Das Geheimnis der Sonnensteine: Roman (Sonnenstein-Trilogie) (German Edition)
schweres Vergehen.“
Als Elmer dem Kosmander widersprechen will, gibt sie ihm schnell ein Zeichen. Elmer schweigt.
Das alles dauert nur wenige Augenblicke, doch Elmer weiß plötzlich: Noch nie hat er so viel für eine Frau empfunden wie für Miranda.
Der Gleiter stößt auf die Achternak hinab. Die Panoramakanzel des kleinen Fluggerätes gestattet eine ungehinderte Rundumsicht. Elmer fühlt sich noch wehrloser dem Toben der Naturgewalten ausgeliefert. Im schützenden Leib der Skorpion konnte er sich der Illusion einer scheinbaren Geborgenheit hingeben, jetzt trennt ihn nur noch das durchsichtige Dyolit der Pilotenkanzel von der greifbar nahen Bedrohung durch die vorbeibrausenden Lawinen aus Geröll und Eisklumpen.
Je weiter die Skorpion hinter ihnen zurückbleibt, desto stärker wird dieses unheimliche Gefühl des Ausgeliefertseins.
Unter ihnen feuert die Achternak sinnlos in den mächtigen Strudel. Wie ein Insekt, das immer wieder gegen die Fensterscheibe fliegt, immer und immer wieder, geht es Elmer durch den Kopf. Doch der Raumkreuzer wächst schnell über die Winzigkeit eines Insekts hinaus, so sehr beschleunigt Quattro den Gleiter.
Der Kosmander sitzt reglos, stumm und wie zu einer Granitskulptur erstarrt. Elmer kommt der verrückte Gedanke, ihn anzustoßen, um zu prüfen, ob überhaupt noch Leben in diesem Körper ist.
Jede Salve der Achternak läßt grelle Blitze über Quattros Gesicht zucken.
Plötzlich fährt Elmer zusammen. Ein schrecklicher Gedanke ist ihm gekommen. Quinto muß es ja nicht absichtlich tun! Aber wenn der Bruder des Kosmanders in seiner Kopflosigkeit den anfliegenden Gleiter für einen der unzähligen Felstrümmer hält? Elmer stöhnt auf.
„Sie haben keinen Grund zur Unruhe, Proximer.“
Quattros Stimme klingt spröde und brüchig. Seine Augen sind wie die eines Blinden in unergründliche Fernen gerichtet. „Von Quinto droht uns keine Gefahr mehr.“
Verwundert fragt sich Elmer, ob Quattro in der Lage ist, Gedanken zu lesen.
„Ich kenne Adriel Cosma zu gut, um nicht zu wissen, was jetzt in ihm vorgeht.“
Wie unter einem hypnotischen Zwang spricht Quattro weiter, widerwillig und schleppend.
„Verkrochen hat er sich. In irgendeinen Winkel der Achternak.
Dort sitzt er jetzt und schlottert vor Angst, halb besinnungslos, heulend und sabbernd…“
„Aber er schießt doch noch“, widerspricht Elmer.
„Ach was!“ Quattros Augen beleben sich. „Haben Sie noch nicht begriffen, daß das der Cephalomat ist? Quinto ist keiner vernünftigen Handlung mehr fähig…, der brächte es nicht einmal fertig, uns mit dem Handwerfer in der Faust zu empfangen…, ich kenne ihn doch.“
„Wozu brauchen Sie mich dann, Kosmander?“ Elmer beißt sich auf die Lippen. Diese Frage war ihm unbeabsichtigt herausgerutscht. Quattro lächelt gespenstisch.
„Sie sind der einzige in meiner Mannschaft, der den Mut besitzt, seinem Kommandanten notfalls mit der Waffe in der Hand gegenüberzutreten. Das wagt nicht einmal Proximer Malden…“, sagt der Kosmander heiser.
Elmer bleibt fast das Herz stehen. „Aber Kosmander! Nie würde ich…“.
„Halten Sie den Mund, Ponape!“ faucht Quattro ihn da an. Sein Gesicht zuckt nervös. Wie im Selbstgespräch fährt der Kosmander fort.
„Meint, ich hätte es nicht gesehen…, lächerlich…, ein Yumajäger weiß immer, was in seinem Rücken geschieht! Wollte den Helden spielen, der junge Mann, ohne sich darüber Gedanken zu machen, was dann geschehen sollte…, bilden sich ein, alles besser zu wissen, alles besser zu können, diese Halbwüchsigen…, wollen mit dem Handwerfer den Verstand ersetzen und bekommen dabei feuchte Hände…“
Die Worte bleiben Elmer wie eine Gräte im Hals stecken. Er hat es gesehen! Von Anfang an hat Quattro ihn durchschaut, beobachtet, daß er den Handwerfer griffbereit auf dem Schoß liegen hatte! Beim großen Sirius, jetzt ist alles aus! Will er ihm jetzt eine Lektion erteilen?
Ein schmerzliches Lächeln huscht über Quattros Gesicht, als er weiterspricht. Elmer wischt sich verstohlen den Schweiß von der Stirn und schluckt betreten.
„Sie hätten nie geschossen, Ponape. Sie überlegen zu lange, Sie haben Skrupel, Zweifel, Ängste. Sie wollen alles besonders gut machen und verpassen dabei den richtigen Zeitpunkt zum Handeln. Selbst als Quinto auf uns feuerte, hätten Sie nicht verhindert, daß ich die Achternak vernichte. Aber gerade in dieser Situation wäre es richtig gewesen… Vor wenigen Tagen
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