Das Geheimnis der toten Voegel
ausgebreitet.
»Bitteschön, kommen Sie her. Sie wissen, worum es geht?«
»Impfung.« Maria durchfuhr ein Gefühl des Unbehagens, wie früher bei der Schulkrankenschwester. Der Geruch von Desinfektionsmittel. Dass man sich daran nie richtig gewöhnen konnte.
»Sie sind doch nicht allergisch gegen Eiweiß?«
»Wie?«
»Bei der Herstellung des Impfstoffes werden Hühnereier verwendet, und wenn man allergisch gegen Eiweiß ist, dann kann es eine Reaktion geben, deshalb fragen wir.« Die Schwester lächelte ein zuckersüßes Lächeln.
»Nein, ich bin nicht allergisch.«
»Rechts- oder Linkshänderin?«
»Rechts.« Maria krempelte den linken Ärmel hoch und richtete den Blick fest auf das Pinnbrett auf der gegenüberliegenden Wand. Sie spürte die Kälte des Alkohols, mit dem die Einstichstelle desinfiziert wurde, und dann den Stich und das Brennen, als die Flüssigkeit injiziert wurde. Der Körper erinnerte sich – so fühlte sich das an. Maria drehte den Kopf, um zu sehen, wie die Kanüle herausgezogen wurde. War die nicht ungewöhnlich dick?
»Ungefähr in einem Tag werden Sie vielleicht eine lokale Reaktion verspüren, eine kleine Schwellung, und Sie können leicht erhöhte Temperatur bekommen. Man fröstelt vielleicht ein wenig, und die Muskeln schmerzen, aber das ist nicht weiter schlimm.« Wieder das zuckersüße Lächeln. »Haben Sie noch Fragen?«
Maria, die zunächst überrumpelt gewesen war, dass man so schnell einen Impfstoff beschafft haben wollte, hatte sich jetzt ein wenig gefasst.
»Heute stand in der Zeitung, man befürchte, dass auch Tamivir wirkungslos werden könnte, wenn es zu großzügig verschrieben wird. Ist das so?«
»Das Virus, das ein Mensch in sich trägt, kann resistent werden, wenn ein Medikament über längere Zeit angewandt wird, ohne dass es erforderlich wäre. Aber ein Mensch kann nicht resistent werden, wie in der Zeitung geschrieben wurde. Manchmal haben die es so eilig, dass sie gar nicht richtig zuhören, was man sagt, ehe sie losschreiben.«
»Glauben Sie, dass es so kommen wird, dass das Medikament wirkungslos werden wird?« Maria sah, dass ihr die Frage Probleme bereitete. Das zuckersüße Lächeln verblasste ein wenig, und die Schwester sah rasch auf die Uhr.
»Ich denke, das sollten Sie mit Jonatan Eriksson besprechen. Sie können ihn unter der Nummer …«
»Ich weiß.« Maria fühlte sich lästig, da sie die Zeit der Schwester unnötig beanspruchte und ihre Kollegen hinderte nachzurücken.
»Vielen Dank. Jetzt bist du wohl dran, Hartman.«
»Übrigens gab es am späten Abend des 4. Juli im Vigoris Health Center einen Einbruch, ohne dass etwas gemeldet wurde«, sagte Hartman, als er aus dem Pausenraum kam und sie zusammen den Flur zur Technikabteilung hinuntergingen. »Offenbar ist nichts gestohlen worden. Sie wollten keine Aufmerksamkeit erregen. Ich habe das eben erst gehört, als ich Lennie Hellström ein paar abschließende Fragen gestellt habe. Er hatte in dieser Nacht Wache und kriegte einen Alarm aus der Klinik. Als er seine Runde machte, entdeckte er, dass ein Fenster kaputt war, und da hat er nicht wie vereinbart den Sicherheitsbeauftragten angerufen, sondern Viktoria Hammar. Er und sein direkter Vorgesetzter kommen offenbar nicht gut miteinander aus.«
»Ehe wir die Polizeibewachung eingesetzt haben, gab es in vielen Praxen Einbrüche. Die Leute sind verzweifelt.« Und das ist in der momentanen Situation auch kein Wunder, dachte Maria. Anfang der Woche hatte sie die Anzeige eines Arztes entgegengenommen, der bei sich zu Hause von einem verzweifelten Nachbarn misshandelt worden war. Seine Frau hatte Fieber, und es war kein Arzt gekommen, um wie vereinbart nach ihr zu schauen, und die Telefone waren alle besetzt gewesen. Der Arzt hatte gesagt, er sei nicht im Dienst, doch der Nachbar wollte ihn zwingen zu kommen, und das, obwohl er Nachtschicht gehabt hatte und schlafen musste.
»Wann werden die Leute wieder frei reisen dürfen?«
»In den letzten Nachrichten hat man von fünf Tagen geredet, und dass man eine Bescheinigung brauche, dass man Medikamente bekommen hat. Sobald das Ausreiseverbot aufgehoben wird, wird es wahrscheinlich eine Massenflucht von der Insel geben.«
»Das glaube ich auch.« Maria dachte an Krister, der in ein paar Tagen wieder anfangen würde zu arbeiten. Er war sicher kein Ausnahmefall. Schließlich waren die meisten zum Urlaub hier. »Aber die Regierung durfte früher verschwinden.«
»Ich habe in den Morgennachrichten
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