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Das Geheimnis der Totenkiste

Das Geheimnis der Totenkiste

Titel: Das Geheimnis der Totenkiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERROL LECALE
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schrecklichen Nacht taubstumm geworden war, war trotz – oder vielleicht gerade wegen – ihrer Unfähigkeit zu hören und zu sprechen, eine der größten Telepathinnen der Welt.
    Sie hatte viele ungewöhnliche Fähigkeiten, die vielleicht davon herrührten, daß sie Jungfrau geblieben war. Diese Fähigkeiten hatten sie zu Elis wirkungsvollster Waffe in seinem Kampf gegen die Schattenwelt gemacht.
    »Bitte zieh dich an und komm herunter«, dachte Eli.
    »Ich bin bereits fertig angezogen und werde sofort bei dir sein«, erwiderte sie.
    Eli lächelte, als er nach Hugo läutete. Er hätte es sich denken können, daß Mara vorhergesehen hatte, was er zu tun gedachte. Sie hatte sehr ausgeprägte Vorahnungen, vielleicht lag es aber auch nur daran, daß sie seinen Geist so gut kannte.
    »Hugo«, erklärte er seinem Helfer, als dieser den Raum betrat. »Wir fahren sofort noch einmal nach Greenwich. Mamselle Mara begleitet uns. Ich werde diese Tasche brauchen.«
    Er deutete auf eine gewöhnliche Ledermappe mit allerdings sehr ungewöhnlichem Inhalt.
    » Oui, M’sieu. Ich werde eine Droschke rufen.«
    Der Franzose schien nicht im geringsten überrascht. Hätte Eli gesagt, sie würden unmittelbar die Hölle aufsuchen, er hätte lediglich Asbestanzüge mit eingepackt.
    Mara kam durch die Tür. Das kleine Mädchen aus Transsylvanien hatte sich zu einer bemerkenswerten Schönheit entwickelt, die die Männer anzog wie das Licht Motten. Ihre blauen Augen strahlten eine wache Intelligenz aus, ihr Lächeln war offen und herzlich, ihr blondes Haar hing in lockeren Wellen bis zur Schulter, obwohl in diesem Jahr hochgesteckte Knoten die große Mode waren. Aber wie Eli hielt sie nicht viel von der Mode oder der sogenannten besseren Gesellschaft.
    »Ich bin fertig«, meldeten ihre Gedanken.
    Eli hatte bisher gezögert, sie über diesen Fall aufzuklären. Es würde das erstemal sein, daß sie gemeinsam gegen einen Vampir kämpfen mußten, und er hatte eine traumatische Wirkung befürchtet. Ein Vampir hatte ihr schreckliches Leid zugefügt. Würden jetzt alte verborgene Erinnerungen in ihr wach werden?
    Er mußte dieses Risiko eingehen, denn er brauchte ihre paranormalen Kräfte. Vorsichtig legte er seinen Geist für sie frei – er vermochte ihn vor ihr zu blockieren, das heißt, zumindest glaubte er, daß er es fertigbrachte. Allerdings gab es Zeiten, da ließen ihre Reaktionen darauf schließen, daß sie diesen Block zu durchdringen vermochte, wenn sie es wollte.
    Langsam übermittelte er ihr alle Einzelheiten des Falls. Er beobachtete sie dabei und atmete erleichtert auf, als weder ihre Gedanken noch ihre Züge die geringste Unruhe verrieten. Es schien ihm fast, als amüsiere sie sich heimlich über seine Besorgnis, was sie betraf, aber er war sich dessen nicht sicher.
    Hugo meldete, daß die Droschke wartete, und sie brachen gemeinsam auf.
    Phelps schien ihr plötzliches Erscheinen nicht zu überraschen. Die Jacht war immer bereit und er steuerte sie sofort auf Elis Anweisung flußabwärts.
    »Das kann heute nacht eine ganz schöne Suppe werden«, brummte er, als sie durch den noch verhältnismäßig harmlosen Nebel dampften.
    Er zündete seine Pfeife an und trug noch ein bißchen zu dem Dunst bei, der über dem Wasser hing.
    Eli schwieg. Sein und Maras Geist streckten ihre Fühler aus, um die Kreatur zu finden, die sie vernichten mußten.
    7.
    Die Jacht legte hinter dem Heck der Unity an, und Eli, Mara und Hugo stiegen die leicht glitschigen Stufen zum Kai hoch.
    Erst jetzt bemerkte Eli, daß der Holländer nicht mehr hier vor Anker lag. Ein furchtbarer Schrecken durchzuckte ihn.
    Er lief zum Fallreep der Unity. »Die Grijt Henryk « , brüllte er hinauf. »Wo hat man sie hingebracht?«
    Ein schläfriger Matrose rieb sich gähnend die Augen.
    »Sie liegt im Dock drüben. Der Anlegeplatz wird in aller Frühe für ein anderes Schiff gebraucht«, brummte er.
    »Im Dock? Hat es eine Schleuse? Ist sie geschlossen?« Elis Stimme überschlug sich fast.
    »Natürlich«, knurrte der Seemann. »Ist ja Ebbe. Wenn sie nicht geschlossen wäre, läge sie jetzt auf Grund und…«
    Eli wartete nicht auf das Ende des Satzes. Er rannte so schnell er konnte in die angedeutete Richtung.
    Aber schon während des Laufens – Hugo und Mara waren dicht hinter ihm – sagte ihm sein sechster Sinn, daß sie zu spät kommen würden. Der Holländer lag nun im stillen, nicht mehr im fließenden Wasser. Es gab keine Barriere mehr, die den Vampir daran hindern

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