Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)
DNS-Kette…“
Quattro erinnert sich, wie er naseweis dazwischenrief: „Die DNS ist aber nicht in sich vernetzt!“
„Recht hat er!“ sagte Tolder lächelnd. „Da haben wir den Unterschied! Dieses Schlauchweltall ist obendrein in der vierten Dimension an unendlich vielen Stellen miteinander räumlich verbunden. Diese Stellen jedoch interessieren uns nicht. Wir stellen uns nun weiterhin vor, daß dieses unentwirrbare Knäuel in sich selbst schwingt… Aufgemerkt, meine Herren Kadetten…, es schwingt!
Nun geschehen äußerst interessante Dinge! Einzelne Abschnitte dieses Schlauches, die über Dutzende, Hunderte und mehr Parsec voneinander entfernt sind, berühren sich kurzzeitig tangential oder überschneiden sich sogar! Diese Tempustangenten und Oszillationspunkte gilt es zu finden.“ Daraufhin drehte er sich um und wies ehrfürchtig auf ein Porträt an der Stirnseite des Auditoriums. „Und Istvan Balinth hat sie als erster entdeckt.“
Allerdings irrte er in einem Punkt. Die Vernetzungspunkte erwiesen sich als die wichtigsten Passagen und gehören inzwischen als stabile Tempusschleusen zu den entscheidenden Abschnitten aller Stellartrassen.
Es war wohl die größte Entdeckung des Jahrtausends für eine Menschheit, die – durch Einsteins Erkenntnisse wie mit Eisenfesseln an ihr Sonnensystem geschmiedet – den Traum vom Flug in die unermeßlichen Tiefen des Alls längst aufgegeben hatte und in den Sonnen des Centaurus die Grenzen des Erreichbaren sah.
„Oszillation plusminus Null!“ ruft Galaxor Morrik erregt.
„Vorwärts!“ befiehlt Quattro. Jetzt haben sich die beiden Raumsektoren, die sonst fast zwei Parsec auseinanderliegen, infolge der vierdimensionalen Schwingungen des Universums berührt und beginnen, einander zu durchdringen. Würden sie den Oszillationspunkt eine Winzigkeit zu früh durchstoßen, geschähe nichts weiter, als daß sie im alten Sektor einfach geradeaus weiterfliegen.
Die Tachyonentriebwerke der Skorpion grollen dumpf.
„Oszillation plus eins! Durchstoßen der Schleusenfront in vier Sekunden!“ Als Morriks Stimme sich fast überschlägt und Stellaster Geonyx wohlweislich die Augen schließt, muß Quattro lächeln. Schnell dreht er sich um. Maldens Augen leuchten gespannt wie die eines Kindes, wenn es Achterbahn fährt und der Wagen die erste steile Steigung hinaufgeschleppt wird. Ponape hingegen lehnt sich lässig zurück und pult unter dem Nagel seines rechten Zeigefingers.
„Oszillation drei Strich positiv! Frontdurchgang!“
Die nächsten Augenblicke sind die gefährlichsten, doch Quattro weiß bereits jetzt, daß sie den Oszillationspunkt ohne Zwischenfall passieren werden. Kurz nach der Entdeckung der Raumzeitphänomene in der Tempusregion ereigneten sich einige tragische Unfälle. Wenn der Raumkreuzer zu langsam ist und von der zurückschwingenden Raumfront des Zielsektors wieder überholt wird, geschieht weiter nichts, als daß der Sprung in einen anderen Raumsektor mißlingt und die Besatzung unter Umständen Wochen oder gar Monate Zeitverzug hinnehmen muß. Aber wehe dem Raumschiff, das zwischen die sich wieder voneinander lösenden Raumsektoren gerät! Es wird von der vierten Dimension regelrecht zerrissen… Aus diesem Grunde auch wagen nur wenige Raumflieger, eine Tempustangente zu schneiden. Dort durchdringen die Raumzeitabschnitte einander nicht, sondern berühren sich nur für Bruchteile einer Sekunde.
Die Skorpion fliegt exakt entlang der Trajektorie, der idealen Kurslinie. Wäre es einmal anders, dann dürfte ihr Kommandant nicht Kosmander Mariel Elldes, genannt Quattro, heißen.
Als sich die Konturen der Kommandozentrale und der anwesenden Besatzungsmitglieder allmählich verdoppeln, huscht ein grimmiges Lächeln über Quattros Gesicht. Jetzt nehme ich dir zwei Parsec ab, Brüderchen, frohlockt er im stillen. Nicht immer ist die Gerade die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten!
Noch längst nicht sind alle Oszillationspunkte und Tempustangenten kartographisch erfaßt, weil von vielen noch nicht die oft sehr komplizierte Konfiguration ihres Schwingungsbildes bekannt ist. Daher hat Quattro sich sein privates Kursbuch angelegt. Mitunter fliegt er genau in die entgegengesetzte Richtung und spart dabei doch Tage oder gar Wochen, weil er über die Fähigkeit verfügt, die komplexen Vorgänge innerhalb der Tempusregion als Einheit zu erfassen, weil er – was viele nur mit einem Kopfschütteln bewundern – die Vierdimensionalität der Tempusregion
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