Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)
Schauplätze gigantischer Zusammenstöße.
Wie ein Perpetuum mobile der Vernichtung erscheint ihm diese Laune der Natur, ein sinnloser, nie stockender Fluß toter Gewalten. Und da geschieht es tatsächlich, die Achternak taucht hinein in dieses alles zermalmende Räderwerk der kosmischen Mechanik!
„Kosmander! Der telemetrische Kontakt ist abgerissen! Die Achternak…“, stößt Elmer heiser hervor.
Quattro winkt kühl ab und weist an: „Fixieren Sie die Omega-Koordinaten und geben Sie die Werte auf das Astrogonium!“
Elmer reagiert sofort, und auf der Halbkugel des Astrogoniums leuchtet ein rotes Pünktchen auf, das die Stelle markiert, wo die Tachyonenaugen der Skorpion die Achternak das letztemal sahen. Dann beschleunigt Quattro die Skorpion auf Höchstgeschwindigkeit. Sein Gesicht zuckt vor Erregung, und er flüstert: „Schlecht, Brüderchen, sehr schlecht…, die Markuspassage liegt weiter südlich, du bist in eine Sackgasse hineingeflogen!“
Elmer erschrickt. Gerade hat er noch fest an die Selbstbeherrschung und den kühlen Kopf des Kosmanders geglaubt, aber nun geht eine Veränderung in Quattro vor sich. Er hat den Kopf zwischen die Schultern gezogen, und sein Atem ist schneller geworden. Die scharf konturierten Lippen zucken wie unter Stromstößen, sein Blick huscht unstet vom Bildschirm zum Astrogonium, immer wieder.
Zwischen den Materieringen wird ein dunkler Fleck sichtbar. Quattro steuert genau darauf zu. Entsetzt erkennt Elmer, daß es sich um einen gigantischen Strudel handelt.
„Kosmander, wollen Sie wirklich dort hinein?“ fragt Geonyx fassungslos.
Quattro lacht verächtlich. „Dort ist die Achternak.“
Mehr antwortet er nicht. Aber das genügt auch. Sie haben Befehl – koste es, was es wolle –, den modernsten Raumkreuzer der Menschheit zurückzuerobern.
Dorean nickt zustimmend und umklammert den Bügel der Visiereinrichtung noch fester.
Wie ein Schneesturm tobt es über den großen Bildschirm. Aber das sind keine harmlosen Eiskristalle, was dort in dichten Wolken vorüberjagt. Jedes dieser glitzernden Pünktchen besitzt eine Masse von mehreren Tonnen. Elmer beißt die Zähne zusammen und unterdrückt seine Angst.
Mitten hinein in diesen gigantischen Strudel taucht die Skorpion. Wie der Schlauch eines Wirbelsturmes führt die sich verengende, von wild rotierenden Materiewänden umtoste Röhre in die Tiefe. Vielleicht ist es sogar so etwas Ähnliches wie ein Tornado? denkt Elmer flüchtig. Mit höchstem Unbehagen stellt er fest, daß die Wandung dieses Strudels keineswegs ein starres Gebilde ist. Sie beult sich aus, schwingt plötzlich vor, reißt auseinander – unberechenbar, ohne erkennbare Regelmäßigkeit.
Immer tiefer taucht die Skorpion hinab in diesen mahlenden, saugenden Trichter.
Elmer zwingt sich zur Ruhe. Dieser Strudel existiert schon Millionen von Jahren, sagt er sich, und noch nie ist seine Wand instabil geworden. Die Strömungsverhältnisse können sich nicht schlagartig ändern, und wenn doch – warum gerade jetzt?
„Der Strudel verengt sich, Kosmander! Durchmesser jetzt vierhundertzweiundachtzig“, meldet er mit vibrierender Stimme. Beim großen Sirius! Was sind knapp fünfhundert Kilometer! denkt er. Ein geringfügiger Fehler Quattros, eine winzige Bewegung des Steuerbügels – und die Skorpion rast in diesen grauenvollen Malstrom! Warum geht er nicht auf Automatik, das wäre in dieser Situation bedeutend sicherer! Das helle Glitzern der Eisbrocken zwischen den durcheinanderbrodelnden Felstrümmern verblaßt zusehends und weicht einem tiefen Blau. Helle Blitze, die vorher im Gleißen der Strudelwände nicht zu sehen waren, zerfetzen die Dunkelheit. Allmählich begreift Elmer, daß das nicht Explosionen aufeinanderprallender Gesteinsbrocken sind, sondern tatsächlich elektrische Entladungen. Deshalb hält er das grellweiße Aufleuchten unten in der Tiefe des Strudels anfangs auch für Entladungen in den Gaswolken, die von den Materieströmen mitgerissen wurden.
Erst als Quattro triumphierend aufschreit, begreift er: Das sind keine normalen Blitze, dort unten schießt jemand aus allen Rohren, kämpft mit den Antiplasmaladungen seiner Geschütze um eine Gasse, die ihm einen Ausweg aus dem sich zuschnürenden Strudel öffnen soll.
Quattros Körper strafft sich. Die Jagd nähert sich ihrem Ende.
„Volle Intensität auf die Werfer, Malden!“ befiehlt er knapp. Sein Gesicht wirkt wieder beherrscht und leblos.
Dorean hebt erstaunt den Kopf, als könne
Weitere Kostenlose Bücher