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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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Mörder Catlyns sein könntest.« Betroffen senkte sie den Kopf. »Und ich fand keine Antwort.«
    Lambert legte die Hand unter ihr Kinn. »Dein Herz kannte sie die ganze Zeit«, sagte er ernst. »Du hast mich gestern auf dem Pferd geküsst, bevor ich dir meine Unschuld beteuern konnte. Glaubst du mir nun?«
    »Du bist unschuldig wie alle Opfer Aleanders! Er hat Catlyn auf dich angesetzt, um dich zu verführen und die Heiratspläne deines Vaters von Anfang an zu vereiteln. Er ist ein Intrigant aus der Hölle, nichts entgeht seiner Aufmerksamkeit.«
    »Ich war ein Narr! Die selbstherrliche Pose des großen Retters wurde mir zum Verhängnis. Bei Gott, wie habe ich Catlyn in Wahrheit gehasst, wie sehr wünschte ich mir ihren Tod in jener Nacht, als der Pfeil des Schmieds dich traf! Die Versuchung war groß, aber sie war bereits tot, als ich ihr Zimmer aufsuchte.«
    »Ich würde dich auch lieben, wenn du Catlyns Mörder wärst«, sagte Lunetta schlicht.
    Sie fühlte nicht anders als ihre Mutter Mariflores, die für die Liebe sogar den eigenen Tod in Kauf genommen hatte. Die Leidenschaft hatte eine dunkle, vernichtende Seite. Nur wer diese in Kauf nahm, verspürte ihre ganze Macht und Süße.
    »Es ist dir zuzutrauen«, sagte Lambert mit traurigem Lächeln.
    »Verachtest du mich dafür?«
    »Es ist für mich das schönste und schwerste Geschenk zugleich, Lunetta.«
    »Wie meinst du das?«
    Lambert schüttelte den Kopf, neigte sich zu ihr herab und küsste sie. Dann beugte er sich zu dem Gewühl aus Kleidungsstücken, das vor dem Bett lag, und suchte nach den Karten, die Chapuys Lunetta geschenkt hatte, hob sie auf und reichte sie ihr. »Hier, versuche einen Weg zu finden! Wir brauchen ein Wunder.«
    Zögernd griff Lunetta nach dem Stapel. Glatt und kalt fühlten sich die Karten in ihrer Hand an, wie tot. Tot. Sie drehte sie, schob sie mechanisch auseinander, betrachtete einige Bilder. Dann schüttelte sie den Kopf. »Es hat keinen Sinn. Es ist vorbei.«
    »Was?«
    Sie sah ihm fest ins Gesicht.
    »Dieser Teufel Aleander hatte in einem recht. Ich habe die Gabe der Hellsichtigkeit zugleich mit meiner Jungfernschaft verloren. Genau wie meine Mutter.«
    Lambert öffnete betroffen den Mund. Lunetta verschloss ihn mit ihrer Hand.
    »Nein, es gibt keinen Grund zum Bedauern«, sagte sie leise. »Du schenkst mir ein neues Leben. Die wirkliche Welt, frei von allen Visionen und auch Illusionen. Ich bin froh, diesen Fluch auf immer los zu sein und dafür dich gewonnen zu haben.«
    »Lunetta, das ist zu viel…«
    »Du bist die Liebe meines Lebens.«
    Lambert drehte sich abrupt von ihr weg.
    »Was ist? Warum wendest du dich ab?«
    Ein hartes Pochen unterbrach sie. »Öffnet die Tür! Im Namen Seiner Majestät…«

9.
    L ONDON , 5. F EBRUAR 1536
    Regen peitschte auf die Themse herab. In Sturzfluten schoss er aus den Mündern der Wasserspeier und Fallrohre, prasselte auf das bleigedeckte Dach der spanischen Botschaft am Themseufer. Selbst durch die Kamine nieselte er in feinem Sprühregen, wo er in den Flammen zischend verdampfte.
    Der Botschafter hustete, als weitere Rauchfäden in den Speisesaal drangen, und blickte mit gerunzelter Stirn zum Fenster. Der Nachmittag war lichtlos und grau, der Regen fiel hinab wie ein Vorhang, kaum ließ sich das gegenüberliegende Ufer ausmachen.
    Sein Zwerg ließ den Affen das Gestänge erklimmen, von dem kostbare Gobelins herabhingen, die Spaniens Größe feierten: die Hochzeit Isabellas von Kastilien und Ferdinands von Aragón, ihre Feldzüge zur Einigung der Iberischen Halbinsel, ihre Schlachten gegen die Mauren. Das Äffchen tanzte auf den Messingstangen über ihren Köpfen, ein pinkfarben gewandeter Irrwisch, an dessen Schwanz eine feine, ellenlange Seidenschnur gebunden war.
    »Heute Morgen habe ich ihn bis zum Dach hinaufgeschickt«, sagte der Zwerg stolz und haschte nach dem Ende der Schnur. »Er ist ein gelehriges Tierchen.«
    »Gott gebe, dass er nur sein infernalisches Kreischen bei der morgigen Kletterpartie unterlässt«, sagte Chapuys.
    »Oh, ich werde ihm einen ledernen Maulkorb umbinden«, meinte der Zwerg. »Der Mond bereitet mir größere Sorgen. Ohne sein Licht können wir es unmöglich schaffen.«
    Chapuys nickte. »Ja, wir müssen um eine regenfreie Nacht beten.« Er trat ans Fenster und spähte in den bleiernen Himmel. »Irgendwann müssen diese Wolken doch weiterziehen. Morgen rundet sich der Vollmond! Es muss morgen geschehen. Aleander hat die Erlaubnis erwirkt, den Grafen bald

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