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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geladenen Revolver an Gott geglaubt hatten.
    Ihre Mütter bestimmt, dachte Phil. Für ihre unbekannten Mütter tue ich es.
    Er schnitzte aus dem Holz der kleinen, zum Teil verkrüppelten Scalesiabäume, die auf anderen Inseln, wie etwa auf Santa Cruz, bis zu fünfzehn Meter hoch werden, zwei Kreuze und steckte sie zwischen die Lavasteine.
    Dann kümmerte er sich wieder um den Ausbau seiner kleinen Farm, rodete Farne, wilde Guaven und Mangroven an einem kreisrunden Süßwassersee, in den eine Quelle floß, und wunderte sich, daß außer den sieben Palmen auf seiner Insel nichts außergewöhnlich Großes wuchs, nicht einmal der mächtige rostbraune Pisoniabaum, der sonst, verfilzt mit Moosbärten, Bromeliaceen und Lianen, auf den größeren Galapagosinseln wahre Urwälder bilden konnte. Urwälder, die dann abrupt in eine völlig kahle Mondlandschaft übergingen – wie ein zu Stein erstarrtes Hohnlachen der Natur.
    Abends stand Phil oft zwischen seinen sieben Palmen und blickte über den im Sonnenuntergang rotglühenden Ozean und über seine kleine Insel mit den vier Buchten. Wenn der Wind gut stand, vernahm er vom gegenüberliegenden Teil der Insel das Brummen und Quieken, Kreischen und Schnaufen der riesigen Seelöwenherde.
    Um 21 Uhr schaltete er sein Transistorradio an – entweder Radio Ecuador oder den kleinen KW-Sender aus der Darwin-Forschungsstation auf Santa Cruz. Die einen brachten Samba- und Tangomusik, Rock und Schlager und dazwischen Nachrichten aus aller Welt. Radio Darwin-Station war nüchterner und gab Wetternachrichten und Berichte über Fauna und Flora der Inseln durch oder kommentierte die neuesten Forschungsergebnisse.
    Manchmal saß Phil vor seiner Wohnhöhle, deren Wände er mit Kunststoffplanen bespannt hatte, und wunderte sich, wie wenig ihn die Welt da draußen noch anging.
    EG-Konferenz über den Milchberg. Krach zwischen Frankreich und Italien wegen der Weinimporte. Der deutsche Finanzminister will die Mehrwertsteuer erhöhen. Der Bundeskanzler ruft die Jusos zur Ordnung. In Moskau sagt Breschnew, China sei die große Weltgefahr, auch für Europa, das jetzt China in den Hintern krieche. Isländische Kanonenboote schleppen britische Fischtrawler ab, weil sie in der 300-Meilen-Zone fischten. Die Filmschauspielerin Mary Sinclair läßt sich scheiden und heiratet einen 20 Jahre jüngeren Mann. Interview: »Ich brauche Jugend, um selbst jung zu bleiben. Alt und rheumatisch werde ich von allein, dazu brauche ich keine älteren Männer!«
    Alles Topmeldungen. In den Zeitungen bestimmt als Schlagzeilen. Millionen hängen mit den Ohren dran. Millionen Augen lesen es.
    Phil Hassler drehte das Radio aus und blickte über den nächtlichen Ozean, in dem sich eine Unendlichkeit voller Sterne spiegelte. Wo liegt China, dachte er dann? Dort hinten. Weit, weit hinten. Wo liegt Deutschland? Auf der anderen Seite – noch weiter hinten. Der Milchpreis der EG. Ich melke meine wilden Ziegen und Kühe und habe genug, um auch noch Käse daraus zu machen. Auf einen Liter Milch 6 Prozent Mehrwertsteuer? Auf das Bauholz, das ich mir aus den Pisoniastämmen säge, zwölf Prozent Mehrwertsteuer!
    Nicht auf die ›Sieben Palmen‹, mein lieber deutscher Finanzminister. Natürlich gibt es hier keine Autobahnen, keine Atomkraftwerke, keine Phantom-Jäger, keine Bundeswehr, keine Zahlungen in alle Hände, die sich offen hinhalten … aber auch keine Sozialversicherung, keine Krankenkasse, keine Altersrente.
    Du bist wie der Fregattvogel oder die Meerechse, wie die Möwe oder der Rotfußtölpel, sagte er sich. Ach, wenn ihr nur wüßtet, was es bedeutet, unbelastet von euren Problemen vom Ozean hinauf in den Sternenhimmel zu blicken!
    Ich lebe!
    Braucht man zum Leben eine Yacht an der Pier von St. Tropez?!
    Das waren die Nächte, in denen Phil Hassler genau wußte, wie unlogisch, wie dumm, wie ich bezogen er dachte. So wie er konnten nur Einzelgänger leben … aber auf der Erde wimmelten zweieinhalb Milliarden Menschen herum, die verwaltet werden mußten, die satt werden wollten – das geringste, was ein Mensch vom Leben verlangen kann.
    Und wie oft mißlang sogar das!
    Arme, verlorene Menschheit.
    Die Arbeit auf den ›Sieben Palmen‹ ging weiter. Ausbau der Höhle, die langsam wie ein Haus wurde mit Veranda, Terrasse und Vordach. Anlegen neuer Felder, die Zähmung der wilden Ziegen und Schweine, das Fischen in den Lagunen und das Trocknen der filierten Fische, das Beobachten der Aussaat – Saat aus Deutschland, in

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