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Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Familie konnten für einen Mann, dem eine Mordanklage drohte, beträchtliche Protektion bieten, wenn sie beschlossen, ihm zur Seite zu stehen. An Rualds Stelle hätte sichjerome nach Kräften um diese Unterstützung bemüht und das bei der ersten sich bietenden Gelegenheit ausgeplaudert. Er setzte voraus, daß Ruald ebenso gehandelt hatte. Gleichwohl stand dieser unberechenbare Jüngling schweigend und ernst da und sortierte Bohnen, ohne an etwas anderes zu denken, wie es schien. Er schien sogar die Spannung und die Belastung der Ereignisse in Ramsey bereits gemeistert zu haben.
    Sulien drehte sich um, als er den Schatten des Besuchers bemerkte, und sah Jerome ins Gesicht. Er wartete schweigend, wie es sich gehörte, um zu vernehmen, was von ihm verlangt wurde. Bis jetzt war ein Bruder für ihn wie der andere, und mit diesem mageren kleinen Mann hatte er bislang noch kein Wort gesprochen. Das schmale, graue Gesicht und die hängenden Schultern ließen Jerome älter aussehen, als er war, und jüngere Brüder hatten die Pflicht, sich den älteren zu unterwerfen und ihnen zu Diensten zu sein.
    Jerome bat um Zwiebeln, worauf sich Sulien in den Lagerschuppen begab und das Gewünschte brachte. Er wählte die ansehnlichsten und rundesten aus, da sie für die Tafel des Abts bestimmt waren. Jerome schlug bei der Eröffnung des Gesprächs einen wohlwollenden Ton an:
    »Wie ergeht es Euch jetzt hier bei uns nach all Euren anderweitigen Prüfungen? Kommt Ihr mit Bruder Cadfael gut zurecht?«
    »Sehr gut, vielen Dank«, sagte Sulien vorsichtig, da er noch nicht wußte, was er von diesem besorgten Besucher halten sollte, denn weder dessen äußere Erscheinung noch seine Stimme wirkten sonderlich vertrauenerweckend oder auch nur sympathisch, obwohl sich in ihnen ein offenbar großes Mitgefühl äußerte. »Ich habe Glück, hier zu sein, und ich danke Gott für meine Errettung.«
    »So ist's recht, das ist der richtige Geist«, sagte Jerome einschmeichelnd. »Obwohl ich befürchte, daß es selbst hier Dinge gibt, die Euch Kummer machen müssen. Ich wünschte, Ihr hättet unter glücklicheren Umständen zu uns zurückkehren können.«
    »Wirklich, das wünsche ich mir auch!« stimmte Sulien aus ganzem Herzen zu, denn in Gedanken war er immer noch bei den aufwühlenden Ereignissen in Ramsey.
    Jerome fühlte sich ermutigt. Es hatte den Anschein, als wäre der junge Mann vielleicht doch in der richtigen Stimmung, sich einem anderen anzuvertrauen, wenn man ihn mit Mitgefühl aus der Reserve lockte. »Ich empfinde mit Euch«, sagte er honigsüß. »Es muß entsetzlich sein, nach so furchtbaren Schicksalsschlägen nach Hause zu kommen und dort weitere schlechte Nachrichten vorzufinden. Dieser Todesfall, der jetzt ans Licht gekommen ist, und, schlimmer noch, das Wissen, daß er einen so schwarzen Schatten des Verdachts auf einen Bruder unter uns wirft, einen Bruder überdies, der Eurer ganzen Familie bekannt ist. . . «
    Er war so damit beschäftigt, sein Thema weiterzuspinnen, und fühlte sich seiner Sache so sicher, daß ihm nicht einmal aufgefallen war, wie Sulien plötzlich erstarrte und ihn mit unbewegtem ausdruckslosen Gesicht ansah.
    »Todesfall?« sagte der junge Mann abrupt. »Welcher Todesfall?«
    So mitten im Redefluß unterbrochen, zwinkerte Jerome mit offenem Mund und beugte sich vor, um diesem jungen Gesicht mit der gerunzelten Stirn noch tiefer auf den Grund zu kommen, da er den Verdacht hatte, getäuscht zu werden. Doch der Blick der blauen Augen war so offen und kristallklar, daß nicht einmal Jerome, der selbst ein Meister darin war, sich seine Absichten nicht anmerken zu lassen und abwehrende Ausflüchte bei anderen sofort zu durchschauen, die aufrichtige Verblüffung des jungen Mannes nicht anzweifeln konnte.
    »Wollt Ihr etwa sagen«, verlangte Jerome ungläubig zu wissen, »daß Ruald Euch nichts erzählt hat?«
    »Wovon erzählt hat? Jedenfalls nicht von einem Todesfall, das steht fest! Ich weiß nicht, was Ihr meint, Bruder!«
    »Aber Ihr seid doch heute morgen mit ihm zur Messe gegangen«, protestierte Jerome, der sich nur höchst ungern von seiner Gewißheit verabschiedete. »Ich habe Euch kommen sehen, Ihr habt Euch unterhalten...«
    »Ja, das haben wir, aber von schlechten Neuigkeiten war nicht die Rede und auch nicht von einem Todesfall. Ich kenne Ruald, seit ich laufen kann«, sagte Sulien. »Ich habe mich gefreut, ihn wiederzusehen und ihn in seinem Glauben so sicher und so glücklich zu finden. Aber was

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