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Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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erzählt Ihr mir da von einem Todesfall? Ich bitte Euch, klärt mich auf!«
    Jerome hatte gedacht, Sulien Informationen entlocken zu können, und mußte jetzt entdecken, daß er selbst sich davon trennen mußte. »Ich hatte mir gedacht, daß Ihr schon Bescheid wißt. Unser Ochsengespann hat am ersten Tag des Pflügens auf dem Töpferacker den Leichnam einer Frau zutage gefördert. Gesetzwidrig dort begraben, ohne Riten - der Sheriff glaubt, sie sei auch auf gesetzwidrige Weise zu Tode gekommen. Der erste Gedanke, der allen in den Sinn kam, war, daß es sich um die Frau handeln muß, die einmal Bruder Rualds Ehefrau war, als er noch in der Welt lebte. Ich dachte, Ihr hättet es von ihm erfahren. Hat er Euch nie ein Wort davon gesagt?«
    »Nein, kein Wort«, erwiderte Sulien. Seine Stimme war ausdruckslos und hörte sich fast abwesend an, als hätten all seine Gedanken schon mit der grimmigen Wahrheit gerungen und sich tief in sein Wesen zurückgezogen, um jede unüberlegte Äußerung über die volle Bedeutung der Entdeckung zu verbergen und bei sich zu behalten. Der undurchsichtige Blick seiner blauen Augen hielt Jeromes Blick unverändert fest. »Ihr habt gesagt, es muß sich um diese Frau handeln. Dann steht es also nicht fest? Kann denn niemand sagen, wer sie war, auch Ruald nicht?«
    »Es wäre unmöglich, sie wiederzuerkennen. Es ist nichts mehr da, was irgendeinem Mann bekannt sein könnte. Sie haben nur nackte Gebeine gefunden.« Jeromes welkes Fleisch zuckte schon bei dem bloßen Gedanken daran zusammen, eine so starre Erinnerung an die Sterblichkeit betrachten zu müssen. »Man schätzt, daß sie mindestens seit einem Jahr tot ist. Es könnten selbst funfjahre sein. Die Erde geht mit jedem Körper anders um.«
    Sulien stand einen Augenblick steif und schweigend da, als er mit einem Gesicht, das so reglos war wie eine Maske, diese Nachricht verdaute. Schließlich sagte er: »Habe ich Euch richtig verstanden, daß Ihr sagen wollt, dieser Tod werfe einen schwarzen Schatten des Verdachts auf einen Bruder dieses Hauses? Meint Ihr damit auf Ruald?«
    »Wie hätte sich das vermeiden lassen?« erwiderte Jerome rechtfertigend. »Wenn es sich tatsächlich um sie handelt, auf wen sollte sich der Verdacht wohl sonst als erstes richten? Wir wissen von keiner anderen Frau, die diesen Ort öfter aufgesucht hat, wissen aber, daß diese Frau von dort verschwand, ohne einer Menschenseele ein Wort zu sagen.
    Aber ob lebendig oder tot, wer kann das mit Sicherheit sagen?«
    »Das ist unmöglich«, erklärte Sulien mit fester Stimme.
    »Ruald war schon seit mehr als einem Monat hier in der Abtei, als sie verschwand. Hugh Beringar weiß das.«
    »Und gesteht es auch zu, aber das macht es noch nicht unmöglich. Ruald hat sie hinterher zweimal besucht, in Gesellschaft von Bruder Paul, um über Habseligkeiten zu sprechen, die er zurückgelassen hatte. Wer kann sicher sein, daß er sie nicht auch allein besucht hat? Er war hier im Kloster schließlich kein Gefangener, sondern hat es mit anderen verlassen, um auf dem Gaye und anderswo auf unseren Ländereien zu arbeiten. Wer könnte beschwören, daß er seinen Mitbrüdern nie aus den Augen geriet? Jedenfalls ist der Sheriff im Augenblick damit beschäftigt«, sagte Jerome mit leicht boshafter Befriedigung über seine überlegene Beweisführung, »jeden Gang nachzuvollziehen, den Bruder Ruald in jenen frühen Tagen seines Noviziats außerhalb unserer Tore gemacht hat. Wenn er zu der Erkenntnis kommt, daß sie einander in dieser Zeit nie begegnet und auch nie in Streit geraten sind, hat sich der Verdacht erledigt. Wenn nicht, weiß er, daß Ruald hier ist und auf seine Entscheidung warten wird. Er kann nicht entkommen.«
    »Das ist doch töricht«, sagte der Junge mit plötzlicher, wenn auch beherrschter Heftigkeit. »Ich würde selbst dann nicht glauben, daß er ihr auch nur ein Haar gekrümmt hat, wenn es Beweise von vielen Zeugen gäbe. Ich würde wissen, daß sie lügen, denn ich kenne ihn. Er wäre nie zu so etwas fähig. Er hat es nicht getanl« wiederholte Suhen. Der starrende Blick seiner blauen Augen stach Jerome wie ein Dolch ins Gesicht.
    »Bruder, was erlaubt Ihr Euch!« Jerome reckte seine Körpergröße zu voller Höhe auf, obwohl er selbst dann noch um fast eine Haupteslänge überragt wurde. »Es ist Sünde, sich durch menschliche Zuneigung dazu hinreißen zu lassen, einen Bruder zu verteidigen. Wahrheit und Gerechtigkeit genießen den Vorzug vor fehlbarer Neigung.
    Das

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