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Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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sein Land grenzte, zum Geschenk gemacht. Die Urkunde war noch vor den Abendgebeten aufgesetzt und gesiegelt worden, und Hugh war einer der Zeugen gewesen. Upton war Pachtland der Krone, und bei solchen Transaktionen waren Zustimmung und Billigung des Vertreters der Krone nötig. Der Bote vom Schloß war klug genug, geduldig in dem Vorzimmer zu warten, bis sich die Gesellschaft von der Tafel erhob. Gute Neuigkeiten halten sich mindestens so gut wie schlechte, und der Verdächtige war hinter Steinmauern sicher genug untergebracht.
    »Ist dies der Mann, von dem Ihr gesprochen habt?« fragte Radulfus, als er sich angehört hatte, was der Mann zu sagen hatte. »Derjenige, der sich letztes Jahr in Bruder Rualds Häuschen eingenistet hat?«
    »Derselbe«, sagte Hugh. »Und der einzige, von dem ich erfahren habe, daß er sich tatsächlich kostenlos dort einquartiert hat. Und wenn Ihr mich entschuldigen wollt, Vater, ich muß gehen und in Erfahrung bringen, was man aus ihm herausbekommen kann, bevor er Zeit gehabt hat, wieder zu Atem und zu Verstand zu kommen.«
    »Die Gerechtigkeit liegt mir ebenso am Herzen wie Euch«, gestand der Abt. »Es geht mir nicht um das Leben dieses oder eines anderen Mannes, aber ich wünsche, daß über das Leben der Frau Rechenschaft abgelegt wird.
    Natürlich könnt Ihr gehen. Ich hoffe, wir kommen diesmal näher an die Wahrheit heran. Ohne sie kann es keine Absolution geben.«
    »Darf ich Bruder Cadfael mitnehmen, Vater? Er hat mir als erster von diesem Mann erzählt und weiß am besten, was der alte Mann in Saint Giles über ihn gesagt hat. Vielleicht bringt er Einzelheiten in Erfahrung, die mir entgehen würden.«
    Prior Robert blickte bei diesem Vorschlag mißbilligend an seiner großen Patriziernase hinunter und zog seine langen Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Er war der Ansicht, daß Cadfael außerhalb des Klostergeländes viel zu oft ein Ausmaß an Freiheit gewährt wurde, das der Ordensregel, wie der Prior sie auslegte, strikt zuwiderlief.
    Abt Radulfus jedoch gab durch ein bedächtiges Kopfnicken seine Einwilligung zu erkennen.
    »Ein kluger Zeuge kann gewiß nicht schaden. Ja, nimm ihn mit. Ich weiß, daß er ein ausgezeichnetes Gedächtnis hat und eine gute Nase für Unstimmigkeiten. Außerdem ist er von Anfang an mit dieser Angelegenheit vertraut gewesen und hat auch ein gewisses Recht, wie ich denke, es bis zum Ende zu bleiben.«
    So kam es, daß Cadfael, der vom Abendessen im Refektorium kam, statt pflichtschuldigst ins Ordenshaus zu gehen, um in der Bibel zu lesen, oder sich weniger pflichtschuldig daran zu erinnern, daß in seiner Werkstatt dringend noch etwas erledigt werden mußte, um der langweiligen, einschläfernden Lesung von Bruder Francis zu entgehen, der heute an der Reihe war, aus seinem alltäglichen Trott herausgerissen wurde, um mit Hugh durch die Stadt zum Schloß zu gehen und dort dem Gefangenen gegenübergestellt zu werden.
    Er war so, wie der alte Mann ihn geschildert hatte, groß und kräftig, rothaarig und sicherlich fähig, weit kräftigere Eindringlinge als einen räudigen alten Vagabunden hinauszuwerfen. Und er war für ein unvoreingenommenes Auge ein so gut aussehendes Mannsbild, daß er eine feurige und selbstbewußte Frau, die sich in den Niederungen des Lebens genausogut auskannte wie er, durchaus für sich einnehmen konnte. Jedenfalls für einige Zeit. Wenn die beiden lange genug zusammengewesen waren, um leicht in Streit zu geraten, konnte es sehr wohl sein, daß er diese großen, sehnigen Hände allzu unbekümmert und einmal zuviel einsetzte, um dann zu entdecken, daß er getötet hatte, ohne es auch nur beabsichtigt zu haben. Und wenn er einmal in richtige Wut geriet, für die sein Schöpf flammend roten Haars ein Garant zu sein schien, war ihm auch zuzutrauen, daß er mit Absicht tötete. Hier in der Zelle, in der Hugh ihm begegnen wollte, saß er mit seinen breiten Schultern an die Wand gelehnt, steif, aufrecht und auf der Hut. Sein Gesicht war so steinern wie die Wand, wären da nicht die wachsamen Augen gewesen, die Fragen und Fragende mit einem unerschütterlichen Starren abwehrten.
    Ein Mann, wie Cadfael ihn einschätzte, der schon früher in Schwierigkeiten gewesen war, und das mehr als nur einmal, und erfolgreich damit fertig geworden war. Wahrscheinlich kein tödliches Verbrechen, ein gewildertes Reh, hier und da ein gestohlenes Huhn, nichts, was sich vor Gericht nicht glaubwürdig erklären ließe, zumal in diesen etwas unruhigen

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