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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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Heide.«
    »Stört es dich?«, fragte sie leise.
    Lambert schüttelte den Kopf. »Nein. Im Gegenteil, er scheint mir einer der gottesfürchtigsten Männer, die mir je begegnet sind. Er erkennt den Höchsten in allem, was uns umgibt, und verachtet nicht die Freuden des Daseins.«
    Chapuys erhob sich von den Knien, drehte sich um und kam mit federnden Schritten auf sie zu.
    »Und nun wünsche ich Euch eine friedliche Nacht. Bedenkt, es könnte unsere letzte sein. Aleander ist noch nicht besiegt«, sagte er und fasste sie kurz bei den Händen, drückte die Lamberts mit großer Festigkeit. Der verkleidete Kaufmannssohn erwiderte den Druck und nickte still. Zwischen beiden herrschte ein stilles Einvernehmen, das Lunetta ausschloss.
    Lambert wusste, dass er in der kommenden Nacht den gefährlichsten Part übernehmen musste. Sein Überleben hing davon ab, ob ihm unentdeckt eine waghalsige Kletterpartie über den Burggraben gelingen würde.
    Chapuys wandte sich ab, um den Raum zu verlassen. In der Tür drehte er sich noch einmal um. Seine listigen Fuchsaugen funkelten gelblich und waren doch voll Zärtlichkeit. »Nutzt diese Nacht für das gottgefälligste aller Werke.«
    Lambert und Lunetta sahen ihn fragend an.
    » Madre de Dios. Die Liebe natürlich! Ich habe Euch die Gastzimmer des Kaisers herrichten lassen. Er schlief zuletzt vor sechzehn Jahren darin. Das Bett ist gemacht für die Herrscher dieser Welt, breit wie ein Fluss, in den Kissen möchte man ertrinken. Warum solltet Ihr weiter getrennt schlafen? Wir Menschen sind Engel mit nur einem Flügel und müssen einander umarmen, um zu fliegen. Buenas noches .«

10.
    L ONDON , 6. FEBRUAR, BEI N ACHT
    Hinter ihnen rasselte das schwere Fallgitter des Lion Gates herunter. Ein Yeoman Warder mit grimmigem Gesicht führte die spanischen Damen und ihren geckenhaften Begleiter über die erste von drei Brücken, die den gewaltigen Wassergraben des Towers überspannten. Der Mond tat seine Pflicht. Die Mauern der Königsfeste, ihre Bastionen und neunzehn Türme glänzten bleich wie Knochen in seinem Silberlicht.
    Vor der hochgezogenen Zugbrücke des Löwenturms musste die Gruppe erneut einen Halt einlegen. Nicht weniger als drei solcher Türme galt es zu passieren, um den äußeren Ring der sechshundert Jahre alten Zwingburg zu überwinden. Heiser schrie der Yeoman zu den Turmwächtern einen formelhaften Befehl hinauf. Wieder ertönten das Rasseln von Ketten, das Knirschen und Seufzen von Räderwerk.
    »Wenn Ihr gleich die Bestien in den Käfigen seht, tut angemessen interessiert und sehr erschrocken«, zischte Chapuys den Damen zu.
    Lambert nickte hinter seinem Fächer.
    Endlich traf das Falltor auf die Kante der Steinbrücke. Der Yeoman gab ihnen einen Wink und überquerte mit polternden Schritten die Bohlen. Sie tauchten in einen Torbogen ein, wo ein weiterer Wächter im Schein von Fackeln die Passierscheine prüfte, die Chapuys ihm mit einer knappen Verneigung reichte.
    Lambert studierte die schmalen Mauerschlitze in beiden Seiten des Torbogens, zwischen denen sie standen. Ohne Zweifel lauerten hinter den Schießscharten in engen Gelassen königliche Armbrustschützen mit gespannter Waffe, bereit, auf ein Zeichen des Wärters die tödlichen Pfeile ins Ziel zu lenken.
    Der Turmwächter runzelte die Stirn und winkte einen zweiten Mann aus der Wachkammer zu sich. »Das sind hansische Siegel!«
    »Aber der Mann ist Spaniens Botschafter, ich kenne ihn«, rätselte der andere und warf Chapuys einen halb respektvollen, halb misstrauischen Blick zu.
    Don Eustace versank im Kratzfuß. »Ich bin auch Untertan des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Und diese hat mir und den Damen die Passierscheine ausgestellt. Meine Herren, Ihr wollt Euch gewiss nicht ernsthaft mit weiteren Ländern Europas anlegen, um einen Besuch der Tochter des Grafen von Löwenstein zu vereiteln!«
    »Eure Namen stehen nicht auf unseren Listen. Für heute ist als Besucher des Grafen nur ein gewisser Master Elias angezeigt. Er müsste gleich eintreffen.«
    Lunetta schrak zusammen. Lambert legte ihr eine Hand auf den Arm.
    Chapuys tat erfreut. »Ah, der bekannte Prediger? Ganz London spricht von seiner enormen Begabung. Wie wundervoll! Geistlicher Beistand ist den Damen gewiss willkommen. Lunetta von Löwenstein und ihrer Zofe wird es ein Trost sein, dass der Graf seelsorgerisch so ausgezeichnet betreut wird.«
    Lunetta sank auf die Knie. »Bitte, Ihr Herren, lasst mich meinen Vater sehen, ich

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