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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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Zorn eines beleidigten Weiberherzen. Dieses wollüstige Stück Schmutz hatte sich in den Messfeiern des Masters Dutzenden hingegeben. Ohne den heiligen Gedanken der Reinigung, die doch ihre einzige Hoffnung auf Erlösung wäre. In ihrer Fantasie hatte sie es jedes Mal mit dem Leib des Höchsten getrieben. Wie widerlich.
    »Warum sprichst du von dir wie von einer Hure?«, erwiderte Aleander jetzt tadelnd und faltete fromm die Hände. »Du hast mit deinem Leib dem Höchsten gedient, Catlyn. Du bist eine wahre Braut Christi.« Noch immer malten sich Zweifel auf dem Gesicht der Begine ab. Aleander ließ die Augen liebkosend über ihren Leib fahren, sein Lächeln war eine Umarmung. »Dafür verspreche ich dir noch heute Nacht die vollkommene Seligkeit.«
    Er machte eine kurze Pause und bekreuzigte sich. »Und nun lasst uns das Werk vollenden. Hast du deine Kräuter dabei?«
    Catlyn nickte widerwillig.
    »Dann geh und frage im Schankhaus nach der Hure, die seit Tagen ein misslicher Husten quält. Sage, dass Zimenes dich geschickt hat.« Er eilte zu seinem Bett und griff nach einem dunklen Mantel, reichte ihn der Begine. »Vergiss nicht, den hier auf ihre Kammer zu legen.«
    Catlyn zögerte.
    »Sei eine gehorsame Tochter.« Sanft strich er über ihre Wange. Die Begine griff nach einem Tonkrug, zog einen Beutel mit Kräutern aus ihrem Gewand hervor und leerte ihn hinein.
    »Du weißt, dass ich dich liebe, Elias …«
    »Darum habe ich dich zu meiner ersten Gefährtin erwählt.« Die Begine verschwand im Hof. Der Schmied knurrte unwillig.
    Aleander legte eine Hand auf seinen Kopf. »Willst du mir beweisen, wie viel größer deine Liebe ist? Erhebe dich und folge mir.«
    Zitternd vor Glück stand der Schmied auf. Sein Meister griff sich eine Laterne und trat in den Hof. Mit langen Schritten eilte er auf eine kleine Pforte zu, die in den Garten des Hurenhofes führte, wo der Wirt seine Obstbäume und seinen Winterkohl zog. Der Schmied stolperte hinter ihm her. Wie geisterhafte Jungfern standen die gestutzten Bäume in Reih und Glied. Der Mond war wie aufgequollen und verbreitete graues Licht. Elias strebte auf den hinteren Teil des Gartens zu, ein abgegrenztes Areal aus lehmigschwarzer Erde. Modernde Holzkreuze steckten tief im kalten Schlamm.
    Der Schmied fuhr entsetzt zurück. Der Hurenfriedhof! Eine ungeweihte Stätte, wo die Sünderinnen ihre letzte Ruhe fanden – ohne Segen.
    »Was… was soll ich hier?«, fragte er krächzend.
    Aleander hielt bei einem Grabkreuz inne und wirbelte herum; in der einen Hand hielt er immer noch die Laterne, in der anderen einen Spaten.
    »Graben!«
    Dem Schmied wurde der Mund trocken. »Für wen?«
    »Für mich«, sagte der falsche Prophet.
    »Aber warum soll ich …«
    »Frage nicht, gehorche.«
    Zögernd griff der Schmied nach dem Spaten, stach ihn in die Erde. Die Krume war starr vom Frost, doch in seiner Verzweiflung trieb der Schmied den Spaten tief in den Boden, grub wie ein Besessener. Die Glocken des benachbarten Klarissenklosters schlugen dumpf die elfte Stunde an, als das Blatt seines Spatens auf etwas Weiches traf. Entsetzt sprang der Schmied zurück. Eiswasser sickerte aus den lehmigen Wänden der Grube.
    »Es ist nicht leer«, stieß er hervor und stemmte sich hastig aus dem Loch.
    »Natürlich nicht.« Aleander hielt die Laterne über die Grube. »Von Erde bist du genommen, zu Erde wirst du werden. Amen. Hast du das Messer noch, das Catlyn dir gab?«
    Der Schmied wich entsetzt zurück.
    »Meister, bitte, tötet mich nicht! Nicht hier und ohne jede Hoffnung.«
    Aleander schüttelte tief betrübt den Kopf. »Mein Sohn! Der Prophet des Lichtes ist nicht dazu berufen, seine Hände mit Blut zu besudeln. Und nun spring zurück in die Grube.«
    Widerwillig gehorchte sein Jünger.
    »Öffne den Sack, in den die bedauernswerte Frau eingenäht ist.«
    Der Schmied riss den Sarazenerdolch aus seinen Beinlingen und schlitzte das faulende Tuch auf. Er hielt sich die Hand vor den Mund, als ihm der süße, stechende Geruch von Verwesung entgegenschlug, und erbrach sich.
    Sein Meister nestelte nach dem Riechapfel unter seinem Gewand, drückte ihn sich gegen die Nase und wanderte – die Laterne in der anderen Hand – am Rand des Grabes entlang. Interessiert studierte er die nackte Tote. Ein kunstvolles Muster sauber vernähter Schnitte kreuzte sich auf ihrem Unterleib. »Zimenes arbeitet mit eleganter Nadel«, sagte er kalt.
    »Wer ist die Tote?«
    »Zimenes’ Untergang«, erwiderte sein

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