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Das Geheimnis der sieben Palmen

Das Geheimnis der sieben Palmen

Titel: Das Geheimnis der sieben Palmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Baum und begann, ihn an den Stamm zu binden.
    »Welches Schiff?« fragte er tonlos. »Gibt es hier ein Schiff? Siehst du ein Schiff?«
    Phil riß den Kopf herum und blickte hinunter in die Bucht. Die Flut war jetzt voll hineingekommen; das offene Steuerdeck, das einzige, was vom Schiff noch zu sehen war, wurde von den schäumenden Wellen überspült.
    »Das … das darf nicht wahr sein …«, sagte Phil leise. »Wie ist das passiert?!«
    »Darüber werden der König und sein Volk ein Urteil sprechen«, antwortete Sempa stolz. »Wenn erst der Strahl der Sonne auf eure Herzen fällt …«
    »Zurück!« brüllte Phil. Er sah, wie Evelyn sich im vollen Lauf den sieben Palmen näherte, die ›Kegelbahn‹ hinunter, das lange Messer vorgestreckt. Ein mutiges Vögelchen, das sich auf einen Drachen stürzt. »Zurück, Eve! Versteck dich! Weg! Weg!«
    Gleichzeitig ließ er, in seiner Verzweiflung, beide Knie hochschnellen und traf Sempa, der dicht vor ihm stand und ihn an die Palme band, mit größter Wucht dorthin, wo ein Mann – und sei er noch so stark – höllisch empfindlich ist.
    Sempa brüllte tierisch auf, drehte sich um die Achse und lehnte sich, nach vorn gekrümmt, beide Hände auf den Unterleib drückend, gegen eine Palme. Der königliche Federmantel schlug über ihm zusammen, die Goldplatten vor seiner Brust rasselten, und als er vor Schmerzen aufstampfte, schepperten die goldenen Teller unter seinen Fußsohlen.
    Ein Bild des Wahnsinns.
    Evelyn blieb ein paar Meter vor den sieben Palmen stehen und beobachtete Sempas weitere Reaktionen.
    »Komm nicht näher!« rief Phil ihr zu.
    »Ich bin schneller als er.« Sie breitete die Arme aus, »Oh, Phil, Phil … ich bin so glücklich, daß du lebst!«
    »Das Schiff, Eve! Was ist mit dem Schiff passiert?!«
    »Ich habe es versenkt, Liebling.«
    »Das war ein Fehler!«
    »Wer konnte das ahnen, Phil?! Er hat gesagt, er wolle dich verschimmeln lassen. Da habe ich es getan! Er sollte mit uns zugrunde gehen!«
    Sempa hatte den ersten Schmerz überwunden. Er lehnte jetzt aufrecht an dem Palmenstamm, preßte beide Hände aber noch immer gegen den Unterleib. Aus seinen Mundwinkeln rann Speichel, die hervorquellenden Augen schwammen in Tränen. Dann begann er langsam, schwankend, wie ein Blinder zwischen den sieben Palmen herumzutappen, kreuz und quer durch seine goldene Armee und die neun göttlichen Kegelfiguren. Die goldenen Platten, Ketten, Gewebe und Fußteller klingelten bei jedem Schritt. Er umkreiste Yuma, stützte sich schwer auf ihr Haupt, starrte Evelyn stumm an und kehrte dann zu Phil zurück.
    Hassler hatte in diesen Minuten versucht, die Umschnürung zu lockern, aber Sempa hatte bereits zu viel Stricke um seinen Leib gebunden. Es war unmöglich, sich in so kurzer Zeit herauszuwickeln.
    »Ich mache dir einen Vorschlag, Ari!« sagte Phil, als Sempa sich wieder um die Fesseln kümmerte. »Laß uns alles vernünftig durchsprechen.«
    »Ich bin der König aller Könige!« grunzte Sempa. Der Schmerz in seinem Unterleib wich einem tauben Gefühl. Dazu überfiel ihn der unbändige Drang, eine Frau zu besitzen. »Du wagst es, mich noch anzusprechen?« Er hob die rechte Hand und hielt Phil den wundervollen Ring unter die Augen. »Wer ihn trägt, ist der Herr der Welt! Und wer trägt ihn?! Ich! Der Herr der Welt!«
    »Wirf den Ring sofort weg, Ari!« sagte Phil eindringlich.
    Auch Evelyn hörte es. Mit vorsichtigen Schritten kam sie etwas näher.
    »Was ist mit dem Ring?«
    »Ich versuche die ganze Zeit, es ihm zu erklären, aber er läßt mich nicht ausreden! Dieser Götterring ist hohl! In dem Hohlraum der kleinen Goldpyramide steckt ein goldener Dorn, der mit der oberen Platte verbunden ist. Ein vergifteter Dorn! Drehst du die obere Platte um die eigene Achse, dann senkt sich der Dorn durch ein kleines Loch im Boden des Ringes und sticht dich in den Finger. Das ist tödlich wie der giftigste Schlangenbiß!«
    Er stieß mit dem Kopf gegen eine der goldenen Brustplatten Sempas und erhielt dafür eine knallende Ohrfeige. Sempas Augen hatten keinen menschlichen Blick mehr, sie schienen durch Phil hindurch zu starren, als sei er aus Glas. Sie sahen andere Menschen, andere Landschaften, andere Tiere. Sie sahen ein Meer, das wie geschmolzenes Gold schimmerte.
    Gold! Gold! Überall Gold! Die ganze Welt aus Gold! Meer, Felsen, Menschen, Himmel, Bäume, Tiere … alles Gold!
    »Wirf den Ring weg, Ari«, keuchte Phil.
    »Hör nicht auf ihn, König aller Könige!« rief Evelyn mit

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