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Das Geheimnis der toten Voegel

Das Geheimnis der toten Voegel

Titel: Das Geheimnis der toten Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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der Florian redet?« Ebba, die aus Nervosität vor dem Fest etwas zu viel Wein getrunken hatte, redete tief aus dem Bauch, wie ein Orakel, mit künstlicher Geisterstimme. »Das ist Kassandra, der der Gott Apollo die Gabe verlieh, in die Zukunft zu schauen – allerdings unter der Bedingung, dass sie seine Frau würde. Sie nahm die Sehergabe an, wollte Apollo aber nicht in ihrem Bett haben, und deshalb strafte er sie mit einem schrecklichen Fluch.« Ebba hatte genickt und den Mund zusammengekniffen, um besonders geheimnisvoll zu wirken. »Was für ein Fluch?«, hatte Yrsa gefragt. »Der Fluch ist, dass niemand ihre Weissagungen glaubt. So lautet die Geschichte von Kassandra. Niemand glaubt ihr, außer vielleicht Florian, den sie völlig in ihrer Gewalt hat, die Hexe. Nein, mein Liebes, keine Sorge. Er liebt dich, ich weiß, dass er das tut, und er würde dich nicht einmal gegen eine Nacht mit Cindy Crawford tauschen. Sandra ist mit Vorsicht zu genießen. Sie ist eine richtige Spökenkiekerin, die überall Gefahren und böse Zeichen sieht. Beim Jahrtausendwechsel brachte sie die ganze Abteilung dazu, Jodtabletten zu hamstern, falls es versehentlich eine Kernwaffendetonation geben würde. Dann hat sie uns mit dem Ebolavirus und multiresistenter Tbc Angst gemacht, und jetzt ist es die Vogelgrippe. Vogelgrippe, pah! Womit sie wohl als Nächstes kommt? Heuschrecken und Weltuntergang?«
    Als Yrsa den anderen Gästen Bescheid geben wollte, dass das Kuchenbüfett in der Küche eröffnet sei, bemerkte sie, dass die Gäste die Verandatür aufgemacht und sich im Garten zerstreut hatten. Sie rief ihnen zu, dass der Kaffee fertig sei, und bald hatten sich alle ein Stück Kuchen geholt und saßen um den Tisch. Sandra und Florian fehlten. Das war nicht nur peinlich, sondern der reinste Verrat. Sie waren weg, und keiner wusste, wohin sie gegangen waren. Die Kommentare blieben nicht aus. Kleine gemeine Bemerkungen. Pass bloß auf deinen Mann auf. Sandra frisst Männer. Beißt ihnen den Kopf ab. Hast du schon mal was von der Schwarzen Witwe gehört? Haben die Kopfschmerzen bekommen und sind zusammen nach Hause gegangen? Haben sie sich nicht einmal bei dir verabschiedet, Ebba?
    Als die Gäste aufbrechen wollten, waren Florian und Sandra draußen auf der Straße eifrig diskutierend und Arm in Arm anspaziert gekommen. Yrsa hatte ihr Gesicht an die Scheibe gedrückt, obwohl sie eigentlich nicht sehen wollte, was sie da sah. »Wo seid ihr gewesen?« Sie schaffte nicht, es selbst zu fragen, die anderen Gäste kamen ihr zuvor. »Gewesen?«, fragte Florian. »Muss man jede strategische Verlegung dem Gruppenchef mitteilen? Wir waren nur kurz bei mir zu Hause. Ich musste Sandra unbedingt einen Forschungsbericht zeigen.« Darüber wurde auch mächtig gewitzelt. »Forschung? Was ihr wohl erforscht habt? Anatomische Unterschiede?« Florian war hochrot geworden und hatte als Beweis die Papiere aus Sandras Tasche geholt. Doch alles, was er fand, war ein Zeitungsartikel über die Chipmarkierung von Haustieren, der überhaupt kein Beweis war, sondern nur ein schlechtes Wegerklären.
    Das war jetzt zwei Jahre her, doch als Yrsa an der beschädigten Verandatür stand, kam es ihr vor, als wäre es gestern gewesen. Es tat immer noch weh. Florian hatte gesagt, er habe Sandra lange nicht gesehen, und sie hatte ihm vertraut.

28
    »Jetzt geht es wirklich flott voran. Wir müssen uns impfen lassen. Im Pausenraum sitzt eine Krankenschwester. Pettersson ist fast in Ohnmacht gefallen. Die Kanülen sind verdammt dick. Doch, natürlich bist du fast umgefallen.« Haraldson wuschelte seinem Kollegen durchs Haar und nickte Maria zu. »Ladies first?«
    »Wieso, wovon redest du?«
    »Alle Polizisten sollen gegen die Vogelgrippe geimpft werden. Die Polizei und der Ministerpräsident und seine Kumpel, wir befinden uns also in bester Gesellschaft. Und das völlig umsonst! Überlegt euch doch mal, was da ins Polizeiwesen investiert wird. Wir sind denen 25000 Kronen wert, plus die Tabletten, lass mal sehen … das sind 35000 pro Person. Wir werden so lange Tamivir bekommen, wie die Vogelgrippe herrscht. Man rechnet mit sechs weiteren Wochen. Das ist Geld, meine Güte. Obwohl ich das lieber auf einmal nehmen und stattdessen in ein Paradies am Mittelmeer reisen würde.«
    Maria ging den Flur hinunter. Im Pausenraum hatte eine Schwester in hellgrünem Kittel, den Maria gleich mit dem Vigoris Health Center in Verbindung brachte, auf einem kleinen Wagen Spritzen

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