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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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der Dämmerung geweckt und gebeten, zum alten van Berck zu kommen, der eine freudige Nachricht für sie habe, deren Mitteilung keinen Aufschub dulde. Das Mädchen betrachtete unschlüssig die kunstvoll geschnitzte Tür.
    Sicher, der Kaufmann hatte sie mit großer Prachtentfaltung und Geschenken empfangen, aber sie hatte nicht vergessen, dass das einmal anders gewesen war.
    Und dass er sie, seinen Ehrengast, ohne Federlesens so zeitig wecken ließ, sprach dafür, dass er immer noch meinte, nach Belieben über sie verfügen zu können, von Löwenstein oder nicht.
    Und sie? Sie hatte sich so beeilt, als gehöre sie zu seinem Gesinde. Lunetta warf ärgerlich den Kopf in den Nacken. Die Scham war vorbei. Gott selbst hatte sie gestern auf dem Friedhof mit ihrer zwiespältigen Herkunft versöhnt und in Liebe angenommen! Sie krümmte den Zeigefinger, um zu klopfen, als hinter der Tür die Stimmen lauter wurden. Ein Streit schien sich anzubahnen. Sie war eindeutig zu früh. Man erwartete sie noch nicht. Sie wollte sich zurückziehen. Der nächste Satz hielt sie zurück.
    »Weißt du nicht, was sich bei einer von Löwenstein gehört? Du hättest vor ihr in Köln sein müssen. Du weißt seit Monaten, dass sie kommt«, zürnte Claas van Berck. Seine Stimme war unverkennbar. Der Gesprächspartner des Kaufherrn antwortete bedächtiger.
    »Was habe ich mit deiner kleinen Gräfin zu schaffen?«
    »Sie ist unser Ehrengast. Du kennst meine Pläne für sie«, bellte Claas van Berck. Lunetta fuhr zurück. Ihre Augen rundeten sich vor Staunen. Voll Widerwillen beugte sie sich näher zur Tür. Ein geschnitztes Äffchen, das mit Münzen jonglierte, grinste sie höhnisch an.
    »Du kannst mich nicht herumkommandieren wie einen Karrenknecht! Habe ich uns nicht einen stolzen Auftrag verschafft? Drei Prunkrüstungen, hundert Armbrüste und beste Jagdwaffen für den englischen Hof. Ich trage die Anzahlung bei mir. Es war schwer genug, das Geld sicher nach Köln zu bringen. Sind die Plattner und Schwertfeger fertig?«
    »Ich will nicht vom Geschäft reden«, erwiderte Claas van Berck abfällig.
    »Ausgerechnet du?«
    Unwillkürlich stahl sich ein Lächeln in Lunettas Gesicht. Wer war es, der dem ehrfurchtgebietenden van Berck so frech auszuweichen wagte?
    Der alte Kaufmann überging den Konter. »Ich hatte dich bereits im Herbst zum Weihnachtsfest herbestellt!«
    »Der Eisgang auf der Themse hielt mich auf.«
    »Ach, Larifari. Als ich in deinem Alter war, nahm ich ganz andere Gefahren in Kauf, um mir ein einträgliches Geschäft zu sichern.«
    »Ich dachte, du willst nicht über Geschäfte reden«, entgegnete Claas’ Gegenüber und reizte den Rüstungshändler zur Weißglut.
    »Ich will wissen, was dich auf die unsinnige Idee bringt, dir in Köln ein eigenes Haus mieten zu wollen, wo ich eines der prächtigsten in der ganzen Domstadt besitze. Mehr als zehn Schlafkammern, ein Festsaal und nicht zu vergessen die Kapelle mit mehr als hundert vom Erzbischof bestätigten Reliquien. Was willst du mehr?«
    »Sicher nicht die Reliquien«, kam es trocken von seinem Kontrahenten. Wieder schmunzelte Lunetta.
    »Ich dulde keinen Spott über den Glauben in meinem Haus!«
    »Dann solltest du die Gründung meines eigenen Haushalts begrüßen!«
    »Wozu? Hältst du es immer noch mit den Glaubensabweichlern? Diesem niedrigen Lumpenpack, dieser gärenden Ketzerjauche, diesen Papstbeschmutzern …«
    »Einer der größten Papstbeschmutzer ist unser neuer Auftraggeber Heinrich der Achte. Wagst du es, ihn als Lump zu beschimpfen? Es könnte dem Geschäft schaden.« Unverkennbar war dieser Stimme Vergnügen zu entnehmen. Das Claas van Berck nicht teilte. Seine Stimme steigerte sich zu einem Donnern.
    »Die Interessen eines Königs und des Allmächtigen sind gemeinhin dieselben.«
    »Wie wahr. Das Gewissen dieses Königs ist geschmeidig. Heinrich scheut nicht einmal den Kontakt zu den Wiedertäufern in Münster und den protestantischen Rebellen von Lübeck, um eine Allianz gegen den Kaiser zu schmieden. Er taucht seine reich beringten Finger tief in die Ketzerjauche. Er züchtet sie geradezu. Ganz England wimmelt von Sektierern.«
    Lunetta war erstaunt von dem Ekel und der Leidenschaft, die plötzlich in der Stimme des Besuchers mitschwangen und verrieten, dass ihm Glaubensfragen alles andere als gleichgültig waren.
    Der Rüstungshändler schnaubte nur. »Ein König kann es mit dem Glauben und den Weibern halten, wie er will! Du nicht. Du wirst meine Pläne erfüllen

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