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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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Lunetta ist so gut wie unversehrt. Jeder wird meinen, dass so etwas nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Vom Gerücht zum Gericht ist es in religiösen Fragen ein kurzer Weg, vor allem weil Lambert bereits einmal als Lutheraner angeklagt war.«
    Gabriel legte den Arm um sie. »Selbst abergläubische Gemüter müssen zugeben, dass Lunetta dem Angriff eines Teufels entkam, und das ganze Stück war von einem hochverehrten Pfarrer und Kanoniker geschrieben. Daraus lässt sich schlecht Hexenwerk ableiten. Keine Angst, Sidonia, diesmal ist das Glück auf der Seite der van Bercks. Und sogar die Kirche, die Wunder sehr gut brauchen kann in Zeiten wie diesen.«
    »Gott gebe, dass du recht hast«, seufzte seine Frau.
    Gabriel küsste sanft ihre Stirn. »Und nun erzähle mir, was du mir gestern über den Alb sagen wolltest, der dir jahrelang die Brust schwer gemacht und unsere Liebe vergiftet hat.«
    Sidonia senkte die Augen. »Kannst du es dir nicht denken? Es gab nur einen Dämon in meinem Leben. In unserem …«
    Gabriel richtete sich jäh auf. »Aleander!« Zorn überflutete sein Gesicht. »Was hat er noch mit uns zu tun?«
    »Nichts, aber er war der Schatten meiner Seele. Ich habe – ohne es zu wissen – all die Jahre geglaubt, dass Gott mich für meine Sünde mit Unfruchtbarkeit strafte. Ich sah es in Lunettas Tarot.«
    Gabriel legte behutsam die Hand unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht.
    »Welche Sünde, querida? «
    Sidonia rückte ein Stück von ihm ab.
    »Du weißt, dass der erste und einzige Mann, dem ich mich vor dir hingab, Aleander war«, sagte sie tonlos.
    Gabriel ließ ihr Kinn los. »Aleander hat dich vergewaltigt! Wie kannst du von deiner Sünde sprechen? Ich wäre nie auf diesen Gedanken gekommen!«
    Sidonia schloss kurz die Augen. Nein, es half nichts. Sie musste die Wahrheit ganz aussprechen.
    »Gabriel«, begann sie leise. »Als er sich mir näherte, vor acht Jahren hier in diesem Haus, empfand ich im ersten Moment…« Sie zögerte, dann spie sie das Wort aus. »Lust!«
    Gabriel räusperte sich trocken. »Du warst Jungfrau und unerfahren. Aleander hat seine Verführungskunst spielen lassen, und vor allem gab er sich als sein Bruder aus. Für deinen Verlobten Adrian von Löwenstein, der angeblich gekommen war, um seine Braut und ihre beträchtliche Mitgift zu holen!«
    »Selbst dann hätte ich mich vor der Heirat nicht hingeben dürfen! Ich gab seinem Drängen nach … und dann … Es war schrecklich zu erkennen, was für ein Teufel er war.«
    Gabriel zog sie näher an sich. »Dich trifft keine Schuld. Das Böse ist nicht immer auf den ersten Blick hässlich, am stärksten ist es, wenn es sich als Engel des Lichts verkleidet.«
    »Du vergibst mir?«
    » Mi corazón , ich habe dir nichts zu vergeben«, sagte Gabriel und wollte seine Frau küssen. Ein hoher, lang gezogener Pfeifton ließ beide hochschrecken. Sie schauten zum Fenster und lachten erleichtert auf.
    »Wie hübsch! Tringin würde das ein Zeichen Gottes nennen«, sagte Sidonia und sprang munter aus dem Bett.
    »Und ich nenne es ein Zeichen, um endlich aufzustehen. Die Vögel sind munter, es wird hell, und es gibt viel zu tun!«

4.
    Lunetta schnellte hoch, spürte einen dumpfen Schmerz auf der Brust, rieb sich die Augen und schob den Bettvorhang zur Seite. Ihr Blick glitt zu den hohen Fenstern ihres Schlafgemachs. Davor tanzte auf dem Sims ein Rotkehlchen mit zuckenden Flügeln. Der Vogel wiederholte sein warnendes Pfeifen und verfiel dann in seinen flötenden Gesang, als habe er nur auf Publikum gewartet. Eine lange, laute Strophe mit glasklaren Tönen, rieselnd wie ein Bach und voll launischer Tempowechsel.
    »Früh dran in diesem Jahr«, bemerkte Tringin munter und schob den Vorhang auf der anderen Seite des Bettes fort. »Ein gutes Zeichen. Rotkehlchen sind die Vögel des Herrn.«
    Lunetta nickte beruhigt. Auch in Spanien kannte man die Legende von der kleinen Drossel, die dem sterbenden Jesus am Kreuz einen Dorn aus der Krone zog, um sein Leiden zu lindern, und deren Brust sich rot färbte von einem Blutstropfen Christi, der den Vogel auf immer segnete und zum Verkünder allen Neubeginns machte.
    »Hoffe nur, er hat auch schon vor Sidonias Zimmer gesungen«, schwätzte Tringin munter weiter. »Rotkehlchen sorgen für Nachwuchs im Haus. Und wie geht es Euch heute Morgen? Wie war die Nacht?«
    »Wundervoll«, erwiderte Lunetta seufzend. Tringin riss erstaunt die Augen auf.
    »Natürlich schmerzt die Brust noch ein wenig«, setzte Lunetta

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