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Das Geheimnis der Totenkiste

Das Geheimnis der Totenkiste

Titel: Das Geheimnis der Totenkiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERROL LECALE
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Das allein war schon schlimm genug.
    Zweitens, er hatte bereits zwei Opfer gefunden, die zum Glück nicht überlebt hatten. Das war noch schlimmer.
    Drittens, er hatte das Schiff auf Nimmerwiedersehen verlassen. Daran bestand kein Zweifel. Die Kiste, die er bei sich getragen hatte, war sein Sarg – der Sarg, in den er vor Morgengrauen zurückkehren mußte. Die Erde, die der Wachmann darin gesehen hatte, stammte natürlich aus seinem ursprünglichem Grab. Ein Vampir muß während der Stunden des Tageslichts in seiner eigenen Graberde, in seinem eigenen Sarg liegen, sonst würde sein Leib zu Staub zerfallen. Daß er also die Kiste mitgenommen hatte, war das Schlimmste.
    Hätte die Schattenweltkreatur ihren Sarg im Schiff zurückgelassen, hätte das bedeutet, daß sie vor Morgengrauen dorthin zurückzukehren gedachte. Dann wäre es nicht schwierig gewesen, ihr eine Falle zu stellen und sie zu vernichten.
    Doch wer konnte wissen, wo in diesem Hafenlabyrinth aus Gassen und Gäßchen sich der Vampir aufhielt?
    Der einzige Hoffnungsschimmer war, daß er sich nicht unbemerkt herumtreiben konnte. Ein Mann seines Aussehens mit so ungewöhnlichem Gepäck mußte auffallen. Kein Zimmervermieter würde ihn vergessen.
    Aber Zimmervermieter, wie alle anderen Bewohner des Hafengebiets, waren selten Freunde der Polizei.
    Eli seufzte, als er an all die Probleme dachte, die auf ihn zukommen würden.
    Ruhelos schritt er durch die Straßen und Gassen, von deren Häuserwänden der Nebel wie Schleim herunterfloß, vorbei an Kneipen, die nach Bier und billigem Fusel stanken, in denen rauhes Gelächter sich mit Weiberkichern mischte.
    Er schritt vorbei an schmutzigen Häusern, an deren Türen und Fensterläden Schilder und Zettel voll Orthographiefehler preiswerte Zimmer mit Frühstück anpriesen. Aus einem sogenannten Restaurant schlug ihm der Gestank von viel zu oft erhitztem Fett entgegen.
    Er hatte nur den Zufall, ihm den Weg zu weisen, und seine hochentwickelten paranormalen Kräfte.
    Im Augenblick jedenfalls, als er gerade hustend an einer besonders aufdringlich stinkenden Gerberei oder auch einem Guanogeschäft vorbeikam, setzte er auf keines von beiden allzu große Hoffnung.
    8.
    Wieder nahm Eli Podgram in seinem Haus auf dem Russell Square seinen Morgenkaffee ein. Wieder studierte er die Zeitungen, und man sah ihm nicht an, daß er die ganze Nacht durch die Straßen marschiert war und nach einer Spur des Vampirs gesucht hatte – denn bis zum Morgengrauen hatte die Hoffnung bestanden, ihn zu finden.
    Wieder machten die Unity und ihr Kapitän die Schlagzeilen:
    GRAUENVOLLER DOPPELMORD AM DOCK. War es das geheimnisvolle Schiff, das dem Kapitän der UNITY Unglück brachte?
    Es war den Reportern nicht entgangen, daß die Opfer des Doppelmords am Dock die Frau und die Tochter des Kapitäns Macneils gewesen waren, der die mysteriöse Grijt Henryk entdeckt und im Schlepptau nach London gebracht hatte. Gab es eine Verbindung, fragten sie. Zum Glück ging keiner soweit, direkt anzudeuten, daß Macneil in gewisser Weise selbst an den Morden schuld war.
    Sie hatten es dem Kapitän offenbar nicht verziehen, daß er ihnen am Tag zuvor die kalte Schulter gezeigt hatte. Eli kannte die Einstellung abgewiesener Reporter. Wie oft hatte er selbst schon unter ihrer Sensationsgier und den aufgebauschten Berichten in der Tagespresse leiden müssen.
    Es gab natürlich auch die üblichen Erklärungen, daß die Polizei bereits eine Spur aufgenommen hatte und mit einer baldigen Verhaftung gerechnet werden konnte.
    Eli vermochte ein geringschätziges Lächeln nicht zu unterdrücken. Die Polizei hatte nicht die geringste Ahnung, was wirklich geschehen war, und wußte nichts von der tödlichen Gefahr, die den Bürgern Londons drohte.
    »Kapitän Macneil bittet empfangen zu werden, M’sieu « , meldete Hugo.
    »Führ ihn herein.«
    Der Besuch des Kapitäns war für Eli nicht völlig überraschend. Er konnte sich gut vorstellen, was der Seebär von ihm wollte. Und er irrte sich auch nicht.
    »Mr. Podgram«, platzte Macneil statt einer Begrüßung heraus. »Sie müssen mir helfen.«
    Er schien sich hier in dieser ungewohnten Umgebung, die so anders war als seine Brücke und Kajüte, nicht recht wohl zu fühlen. Er trug noch seine Uniform und hielt die Mütze in der Hand.
    Sein Gesicht verriet, daß er eine Nacht voll tiefstem Leid hinter sich hatte. Eli empfand ehrliches Mitgefühl für ihn.
    »Ich mußte zu Ihnen kommen, Sir. Ich mußte. Gestern abend…«
    Mit

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