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Das Geheimnis der Totenkiste

Das Geheimnis der Totenkiste

Titel: Das Geheimnis der Totenkiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERROL LECALE
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lieber Podgram, es würde das Ende unserer Regierung bedeuten! Wir würden zum Gespött in ganz Europa, ja auf der ganzen Welt!«
    »Und Sie meinen nicht, daß die Regierung erst recht fallen wird, wenn die ersten Dutzende, dann Hunderte, dann Tausende von Menschen sterben?«
    »Tausende?« Es war offensichtlich, daß Sir Giles am liebsten aufgestanden wäre, um von diesem Irren fortzukommen. »Selbst angenommen, es gibt Ihren Dracula – o ja, ich habe das Buch dieses Schreiberlings Bram Stoker gelesen und fand es miserabel und von sehr schlechtem Geschmack –, also selbst wenn ich an seine Existenz glaubte – was ich jedoch nicht tue –, wie sollte es da zu Tausenden von Toten kommen?«
    Eli seufzte- obwohl er diese Einstellung erwartet hatte.
    »Sir Giles, ich fürchte, ich muß Ihnen etwas mehr über das eigentliche Wesen des Vampirismus erklären. In dem Roman Dracula lernten Sie die Romanversion dieser schrecklichen Kreaturen kennen. Das Buch entbehrt in vieler Hinsicht jedoch durchaus nicht der Wahrheit. Der Vampir ernährt sich vom Blut, das er aus der Kehle seiner Opfer saugt. Er ist ein absolutes Nachtgeschöpf; das Tageslicht ist tödlich für ihn – oder auch für sie, denn es gibt auch weibliche Vampire.
    Der Vampir verfügt über paranormale Eigenschaften. Er kann beispielsweise nicht auf die übliche Weise sterben oder getötet werden. Eine Silberkugel vermag seinen Tod herbeizuführen, doch gibt es einige Autoritäten auf dem Gebiet des Okkulten, die Zweifel darüber laut werden ließen. Man hält es für die sicherste Methode, ihm zur ewigen Ruhe zu verhelfen, wenn man ihm einen Holzpflock durchs Herz treibt und ihn an einer Kreuzung begräbt – eine Kreuzung deshalb, weil dadurch ein natürliches Kreuzsymbol über ihm ist… All das haben Sie vielleicht in Bram Stokers Buch gelesen. Aber es gibt einen Punkt, den der Roman nicht berührt hat. Woher, Sir Giles, glauben Sie, kommt ein Vampir?«
    Sir Giles wieherte wie ein Pferd. »Da ich nicht an die Existenz dieser Dinge glaube, wie soll ich da eine Meinung haben, woher sie stammen! Ich nehme an, sie sind eine Art lusus naturae. Aber natürlich…«
    »Glauben Sie mir, Sir Giles, gerade das ist der Kern der ganzen Sache. Der Kern, von dem unsere Zukunft, ja die Existenz unseres Landes abhängen kann.
    Der Vampirismus ist eine Krankheit, eine Infektionskrankheit, die genauso leicht zu übertragen ist, wie, sagen wir, Grippe.«
    Trocken fügte er hinzu: »Allerdings stellt sie sich als bedeutend gefährlicher heraus als die einfache Grippe. Was ich sagen will, ist, daß der Vampir das Blut aus dem Körper seines Opfers saugt, das gewöhnlich diesen Aderlaß nicht überlebt.
    Doch es gibt Fälle – und nicht wenige –, wo das Opfer mit dem Leben davonkommt und sein Blut völlig verseucht ist. In anderen Worten, auch das Opfer wird zum Vampir, der sich wiederum eigene Opfer sucht und sie durch die Ausscheidung aus seinen Augenzähnen, während er ihr Blut saugt, ebenfalls ansteckt. Diese Ausscheidung ist medizinisch gesehen ein Antikoagulans, das dazu dient, die Gerinnung des Blutes zu verhindern. Aber sie ist auch der Träger des Virus.
    Ich erkläre Ihnen das, damit Sie verstehen, weshalb wir in Kürze statt einem schon eine ganze Anzahl von Vampiren haben können – ganz zu schweigen von den Toten natürlich.«
    »Aber es gibt keinen Vampir«, brummte Sir Giles ungehalten. »Wenn Sie mich nun entschuldigen würden. Es war alles äußerst interessant, aber ich habe eine Verabredung mit dem Minister für…«
    »Sir Giles«, riet Eli ihm ernst. »Wenn die Obduktion der beiden bedauerlichen Opfer durchgeführt wird, dann lassen Sie sich von den Pathologen eine Angabe über die Menge des verlorenen Blutes machen – und auch wieviel Blut sich auf dem Boden und an der Kleidung befand. Ich versichere Ihnen, Sie werden sich wundern.«
    »Natürlich, natürlich«, pflichtete Sir Giles ihm mit etwas gezwungenem Lächeln bei. Er eilte aus dem Speiseraum, als befürchte er, der Wahnsinnige würde ihn zurückzuhalten versuchen.
    Eli blickte ihm in tiefer Verzweiflung nach. Er hatte zwar genau mit dieser Reaktion gerechnet, aber trotzdem traf sie ihn hart.
    Die ganze Last würde an ihm hängenbleiben. Er mußte den Kampf gegen den Vampir allein führen. Aber vielleicht war es sogar besser so.
    9.
    Die Hoggesty Street trug den Namen Straße zu Unrecht. Es war eine düstere und schmutzige Gasse mit heruntergekommenen mehrstöckigen Häusern, die fast alle

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