in sich hat. So kann es dauern, bis er in Erregung gerät. Jetzt muß er aber etwas gegen dieses Gesindel unternehmen. Er hätte de Mandeville den Hals umdrehen sollen, als er ihn noch hatte. Er ist oft genug gewarnt worden.«
    »Ich halte es für unwahrscheinlich, daß er dich rufen wird«, bemerkte Cadfael, »selbst wenn er sich entschließt, eine neue Streitmacht aufzustellen, um diese Wölfe auszuräuchern. Sicher kann er sich an die benachbarten Grafschaften wenden. Er wird schon bald Männer brauchen.«
    »Er soll sie auch schnell haben«, sagte Hugh grimmig, »denn ich bin bereit, sofort aufzubrechen, wenn er mir ein Zeichen gibt. Er wird vielleicht keine Männer hier an der Grenze ausheben wollen, wenn man bedenkt, daß er Chester nicht mehr vertraut als Essex, und Chester wird irgendwann auch an der Reihe sein. Doch ob ja oder nein, ich werde mich für ihn bereit halten. Wenn du wieder zurückreitest, Cadfael, überbringe dem Abt meinen Dank für seine Nachricht. Wir werden den Waffenmeistern und Pfeilmachern zu tun geben und uns vergewissern, daß unsere Pferde bereitstehen. Es kann der Garnison nicht schaden, von Zeit zu Zeit in aller Eile in Alarmbereitschaft versetzt zu werden, selbst wenn sich herausstellen sollte, daß die Männer nicht gebraucht werden.« Er begab sich mit seinem Freund zum Außenhof und dem Torhaus, um ihn zu verabschieden. Die neue Komplexität in Englands ohnehin schon wirrer und unruhiger Situation machte ihm immer noch zu schaffen. »Es ist sonderbar, wie die Leben von hoch und niedrig miteinander verflochten werden, Cadfael. De Mandeville nimmt seine Rache im Osten und schickt damit diesen Burschen von Longner in aller Hast hierher nach Hause, an die walisische Grenze. Ob man sagen könnte, das Schicksal habe ihm eine Gunst erwiesen?
    Es könnte sich sehr wohl so erweisen. Du hast ihn erst jetzt kennengelernt, nicht wahr? Mir ist er nie als geeigneter Postulant für das Kloster erschienen.«
    »Ich habe mir nur gedacht«, erwiderte Cadfael vorsichtig, »daß er die endgültigen Gelübde vielleicht noch nicht abgelegt hat. Er sagte, er habe auch ein eigenes ungelöstes Problem auf dem Herzen, und sein Abt habe ihm auferlegt, es Radulfus vorzutragen. Es ist denkbar, daß er es jetzt mit der Angst bekommen hat, wo die Zeit knapp wird. So etwas kommt vor! Ich werde mich gleich erkundigen, was Radulfus mit ihm vorhat.«
    Was Radulfus mit der gequälten Seele vorhatte, wurde deutlich, als Cadfael wie befohlen in das Zimmer des Abts zurückkehrte. Dieser saß jetzt allein an seinem Schreibtisch, da der Neuzugang inzwischen mit Bruder Paul weggeschickt worden war, um sich von seinem langen Fußmarsch auszuruhen und anschließend seinen Platz - mit gewissen Einschränkungen - bei seinen Brüdern einzunehmen, ohne einer von ihnen zu sein.
    »Er braucht einige Tage Ruhe«, sagte Radulfus, »Zeit fürs Gebet und zum Nachdenken, denn er zweifelt an seiner Berufung, und, um die Wahrheit zu sagen, ich tue das auch.
    Ich weiß jedoch nichts über seinen Gemütszustand und sein Verhalten um die Zeit, als der Wunsch in ihm entstand, ins Kloster zu gehen. Ich fühle mich nicht berechtigt zu beurteilen, wie aufrichtig seine Motive damals waren oder seine Vorbehalte heute sind. Das ist etwas, was er selbst entscheiden muß. Ich kann nur eines tun: sicherstellen, daß kein weiterer Schatten oder Schlag auf ihn fällt, der ihn

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