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Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Tarotspielerin: Zweiter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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gelangt war, noch wie seine Frage lautete und wem sie galt.
    »Von Königin Anne«, sagte er jetzt seufzend. »Aber dass sie im Tode so selig lächeln wird wie dieser aufgehängte Ketzer, kann ich kaum glauben. Sie liebt das Leben.«
    Lunetta erschrak und steckte die Karte zurück in den Stapel. »Vergesst nicht, dass diese Karten vor allem unsere eigenen Seelenbilder widerspiegeln«, sagte sie abwehrend. »Vielleicht zeigt der Gehängte Euch nur, was Ihr Euch wünscht.«
    Chapuys schüttelte den Kopf. » No, condessa. Ihr habt die Karte gezogen, und das, ohne zu wissen, worum es mir ging. Ich habe keinen Zweifel, dass Gott Euch die Gabe der Hellsichtigkeit geschenkt hat, genau wie es Aleander immer vermutete.«
    Das Mädchen biss sich auf die Lippen. »Ich hasse diese Gabe! Sie bringt nichts als Unglück und Leid. Sie ist keine Hilfe, sondern ein einziger Fluch.« Und zudem in keiner Weise verlässlich, wenn es um ihre eigenen Fragen ging. Um Lambert, das Messer, die tote Catlyn, seinen flehenden, tröstenden, liebenden Blick auf der Brücke… Sie verstand ihn noch immer so wenig wie ihr eigenes Herz, das bereit schien, ihm sogar einen Mord zu vergeben. Längst sehnte sie sich danach, ihm gegen alle Vernunft zu folgen, während ihr Verstand ihr sagte, dass allein der merkwürdige Don Chapuys der Retter ihres Vaters sein konnte.
    Der Spanier legte ihr sacht die Hand auf den Arm. »Sprecht nicht so über Eure Gabe. Ihr seid ein ganz besonderes Geschöpf. Ich möchte Euch noch um eine weitere Legung bitten. Ein kleines Kreuz, das mir Auskunft über das Schicksal einer Person gibt, die…«
    Lunetta warf die Karten auf das Kissen. »Nein, Chapuys. Ich will nicht weiter über das Elend anderer orakeln. Ihr habt mir versprochen, die Befreiung meines Vaters zu erwirken, wenn ich Euch mithilfe der Karten eine wichtige Frage beantworte. Das habe ich getan.«
    »Liebes Kind, das war nur eine Fingerübung. Anne Boleyn ist nicht mehr wichtig. Es geht mir um eine Angelegenheit von höchster politischer Bedeutung für Spanien, für Europa … Bitte. Eine einzige Karte noch.«
    Widerwillig zog Lunetta eine weitere Karte und warf sie Chapuys in den Schoß.
    »Ah, eine Königin. Wie vortrefflich. Wie außerordentlich vortrefflich, und sie trägt ein Schwert. Das der Gerechtigkeit offensichtlich.« Verzückt wandte er die Augen zur niedrigen Decke. »Maria wird England regieren! Nicht wahr? Das heißt es doch, oder?«
    Lunetta fuhr ärgerlich hoch. »Mich interessiert Eure Politik nicht. Mein Vater ist bereits ihr Opfer geworden. Sorgt dafür, dass er aus dem Tower freikommt.«
    Chapuys’ Fuchsgesicht nahm einen melancholischen Ausdruck an. »Er ist im Tower sicher. Erst recht, seit ich Euch so geschickt aus den Händen Aleanders befreit habe. Nun braucht Aleander ihn weiter als Lockvogel. Also, mischt die Karten. Ich habe weitere Fragen.« Er griff nach dem Tarot.
    »Ich will nicht länger in Eure Intrigen verstrickt werden. Tut etwas, um meinen Vater aus dem Tower zu holen, erst dann werde ich Euch noch einmal die Karten legen. Nur dann!«
    »Ist das Euer Ernst?«
    Lunetta nickte.
    Seufzend ließ Chapuys das Tarot sinken. »Mein Kind, es ist noch nicht an der Zeit, der Vollmond muss sich erst runden und sein Zauberlicht verstrahlen.«
    »Ich will sofort hier raus«, protestierte Lunetta.
    »Habt Geduld. Euer Vater ist gut versorgt, ich schicke ihm täglich Orangen.«
    »Orangen«, rief Lunetta fassungslos. In der Küche verstummte das Schnarchen.
    »Orangen«, wiederholte Nell mit verschlafener Stimme. »Hab ich nicht hier. Herrje, können die beiden nicht einfach den Akt vollziehen, ohne weitere Zutaten und Geschwätz?«, murmelte sie kaum hörbar in sich hinein.
    Lunetta betrachtete Chapuys mit zornfunkelnden Augen. »Sollen ihm Orangen vielleicht ein Trost sein?«
    »Nein, weit mehr als das. Sie sind köstlich, nahrhaft und geradezu überlebenswichtig in seiner Lage«, gab Chapuys gelassen zurück. Seine Augen blitzten listig. »Besonders ihr Saft. Ich selbst verspüre gerade einen gesunden Appetit danach.«
    »Ihr seid widerlich, Chapuys. Ich werde die Karten nicht mehr für Euch legen!«
    Er erhob sich in einer einzigen eleganten Bewegung und verneigte sich knapp. »Ihr habt ein ebenso sturdeutsches Temperament wie Euer Vater. Und keine Geduld. Einfach keine Geduld!«
    Seufzend drehte er sich um und verließ den engen Raum. Lunetta fegte die Karten vom Kissen, besann sich kurz, dann eilte sie ihm nach. In der Küche war

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