Das Geheimnis der toten Voegel
die Diskussion darüber gehört. Man ist die Kontakte eines jeden Regierungsmitglieds durchgegangen und hat keine Verbindung zu irgendeiner Ansteckungsquelle finden können. Aber das kann man mit uns Normalsterblichen nicht machen, das würde zu viele Mittel erfordern.«
Sie versammelten sich zu einer schnellen Besprechung im Technikraum. Mårtensson gähnte und streckte sich zu voller Länge aus. Es knackte in seinen Gliedern, nachdem er stundenlang zusammengekauert dagesessen und kleine Fragmente von Textilien und Haut untersucht hatte. Es ging um die Dinge, die sie in Sandra Häggs Wohnung gefunden hatten.
»Wir haben in ihrer Küche interessanten Müll gefunden, und zwar die SIM-Karte zu einem Handy. Ich habe die letzten Anrufe über den Netzanbieter Telia kontrolliert. Alle ausgehenden Anrufe der letzten Woche sind an Yrsa Westberg gegangen, und die meisten eingehenden Anrufe sind von ihr.«
Hartman wippte mit seinem Stuhl hin und her, als könnte er mit der Bewegung den Bericht des Technikers beschleunigen.
Mårtensson fuhr fort: »Die Karte könnte in Florian Westbergs Handy gesteckt haben. Ein Gespräch stammte von einem früheren Arbeitgeber bei einer Lokalzeitung, eines von einer medizinischen Zeitschrift und eines von einem Verkäufer von Telediensten, der mit dem Verantwortlichen für Einkauf sprechen wollte – und das müsste wohl Westberg selbst sein, der hat ja keine Angestellten.«
Maria merkte, wie die Gedanken rasten. »Die Karte wurde in Sandra Häggs Wohnung gefunden, das Handy jedoch nicht. Wahrscheinlich war Westberg die ganze Zeit dort und hat seiner Frau Kurznachrichten geschickt, als wäre er zu Hause. Die Gespräche sind, dem Netzanbieter zufolge, aus diesem Umkreis geführt worden. Oder aber er war gar nicht da, sondern hat Sandra Hägg die Nachrichten an Yrsa schicken lassen. Aber wo ist Florian Westberg? Sein Pass ist verschwunden, und der Computer und der Laptop auch.«
»Ich habe vorhin mit Yrsa Westberg telefoniert«, sagte Hartman. »Sie hat erzählt, was ihr Mann bei seinem Verschwinden getragen haben könnte. Sie meinte, dass er Jeans, schwarzes T-Shirt, braune Lederjacke und Turnschuhe anhatte. Ich glaube, das können wir in der nächsten Nachrichtensendung noch unterbringen. Als sie dann das Haus noch weiter durchsucht hat, um zu sehen, ob noch mehr beim Einbruch gestohlen worden sein könnte, hat sie festgestellt, dass die Kameraausrüstung fehlte. Florian Westberg macht die Fotos zu seinen Reportagen selbst. Entweder hat er die Sachen bei sich, oder sie sind auch gestohlen worden. Yrsa Westberg ist sehr aufgewühlt. Sie wird bei ihrer Schwägerin, Ebba Westberg, wohnen.«
»Habt ihr das Obduktionsprotokoll von Sandra Hägg gesehen? Ich habe heute Morgen eine Kopie bekommen.« Mårtensson griff nach einigen Papieren.
Hartman schüttelte den Kopf. »War noch nicht in meinem Zimmer. Ist das eben erst gekommen?« Er nahm das Protokoll in Empfang und schaute es schnell durch, ehe er es an Maria weitergab. »Das bestätigt, was wir zu Anfang schon angenommen haben. Sie wurde erdrosselt und vorher mit einem stumpfen Gegenstand auf den Hinterkopf geschlagen. Nein, das ist nichts Neues. Ich sehe kein Motiv. Kein Raub, keine Vergewaltigung. Worum geht es hier eigentlich? Wie hieß noch ihr Chef, der Mann?«
Hartman suchte in seinem Gedächtnis, doch es fiel ihm nicht ein. So war es immer, wenn er schlecht schlief. Namen und Orte verschwanden einfach. In der Nacht hatte er wach gelegen und darüber nachgegrübelt, wie es wohl Marias Sohn und den anderen Kindern im Sanatorium erging.
»Reine Hammar. Die Freundin hat angedeutet, dass er ein besonderes Interesse für Sandra gezeigt habe und einmal bei ihr gewesen sei, als sie dort anrief.«
»Wir sollten ihn verhören, sowie er aus dem Sanatorium entlassen wird.«
»Ich habe noch an den Bilderverkäufer gedacht«, sagte Mårtensson. »Hat man den schon identifizieren können?«
»Wir haben die Suchmeldung an Europol rausgeschickt, aber es kann eine Weile dauern, bis wir ein Ergebnis bekommen. Wenn wir einen Namen hätten, würde es das natürlich leichter machen. Das einzige unverwechselbare Kennzeichen, das wir gefunden haben, ist eine hässliche Narbe unter dem rechten Schlüsselbein – keine Operationsnarbe, sondern eher die Folge einer Gewalttat. Das Gesicht ist aufgeschwollen und übel misshandelt. Auf so einem Foto lässt sich kaum jemand wiedererkennen.«
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Als Hans Moberg aufwachte, wusste er erst nicht, wo er sich
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