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Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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frei bin? Daran habe ich nie gedacht, als die Sehnsucht mich überkam.«
    »Und glaubst du wirklich, daß sie bei eurer letzten Begegnung die Wahrheit sprach, als sie sagte, sie habe einen Geliebten?«
    »Ja«, erwiderte Ruald schlicht und ohne jedes Zögern, »das glaube ich wirklich. Nicht daß sie mich nicht hätte anlügen können, denn ich war grob und hatte ihr bitteres Unrecht angetan, wie ich heute weiß, und ich habe ihr sogar dadurch ein Unrecht angetan, daß ich sie besuchte.
    Ich glaube es wegen des Rings. Erinnerst du dich an ihn? An den Ring, den Sulien bei der Rückkehr aus Ramsey mitbrachte. «
    »Ich erinnere mich«, sagte Cadfael.
    In diesem Augenblick ertönte die Glocke im Schlafsaal, um die Brüder zum ersten Stundengebet zu wecken. In irgendeiner entlegenen Ecke ihres Bewußtseins ertönte sie sehr schwach und wie von ferne, und keiner von ihnen schenkte ihr Beachtung.
    »Der Ring hat ihren Finger nie verlassen, seit ich ihn ihr aufsteckte. Ich hätte nicht gedacht, daß er sich nach so langer Zeit über ihren Knöchel ziehen lassen würde. Als ich sie mit Bruder Paul zum ersten Mal besuchte, weiß ich noch, daß sie ihn trug wie eh und je. Doch beim zweiten Mal... ich hatte es vergessen, aber jetzt ist es mir klar. Der Ring war nicht an ihrem Finger, als ich sie das letzte Mal sah. Sie hatte mit dem Ring auch ihre Ehe mit mir vom Finger gestreift und einem anderen gegeben, so wie sie mich aus ihrem Leben strich und es einem anderen gab. Ja, ich glaube, daß Generys einen Geliebten hatte. Einen, der ihrer Liebe würdig ist, wie sie sagte. Ich hoffe von ganzem Herzen, daß er sich würdig erwiesen hat.«

10. Kapitel
    Während der Zeremonien, Gottesdienste und Lesungen des Tages der heiligen Winifred beschäftigte sich ein Winkel von Cadfaels Gemüt beharrlich und unerbittlich und sehr gegen seinen Willen mit Angelegenheiten, die nichts mit der aufrichtigen Anbetung zu tun hatten, die er für seine besondere Heilige empfand, an die er immer so dachte, wie sie gewesen war, als ihr erstes kurzes Leben so brutal beendet wurde: ein Mädchen von etwa siebzehn Jahren, frisch, schön und strahlend, geradezu überquellend vor Liebenswürdigkeit und Süße, so wie die Wasser ihrer Quelle stets rein und perlend hervorquollen, dem Frost trotzten und Gesundheit für Leib und Seele ausstrahlten. Er wäre nur zu gern den ganzen Tag lang nur von ihr erfüllt gewesen, doch immer wieder mußte er an Rualds Ring denken und an den blassen Kreis an dem Finger, von dem Generys ihn abgestreift und ihren Mann so aus ihrem Leben verbannt hatte wie dieser sie.
    Es wurde immer klarer, daß es tatsächlich einen zweiten Mann gegeben hatte. Sie war mit ihm aufgebrochen, um sich in Peterborough oder sonstwo in jener Gegend anzusiedeln, wie es schien, vielleicht an einem Ort, der den Greueltaten von de Mandevilles Barbaren noch mehr ausgesetzt war. Und als die Herrschaft von Mord und Terror begann, hatte sie mit ihrem Mann ihre neuen flachen Wurzeln ausgegraben, alles an Wertsachen, was sie besaßen, zu Geld gemacht und war mit ihm vor der Bedrohung geflüchtet und hatte den Ring zurückgelassen, damit der junge Sulien ihn finden und zu Rualds Errettung nach Hause bringen konnte. Das war zumindest das, was Ruald glaubte. Jedes Wort, das er an jenem Morgen vor dem Altar gesprochen hatte, trug das Siegel der Aufrichtigkeit. Jetzt hing also vieles von rund vierzig Meilen zwischen Cambridge und Peterborough ab. Letztlich keine ganz so kurze Entfernung, aber wenn mit den Angelegenheiten des Königs alles gutging und dieser sich entschloß, sich einer Streitmacht zu entledigen, die besser damit beschäftigt wäre, den Earl von ehester im Auge zu behalten, würde ein Abstecher nach Peterborough den Heimweg nicht sonderlich verlängern.
    Und wenn die Antwort ja lautete und somit jedes Wort von Suliens Geschichte bestätigte, dann war Generys tatsächlich noch am Leben und nicht der Einsamkeit überantwortet, und die tote Frau aus dem Töpferacker wäre dann immer noch heimat- und namenlos. Doch wenn dem so war: Weshalb hätte sich Sulien so entschlossen bemühen sollen zu beweisen, daß Britric, der ihm nichts bedeutete, so unschuldig war wie Ruald? Wie hätte er wissen können, ja, wie hätte er sich auch nur die Möglichkeit vorstellen können, daß der Hausierer unschuldig war? Oder daß diese Frau Gunnild noch lebte oder daß auch nur die Möglichkeit bestand, daß sie noch am Leben war?
    Und wenn die Antwort nein war und Sulien

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