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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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Fastentage pro Woche die Regel waren, nicht zu vergessen die vierzigtägige Fastenzeit vor Ostern. Allein mit Schwänen und Bibern, die am Königshof großzügig zu den fastentauglichen Wassertieren gerechnet wurden, ließ sich das Gebot der Fleischlosigkeit kaum einhalten.
    Frierend versuchte der Page seine Hände abwechselnd am Flämmchen des Kienspans zu wärmen, mit dem er den Weg zur Pasteten- und Puddingküche an der Stirnseite des Ganges ausleuchtete. Im Obergeschoss des Häuschens flackerte noch Licht hinter den Butzenscheiben. Er betrat die Siedeküche im Erdgeschoss und stolperte über einen Koch, der sich bereits auf seiner Strohmatte neben den kupfernen Kesseln zum Schlaf eingerollt hatte.
    »Lausewanz, kannst du nicht aufpassen«, schnauzte er und trat nach ihm. »Was willst du überhaupt hier? Is’ nach acht, die Feuer sind gelöscht.«
    »Ich hab was für Nell Twinkerton«, gab der Küchenjunge zurück und nahm mit einer gewissen Verächtlichkeit den schwachen Geruch von Lorbeerblatt und gesottenem Rindfleisch wahr, während er eine Steintreppe nach oben stapfte. Pah, was die hier zubereiteten, landete im besten Fall in Gardistenmäulern.
    Er hingegen arbeitete in den Röstküchen, wo die wirklich wertvollen Fleischstücke für die Lords und den König höchstselbst bereitet wurden. Geröstet, nicht gekocht. Kochen und Sieden oder in der Pfanne etwas braten, das war billig, jeder Bauer konnte es sich leisten, aber Ochsen über Stunden am Spieß zu drehen, über mannshohen Haufen aus brennendem Eichenholz, das kostete Kraft und mindestens zwei Spießdreher pro Ochsen. Und natürlich eine Küche mit schwindelnd hohem Gewölbe.
    Sehnsüchtig dachte der Küchenjunge an die Wärme, die sich dort jetzt ausbreitete, ein angenehmer Nachklang der Höllenhitze, die es am Tag in den Röstküchen zu ertragen galt. Rasch klopfte er an die Tür von Nell Twinkertons Reich.
    Die Brettertür wurde einen Spalt breit geöffnet. »Wer schickt dich her?«
    Der Küchenjunge riss ein kleines Päckchen aus seinem losen Hemd. »Das soll ich bei dir abgeben. Mit Grüßen vom spanischen Zwerg.« Er kicherte. »Dass du an so einer winzigen Portion Gefallen findest! Ich wette, mein Luntenputzer ist länger als der ganze Kerl. Willst du es nicht mal mit mir versuchen?«
    Die Tür wurde ganz aufgerissen. Nell Twinkerton hielt eine ihrer gefürchteten Puddingformen umklammert. Der Küchenjunge warf ihr rasch das Päckchen vor die Füße und flitzte die Treppe hinunter. Über ihm fiel krachend die Tür ins Schloss und wurde rasch verriegelt.
    » Madré de Dios , man scheint dich hier wirklich zu fürchten, Nell Twinkerton«, lachte Eustace Chapuys.
    Die Puddingköchin las brummelnd das Päckchen auf. »Als ob ich es mit Zwergen treibe! Wirklich, Sire, mein Ruf leidet großen Schaden wegen Eurer Geheimnisse.«
    »Und dein Geldbeutel füllt sich.« Der Diplomat stellte einen Zinnteller ab, von dem er eben einen Steakpudding gegessen hatte, und wischte sich Mund und Hände mit einem Tuch. »Gib mir das Päckchen.«
    »Eine Liebesgabe für Eure Freundin?«
    »Geh und wecke sie.«
    »Wollt Ihr das nicht selbst tun?«
    Chapuys schüttelte den Kopf. »Du musst ihr beim Ankleiden helfen, sie ist eine Dame.«
    Wohl nicht mehr lange, dachte Nell und wunderte sich über das Zartgefühl des Diplomaten. Seltsame Liebesgewohnheiten hatten die Herrschaften. Sie durchquerte ihre Küche mit den drei Herdstellen und trat in ein Gelass, das ihr Schlafplatz war.
    Auf dem Boden lagen zwei Strohmatten und herrliche Kissen, die natürlich nicht Nell, sondern Chapuys gehörten. Er hatte sie wie das bewusstlose Mädchen in Warenkisten einschmuggeln lassen, zusammen mit Kerzenleuchtern, echten Wachslichtern, Kleidung und anderem Tand.
    Tja, die Sünde liebt es bequem, dachte die Köchin bei sich und kniete sich neben das Lager, auf dem Lunetta lag.
    Das Mädchen schien noch immer bewusstlos, aber die Wunde an der Stirn war gut versorgt. Nell hatte sie mit einer Salbe aus Ei, bestem Öl und Ringelblumen bestrichen. Die half gegen alles, von der Brandblase bis zum Abszess. Im Schein der duftenden Wachslichter sah sie, wie Lunettas Lider flatterten. Nachdenklich betrachtete sie das Mädchen. Dunkel war es und recht jung. Ob sie ganz freiwillig hier war?
    »Lambert?«
    »Wie? Oh, Ihr seid wach«, stellte Nell in englischer Zunge fest.
    Lunetta verstand sie zwar, aber begriff sonst nichts. Verwundert schaute sie sich in dem dunklen Mauergeviert um, das merkwürdig

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