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Das Geheimnis der toten Voegel

Das Geheimnis der toten Voegel

Titel: Das Geheimnis der toten Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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befand. Der fremde, weibliche Geruch hatte sich in seine Träume eingeschlichen. Im Traum hatte er sich auf einem Fest in einer großen weißen Villa am Meer befunden. Der Wein war in Strömen geflossen, alle waren betrunken gewesen, und irgendwie war er mit drei schönen Frauen, die nichts als farbenfrohe langhaarige Perücken aus Metallstreifen trugen, im Wasserbett der Gastgeberin gelandet. Aber das Wasserbett war leck gewesen und zu einem Meer geworden, und plötzlich war Sandra Hägg aufgetaucht. Er hatte versucht, vor seiner Schuld zu fliehen. Doch die Musik war verstummt, und um ihn herum war die Dunkelheit dichter geworden und hatte ihn auf den Steg hinausgeschoben. Die Kälte war in ihn hineingekrochen, und über ihm hatte sich mächtig und anklagend der Sternenhimmel gewölbt. Die eiskalten Sternenaugen sahen ihn an, und im Mondlicht war ihre Haut blendend weiß gewesen. Er hatte sie berühren und ihren schönen Hals küssen wollen. Sandra Hägg. So stand es auf dem Türschild.
    Er war besessen davon gewesen, sie zu streicheln. Aber sie hatte Angst bekommen und war einen Schritt zurückgetreten. Er war ihr gefolgt. Hatte nach ihr gegriffen, doch sie hatte noch einen Schritt zurück gemacht und war in das schwarze Wasser gefallen, wie in ein offenes Grab. Salzwasser spritzte über ihr Gesicht, und das knirschende Geräusch, als ihr Schädel am Stein zerbarst, verfolgte ihn noch immer. Minute um Minute der Stille, als ihr Körper auf dem Meeresgrund ruhte. Als er begriff, dass sie tot war, dass die Zeit sie mit Gewalt genommen hatte, war er davongerannt. War in den Morast gelaufen, ohne weiterzukommen. War gekrochen, bis er aus der Reichweite ihrer weißen, dünnen Arme kam. Dieses Geheimnis, das von zweien geteilt wird, von denen einer tot ist, ist ein wohlgehütetes Geheimnis, hatte er gedacht. Aber er konnte sich nicht erinnern, was eigentlich geschehen war. Er versuchte, ruhig und tief zu atmen, wieder die Kontrolle über seine unregelmäßige Atmung und den harten Schlag des Herzens zu gewinnen.
    Jetzt lag er da und starrte auf das bauschige Gardinenarrangement und fragte sich, wo er wohl gelandet war. In der Hölle der bestickten Baumwollgardinen zu Hause bei Cecilia Pferdegesicht, das war es. Er brauchte sofort etwas zu trinken. Der hefeartige Geschmack von Gotlandsdricka stieß ihm sauer auf, und er fragte sich, ob er wirklich so verzweifelt gewesen war, dass er eine ganze Flasche davon getrunken hatte.
    Hans Moberg stolperte in die Küche, um Kaffee aufzusetzen. Ein neuer sonniger Tag schien ihm in die Augen. Er sah auf den hübschen Garten mit gepflegten Rabatten und Beeten, in denen Salatköpfe und Dill und Mohrrübenkraut in schnurgeraden Reihen standen. Wie spät es wohl war? Erst vier. Er hatte drei Stunden geschlafen. Das Treffen mit der Kuschelmaus aus Skåne am Abend zuvor war überhaupt nicht so gewesen, wie er es sich erträumt hatte. Als die Frau nicht kam, war er ausgestiegen und hatte eine Runde zum Hafen gedreht. Der Mond hatte sich im Wasser gespiegelt. Vielleicht hatte er deswegen hinterher so seltsame Träume gehabt. Es war, als sähe er in der Mondstraße Sandras bleiches Gesicht, das jeden Moment direkt unterhalb der Wasseroberfläche auftauchen und ihn mit seinen dunklen Augen anklagen würde. Als er am Kai gestanden hatte, hatte er eine Autotür schlagen hören. Er war zurückgelaufen, um zu sehen, ob die Frau aus Skåne gekommen war. Doch er konnte kein anderes Auto sehen, und als er die Polizisten bemerkte, die den Hafen bewachten, damit niemand die Insel verlassen konnte, machte er sich schnell davon. Erst als er sich ins Bett legen wollte, merkte er, dass seine Brieftasche weg war. Er suchte im Haus, erinnerte sich aber dann, dass er sie ins Auto gelegt hatte. Sie war zu dick und ausgebeult gewesen, um darauf sitzen zu können, und deshalb hatte er sie aus der Hosentasche genommen und neben sich gelegt. Doch als er in der Garage das Auto durchsuchte, konnte er die Brieftasche nicht finden. Es fiel ihm ein, dass er sie vielleicht mitgenommen hatte, als er aus dem Auto ausstieg, vielleicht hatte sie auch jemand gestohlen. Das Auto war nicht abgeschlossen gewesen. Also war er zum Industriehafen zurückgekehrt und hatte die Gegend abgesucht, doch eine Brieftasche hatte er nicht gefunden. Es war zu blöd.
    Hans Moberg legte sich auf Cecilias Bett und schaltete das Radio ein. Auf der ganzen Insel waren Sportveranstaltungen und Konzerte aufgrund der Ansteckungsgefahr abgesagt

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