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Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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verriegelt wurde, und trat auf die Treppenstufen hinaus, um am Foregate entlang auf die Brücke und die Stadt hinauszusehen.
    Sie kamen. Noch eine Stunde und mehr bis zum ersten Stundengebet, und draußen herrschte gerade das erste Dämmerlicht, bei dem man ausreiten konnte, doch er konnte jetzt schon deutlich das Hufgetrappel hören, das auf der Brücke fest, schnell und ein wenig hohl ertönte. Er hörte den Schrittwechsel der Pferde, als sie den festen Boden des Foregate betraten, und sah sozusagen eine Bewegung der Dunkelheit, Bewegung ohne Gestalt, sogar noch bevor das schwache Glitzern von Licht, das auf Stahl tanzte, den Harnischen der Männer Umrisse verlieh und sie aus der Dunkelheit hervortreten ließ. Keine vollständige Rüstung, nur die Lanzenfähnchen, zwei um die Brust geschlungene Trompeten zu sehr praktischem Gebrauch sowie die kunstgerecht gefertigten leichten Waffen, mit denen sie ritten. Fünfunddreißig Lanzenträger und fünf berittene Bogenschützen. Der Rest der Bogenschützen war mit dem Troß vorausmarschiert. Hugh hatte für König Stephen Gutes geleistet; seine Soldaten waren ein bemerkenswerter Trupp, der vermutlich mehr Männer zählte, als verlangt worden waren. Cadfael sah sie vorüberreiten, Hugh an der Spitze auf seinem Lieblingspferd, dem grobknochigen Grauen. Unter den Männern waren Gesichter, die er kannte, erfahrene Soldaten der Garnison, Söhne von Händlerfamilien aus der Stadt, vorzügliche Bogenschützen, die auf dem Schießstand unter der Schloßmauer geübt hatten, junge Landedelleute von den Herrenhäusern der Grafschaft. In normalen Zeiten schuldete ein Krongut nur den Dienst vielleicht eines Waffenträgers mit seiner Ausrüstung und einem gepanzerten Schlachtroß, die vierzig Tage gegen die Waliser in der Nähe von Oswestry Dienst tun mußten. Bei Notfällen wie der gegenwärtigen Anarchie in Ostanglia war alle Normalität aufgehoben, doch eine bestimmte Dienstzeit mußte auch jetzt gefordert worden sein. Cadfael hatte nicht gefragt, wie viele Tage diese Männer sich wohl in Gefahr befinden würden. Da war Nigel Aspley unter den Lanzenträgern, der gut zu Pferde saß und sehr ansehnlich aussah. Dieser Bursche hatte es einmal vorsichtig mit Verrat versucht, wie sich Cadfael erinnerte, und das vor nur drei Jahren, und legte es jetzt offensichtlich darauf an, die Erinnerung durch besonders pflichteifrigen Dienst zu verwischen. Nun, wenn Hugh es für richtig hielt, ihn zu verwenden, dürfte er seine Lektion wohl gelernt haben und nicht versuchen, erneut vom Pfad der Tugend abzuirren. Und er war ein Mann, der seine Hände zu gebrauchen wußte, der athletisch und stark war und seinen Platz in diesem Trupp wohl verdiente.
    Sie ritten an Cadfael vorüber. Das Trappeln der Hufe klang dumpf auf dem festgetretenen, trockenen Erdboden der Straße, und der Laut verebbte in der Ferne an der Klostermauer. Cadfael sah ihnen nach, bis sie in dem fahlen Licht fast außer Sichtweite waren und dann an der Biegung der Landstraße um die hohe Mauer des Klostergeländes verschwanden. Das Licht kam nur widerwillig, denn der Himmel hing tief mit seinen schweren dunklen Wolken. Es würde ein dunkler und wolkenverhangener Tag werden und später möglicherweise regnen. Regen war das letzte, was sich König Stephen in den Fens wünschen konnte, denn es würde alle Annäherung von Land her erschweren und das Vorrücken in den Marschen komplizieren. Es kostet viel Geld, eine Armee im Feld zu unterhalten, und obwohl der König eine bestimmte Zahl von Männern eingezogen hatte, die diesmal ihrer Dienstpflicht Genüge tun mußten, mußte er immer noch eine große Kompanie flämischer Söldner bezahlen, Männer, die von der Zivilbevölkerung gefürchtet und gehaßt und selbst von den Engländern verabscheut wurden, die an ihrer Seite kämpften. Beide Rivalen des nicht enden wollenden Disputs um die Krone setzten Flamen ein. Für diese Männer war die richtige Seite die, die sie bezahlte, und wenn die Gegenseite mehr bot, fiel es ihnen nicht schwer, sich für diese zu entscheiden; Cadfael hatte jedoch früher viele Söldner gekannt, die getreulich an ihren einmal geschlossenen Abmachungen festhielten, während Barone und Earls wie de Mandeville ihr Mäntelchen so leicht nach dem Wind drehten wie der Wetterhahn auf dem Dach, wenn sie es für vorteilhaft hielten.
    Jetzt war Hughs straffe und kriegstüchtige kleine Streitmacht verschwunden. Selbst das letzte verebbende Erzittern und Widerhallen der Erde

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