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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auf dem steinigen Boden.
    Bei Phil angekommen, setzte er sich zwischen sein goldenes Heer und starrte stumm auf den Gefesselten. Mit dem Ablegen der Königskrone und des Königsmantels war er sichtbar ruhiger geworden. Die Zuckungen ließen nach, die Muskeln entspannten sich. Doch sein Blick schwelgte nach wie vor in Bildern voller rauschhafter Farben. Die goldenen Statuen um ihn herum waren Priester, die nur auf seinen Wink warteten, um den Feind am Baum zu töten. Die Obsidianmesser hielten sie in den Händen, bereit, das zuckende Herz aus der Brust des Todgeweihten zu schneiden. Er, Topas Madzu, war der einzige König der Inkas, der das befohlen hatte …
    »Ari – hörst du mich?« Mit aller gebotenen Vorsicht redete Phil ihn an. Er hatte eingesehen, daß er die Fesseln nicht sprengen konnte; Sempa verstand etwas von Seemannsknoten. Was kein tobendes Meer auseinanderreißen kann, gelingt einem Menschen schon gar nicht. »Ari, wir sollten ganz ruhig miteinander reden …«
    Sempa schwieg. Er starrte Phil an, aber es war ungewiß, ob er ihn überhaupt wahrnahm. In seinen Halluzinationen war Phil bereits ein Opfer, das aus vielen Wunden verblutete. Daß Phil zu ihm sprach, hörte er gar nicht. Seine Umwelt war erfüllt von der Musik eines Orchesters aus Rohrflöten, Trommeln und hell klingenden Glöckchen. Grausamkeit und Schönheit in idealer Vereinigung …
    »Ari«, sagte Phil noch einmal. »Sag einen Ton! Sag: Guten Tag, Phil!«
    Wenn er das sagt, dachte Hassler, erreicht ihn meine Stimme wieder. Wie lange wirkt das Rauschgift nach? Er atmet es jetzt nicht mehr ein, mit jedem tiefen Atemzug bläst er frischen Sauerstoff in die Lunge und damit in sein Blut. Das muß auch das Gehirn reinigen. Die Visionen müssen nachlassen. Aber weiß man, wie stark die Inkapriester den Federmantel und die Federkrone mit ihrem unbekannten Gift getränkt haben? Wer hat eine Ahnung, wie zerstörend das Gas wirkt? Gab es überhaupt ein Zurück aus der Welt der seligen Illusionen? Blieb der Wahnsinn haften, die feinen Nerven und Zellen des Hirns zerfressend?
    »Ari!« sagte Phil noch lauter. »Hörst du mich denn?!«
    Sempa starrte Phil Hassler stumm an. Sein breiter Mund klaffte auf, als hätte man ihn mit einem Axthieb gespalten, aber nicht, um ihn sprechen, sondern nur um den Speichel ungehindert herausfließen zu lassen. Es war ein schrecklicher Anblick: Ein Mensch löste sich auf.
    Es dauerte vier Stunden, bis Sempa von seinen Halluzinationen befreit wurde.
    In dieser Zeit hockte er zwischen seinen goldenen Figuren, spielte mit ihnen wie ein Kind …
    In der letzten Stunde wurde er wieder unruhiger, lief zwischen den sieben Palmen hin und her, schlug die Fäuste gegeneinander und blieb plötzlich vor Hassler stehen.
    »Phil!« sagte er dumpf. »Du verdammter Hund!«
    Hassler atmetet tief durch. Er ist wieder da! Zwar verrückt, aber auf dieser Welt. Er erkennt mich, man kann mit ihm sprechen. Er ist wieder ein Mensch.
    Ein Mensch? War Sempa wirklich noch ein Mensch?!
    »Ari –«, sagte Phil. Er lächelte sogar dabei, als hätten sie beide nur ein Spielchen gespielt, um sich die Langeweile zu vertreiben. Ein Spiel wie das Kegeln mit den Götterfiguren und den massiven goldenen Kugeln. »Mach keinen Scheiß und bind mich los! Was soll das alles, Junge? Kannst du Schach?«
    »Schach?« wiederholte Sempa. »Wieso Schach?«
    »Ich habe eine Idee. Hier stehen genug Figuren herum, mit denen wir ein Schachspiel aufbauen können. Du bekommst die goldenen Figuren, ich streiche meine rot an. Okay?! Und dann spielen wir eine Partie, daß uns der Kopf brodelt.«
    »Du bist tot!« sagte Sempa tonlos. »Tot, Phil! Tot! Begreif das doch endlich, Phil! Ein Toter kann nicht mehr Schach spielen.«
    »Ich kann das, Ari. Wetten? Los, fangen wir an! Holen wir uns die Figuren zusammen. Bind mich los, Junge!«
    Sempa glotzte Phil stumpf an. Dann setzte er sich, löste die Riemen, mit denen er die goldenen Teller unter die Fußsohlen gebunden hatte, aber die schweren goldenen Brustplatten behielt er an. Trotzdem atmete Phil auf. Sempa zeigte wieder Ansätze menschlichen Denkens und Fühlens. Er begriff, daß die Goldteller unter seinen Füßen ihn nur hinderten und außerdem bei jedem Schritt einen unerträglichen Laut verursachten, wenn sie auf den Steinboden klatschten.
    »Es wird alles geholt!« sagte Sempa und massierte sich die Füße.
    »Was heißt alles?«
    »Alles, was mir, dem König, gehört.«
    »Ari! Du bist nicht Topas Madzu oder Tupac

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