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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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schön und so verletzlich. Zu denken, dass sie hätte sterben können …« Er brach ab.
    Sidonia sah aufrichtigen Schmerz in seinen Augen und legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter.
    »Sie wird schon bald wieder gesund sein.«
    »Lass mich einen Moment mit ihr allein«, bat Lambert heiser und schüttelte die Hand seiner Schwester ab.
    »Wozu?«, fragte Sidonia flüsternd. Tadelnd setzte sie hinzu:
    »Du wirst sie doch nicht noch einmal küssen wollen? Wie konntest du dich auf der Bühne nur so vergessen! Und das vor den Augen deiner Verlobten. Das Ganze wirkte täuschend echt.«
    »Ich weiß, und ich muss Lunetta um Verzeihung bitten.«
    »Sie wird dich nicht hören.«
    Lambert wandte seiner Schwester langsam das Gesicht zu. »Das ist nicht wichtig. Ich muss ihr etwas sagen, wozu ich später vielleicht keine Gelegenheit mehr haben werde.«
    Sidonia hob spöttisch die Brauen. »Oder keinen Mut? Uns beiden liegt das Streiten mehr als die Reue.«
    Die Miene ihres Bruders verschloss sich. »Bitte, Sidonia, quäle mich nicht.«
    Erstaunt zog seine Schwester sich zurück, trat auf den Gang und schloss leise die Tür.
    »Was will er von Lunetta«, fragte Goswin grimmig flüsternd.
    Sidonia schüttelte langsam den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    »Ich dachte, sie schläft?«
    »Tief und fest. Gabriel hat ihr einen besänftigenden Trank gegeben.«
    »Hat sie große Schmerzen?«
    »Nein. Der Aufprall war hart und wird scheußliche blaue Flecken hinterlassen, aber sie war gut geschützt, die Pfeilspitze konnte nicht einmal bis auf die Haut vordringen.«
    »Ich danke dem Herrn für dieses Wunder«, murmelte Goswin und schlug ein Kreuz.
    »In gewissem Sinne war es das auch. Die meisten Gäste hielten es – dem Himmel sei Dank – für einen Theatertrick, aber einige sprechen leider von Zauberei«, sagte Sidonia müde. »Es ist, als läge ein Fluch über diesem Haus. Immer wieder holt uns der Verdacht von Ketzerei ein, dieser ganze Sauerteig aus Bosheit und Lüge.«
    »Unsinn«, schnaubte Goswin entrüstet. »Unsinn! Wer das behauptet, wird mich kennenlernen. Es war nur das Buch, nur das Buch ihrer Mutter. Keine Hexenkunst war dabei und schon gar keine Ketzerei. Man kann dem Kind nichts anhängen. Am besten, wir verbrennen das Buch! Verfluchtes Tarot.«
    Sidonia runzelte verärgert die Stirn. »Immerhin war es ihr Lebensretter. Hier, schau.« Sie zog das mit schweren Silberplatten und Juwelen besetzte Buch von Mariflores Zimenes unter ihrer Schürze hervor. Goswin betrachtete entsetzt das scheußliche Loch, dass der Pfeil in das Silber gebohrt hatte.
    »Mein Gott«, stieß er hervor.
    »Keine Angst, das Loch reicht nicht tiefer. Sie trug das Buch unter ihren Gewändern, direkt über dem Herzen. Es diente als Panzer«, Sidonia bekreuzigte sich. »Der Herr muss ihr diese Eingebung geschenkt haben.«
    »Wer sonst«, knurrte Goswin widerwillig und bekreuzigte sich ebenfalls. »Wer sonst!«
    Die Tür zu Lunettas Kammer öffnete sich. Lambert trat hinaus.
    Sidonia schaute ihn fragend an. Ihr Bruder sah kurz hoch, seine Augen waren dunkel und schienen ein schmerzliches Geheimnis zu verbergen.
    »Niemand wird der kleinen Gräfin je wieder ein Leid antun!«
    Sidonia griff nach seinem Arm. »Lambert, was hast du vor?«
    »Ich werde der Sache ein Ende bereiten«, stieß er hervor. »Koste es, was es wolle.« Abrupt drehte er sich um, lief mit energischen Schritten den Flur entlang und nahm die Treppen zu den Dachkammern in wilden Sprüngen.
    »Ha!«, triumphierte Goswin. »Nehme an, jetzt wird er die Verlobung mit der vermaledeiten Nonne lösen. Halleluja. Ich wette, das kuriert auch Euren Vater.«
    »Du weißt nicht, was du redest. Lambert ist ein Mann von Ehre und Catlyn schwanger.«

3.
    K ÖLN, AM M ORGEN DES 19. J ANUARS
    Sie wurde geliebt. Sie spürte es deutlich, während sie an seiner Seite ritt, getrennt von ihm, doch verbunden im süßen Schweben ihrer Lust. Es ging durch leuchtendes Frühlings grün. Wind wisperte in den Bäumen, strich liebkosend über ihre Wangen. Lunetta lächelte. Auf ihren Lippen schmeckte sie Küsse, warm und köstlich süß wie Zimt. Der Mann, den sie liebte, rief ihren Namen. Halb klang es wie eine Warnung, halb wie ein Abschied. Seine Stimme war eine zärtliche Umarmung. Er spornte seinen Fuchs zum Galopp an, verschwand hinter den sanften Wellen eines Hügelkamms. Spurlos.
    Lunetta setzte ihm lachend nach. Er war schneller als gedacht. Sie erreichte einen steinigen Bach. Beherzt nahm ihr Pferd

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