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Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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gab es in Shrewsbury und Umgebung keine Menschenseele mehr, die nicht wußte, daß der Tod einer Frau aufzuklären war und daß die naheliegenden Antworten auf die sich ergebenden Fragen nicht zufriedenstellend ausgefallen waren, denn die Untersuchung ging weiter, und der Ton war inzwischen schärfer geworden.
    »In diesem Jahr war ich während der drei Tage nur einmal unten im Foregate«, sagte sie. »Andere sind aber jeden Tag bis zum Abend dageblieben, und die werden es wissen.
    Aber ich habe nichts von ihr gesehen. Gott allein weiß, was er mit ihr gemacht hat«, sagte die Witwe und bekreuzigte sich mit matronenhafter Bedächtigkeit, um damit alle bösen Vorzeichen von ihrer eigenen unfehlbaren Tugend fernzuhalten, »aber ich bezweifle, daß sich hier irgend jemand auftreiben läßt, der sie seit der Petrusmesse vom letzten Jahr zu Gesicht bekommen hat.«
    »O ja, dieser Bursche!« sagte Meister William Rede, der Ältere der beiden Laien-Haushalter der Abtei, der von den Händlern und Handwerkern, die mit ihren Waren alljährlich zur Messe kamen, die Mieten und Gebühren einzog.
    »Ja, ich kenne den Mann, den du meinst. Hat etwas von einem Schurken an sich, aber ich habe schon schlimmere gekannt. Von Rechts wegen müßte er eine kleine Gebühr dafür zahlen, daß er hier verkauft, denn er bringt immer ein Bündel mit, wie es sonst nur ein Herkules bewältigen könnte. Aber du weißt ja, wie es ist. Bei einem Mann, der für drei Tage einen Stand errichtet, ist es einfach. Man weiß, wo man ihn findet. Er zahlt seine Gebühren, und man verliert keine Zeit. Aber ein Bursche, der seine Ware bei sich trägt, der verschwindet einfach in der Menge, wenn er einen aus der Ferne sieht, und wenn man hinter ihm herjagt, kann das mehr Zeit kosten, als seine kleine Gebühr wert wäre. An einhundert Ständen herumzulaufen und Blindekuh zu spielen, und das mit all den Leuten, die da kaufen und verkaufen, das ist nichts für mich. Also kommt er davon, ohne seine Abgaben zu zahlen. Kein großer Verlust, denn irgendwann wird er zahlen, sein Geschäft wird größer. Mehr weiß ich nicht über ihn.«
    »Hat er in diesem Jahr eine Frau bei sich gehabt?« fragte Hugh. »Dunkel, hübsch, eine Akrobatin?«
    »Nicht daß ich wüßte, nein. Im letzten Jahr fiel mir eine Frau auf, die mit ihm aß und trank, und das könnte sehr wohl die sein, die du meinst. Ich bin sicher, daß sie ihm manchmal ein Zeichen gegeben hat, als ich in Sicht kam, damit er sich aus dem Staub machen konnte. In diesem Jahr aber nicht. In diesem Jahr hatte er mehr Waren mitgebracht, und ich könnte mir denken, daß er in Wats Kneipe geschlafen hat, denn er brauchte Platz, um sie zu lagern.
    Vielleicht erfährst du dort mehr über ihn.«
    Walter Renold hatte seine nackten und muskulösen Arme verschränkt, stützte sich mit ihnen auf das große Faß, das er soeben mühelos in eine Ecke des Raums gerollt hatte, und musterte Hugh mit gelassenen kundigen Augen.
    »Ach, Britric?Ja, der hat sich während der ganzen Messe hier bei mir einquartiert. Ist in diesem Jahr schwerbeladen angekommen. Ich habe ihm gesagt, er kann seine Siebensachen auf dem Boden unterbringen, Warum nicht? Ich weiß, daß er die Abgaben an die Abtei nicht zahlt, aber der Verlust seines Pennys bringt sie nicht an den Bettelstab.
    Und der Herr Abt drückt bei den kleinen Leuten schon mal ein Auge zu. Was nicht heißen soll, daß Britric auch sonst ein kleiner Mann wäre, ganz und gar nicht. Ein großer, kräftiger Bursche, rothaarig, manchmal ein bißchen streitsüchtig, wenn er betrunken ist, aber im großen und ganzen kein schlechter Bursche.«
    »Im letzten Jahr«, sagte Hugh, »hatte er eine Frau bei sich, wie ich höre. Ich habe allen Anlaß anzunehmen, daß er damals nicht bei dir gewohnt hat, aber wenn er hier getrunken hat, mußt du sie beide öfter gesehen haben. Erinnerst du dich an sie?«
    Und ob Wat sich erinnerte, sogar mit großem Vergnügen. »Oh, die! Schwer zu vergessen, wenn man die einmal gesehen hat. Sie konnte sich biegen wie eine Weidenrute, tanzte wie ein Osterlamm und spielte auf der kleinen Flöte.
    Leichter zu tragen und besser als ein Rebec, es sei denn, ein Meister spielt. Und außerdem war sie von den beiden die praktischere. Sie hielt den Daumen auf dem Geld, das sie beide einnahmen. Sie sprach vom Heiraten, aber ich bezweifle, daß sie es je schaffen wird, ihn zur Kirchentür zu schleppen. Vielleicht hat sie einmal zuviel davon gesprochen, denn dieses Jahr ist er allein

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