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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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Fenster, das nach Süden ging, suchte den Horizont ab und sah in der Ferne flackerndes Licht. Nachdenklich runzelte er die Stirn. Ein Feuer am Themseufer?
    Zum ersten Mal seit den Geschehnissen auf der Brücke am Morgen dachte er mit einer gewissen Wehmut an den toten Schmied. Wie nützlich er jetzt wäre, um durch die Gassen zu laufen und nachzuforschen, was geschehen war.
    Ach was. Aleander zuckte die Achseln. Was ging ihn ein Feuer an? Er hatte andere Sorgen. Frierend hüllte er sich wieder in seine Decken. Das Sturmläuten verebbte. Die Stundenglocke von St. Paul’s setzte sich dröhnend durch, um die zwölfte Stunde zu läuten. Mitternacht. Aleander sank zurück auf sein Lager.
    In wenigen Stunden würde er nach Hampton Court aufbrechen. Er musste mit Cromwell reden. Zum Teufel, ausgerechnet jetzt musste der Minister bei Hof weilen! Es würde schwer sein, zu ihm vorzudringen, aber er musste ihn sprechen. Er brauchte die Hilfe des Ministers, um Lunetta zurückzugewinnen.
    Mit der Hand ertastete er unter seinem groben Kissen das kostbare Pergament, das ihm in seiner Klostergefangenschaft in Spanien in die Hände gefallen war.
    Wenn Lunetta erst bei ihm wäre, dann würde er es endgültig entschlüsseln. Seine wichtigsten Teile waren in verschlungenen Zeichen verfasst, die in nichts an das lateinische, griechische oder hebräische Alphabet erinnerten, die er allesamt beherrschte. Der Verfasser des Vorsatzes nannte die unbekannte Schrift die Sprache der Engel. Und er war kein Geringerer als Padre Fadrique gewesen. Ein Mann, der niemals leichtfertig von Gott und seinen Mysterien gesprochen hatte.

9.
    Lambert ließ den Degen sinken und zog den Helm ab. Müde sah er Gernot an. »Zwing mich nicht, mit dir zu kämpfen«, sagte er matt. »Ich müsste dich töten.«
    »Spar dir das für einen anderen auf. Der Hieb war nur eine Antwort auf deine abscheuliche Drohung, mich zu verraten.« Der Sekretär warf das Schwert weg und griff sich eine Wandfackel. »Und nun komm.« Er packte den verblüfften Lambert beim Arm und zerrte ihn zurück in den Rüstungssaal, zwängte sich in eine Nische und zog auch Lambert hinter sich her. Er drehte sich um.
    »Da runter«, sagte er barsch und wies auf eine Wendeltreppe, die sich in die Kellergewölbe unter dem Zeughaus hinabwand. »Ich habe dir eine Luke zur Thamesstreet geöffnet. Die Straße wird voller Gaffer sein, du kannst leicht entkommen.«
    »Warum tust du das?«, fragte Lambert.
    »Weil auch ein Psalmenleser und Tintenkleckser seine Ehre hat! Vor wenigen Tagen hat man einen Spitzel im Stalhof entdeckt. Er hat gestanden, für einen Mann von Cromwell zu arbeiten.«
    »Was hat das mit mir zu tun?«
    »Wir fanden bei ihm Abschriften sämtlicher Briefe, die dein Vater in den vergangenen Monaten an dich gerichtet hat.«
    Lambert schüttelte verwirrt den Kopf. »Aber wen könnte das interessieren?«
    Gernot zuckte die Achseln. »Finde es selbst heraus. Jedenfalls scheinst du Feinde an höchster Stelle zu haben. Gnade dir Gott! Hier.« Er reichte ihm einen Geldbeutel. Diesmal verschmähte Lambert ihn nicht. »Und nun verschwinde endlich.« Er gab Lambert die Fackel, der drückte seinem Freund zum Abschied die Schulter. Dann sprang er die Wendeltreppe hinab. Flink nahm er die letzte Treppenschnecke und leuchtete sich den Weg durchs Kellerlabyrinth in Richtung der Thamesstreet, die den Stalhof nach Norden hin begrenzte.
    Er entdeckte die offene Kellerluke, löschte die Fackel mit kräftigen Tritten, setzte seinen Helm wieder auf und kletterte über den hölzernen Niedergang nach oben. Es war, wie Gernot vermutet hatte. Die Straße vor dem Hansekontor wimmelte von Menschen, die sich gegenseitig Mutmaßungen über die Ursache der Explosion zuriefen.

10.
    H AMPTON C OURT, DES N ACHTS
    Aus der Küche drang seliges Schnarchen zu ihnen herüber. Nell Twinkertons Müdigkeit hatte endlich über ihre Neugier gesiegt, die sie ohnehin kaum befriedigen konnte, da Chapuys und Lunetta sich größtenteils in spanischer Zunge unterhielten.
    Bedächtig nickend betrachtete Eustace Chapuys im Raum jetzt die Karte, die vor ihm auf einem goldenen Seidenkissen lag. »Ihr Schicksal scheint tatsächlich besiegelt«, murmelte er. Er reichte Lunetta das Bild des Gehängten zurück, der, an den Füßen gefesselt, kopfüber von einem Kreuz herabbaumelte.
    »Von wem sprecht Ihr?«, fragte Lunetta leise. Der Diplomat hatte sie gebeten, eine Karte für ihn zu ziehen, und weder verraten, wie er in den Besitz des Tarots

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