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Das Geheimnis der Totenkiste

Das Geheimnis der Totenkiste

Titel: Das Geheimnis der Totenkiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERROL LECALE
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Mühe hielt er die Tränen zurück, die seinen Augen bereits einen feuchten Glanz verliehen.
    Eli erhob sich und schob den Seemann sanft zu einem Sessel.
    »Hugo, Kaffee für den Käpt’n. Oder möchten Sie lieber etwas Stärkeres, Mr. Macneil? Rum vielleicht? Oder Kognak? Gin? Whisky?«
    »Eine Tasse Kaffee würde mir guttun, Sir«, erwiderte der Kapitän, und Hugo zog sich zurück.
    »Auf dem Polizeirevier hielten sie mich für verrückt«, brummte Macneil. »Ich versuchte zu erklären, daß – daß es nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Ich glaube, wenn der Wachmann nicht versichert hätte, daß – daß ich gerade an ihm vorbeiging, als – als wir den Schrei hörten… Ich glaube, sie hätten gedacht, ich - ich habe sie… O Gott… Und ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie überhaupt an den Mann in Schwarz glauben – den Kerl mit der Kiste. Zumindest schienen sie nicht gerade mit großen Eifer nach ihm zu suchen.«
    »So ist das Auge des Gesetzes eben«, erklärte Eli mitfühlend. »Schon der ganzen Ausbildung nach müssen die Beamten skeptisch sein, was das Okkulte, das Übernatürliche betrifft.«
    »Aber Sie wissen doch, Sir, daß es das gibt! Sie verstehen doch gewiß etwas davon! Deshalb bin ich hier.«
    Er hatte sich nun wieder gefaßt, und seine Stimme klang grimmig und fest.
    »Ich bin kein reicher Mann, Sir, aber ich konnte ein bißchen auf die hohe Kante legen. Und ich werde noch mehr haben, wenn man mir erst das Bergungsgeld zuspricht. Ich habe jetzt keinen Bedarf mehr für das Geld, was sollte ich damit? Es gehört alles Ihnen, wenn Sie diesem -diesem Ungeheuer ein Ende setzen.«
    »Ich danke Ihnen, Käpt’n. Es ist sehr gut gemeint, aber ich könnte Ihr Geld nicht nehmen… Sehen Sie, ich habe mich bereits in diesen Fall eingeschaltet.«
    »O wirklich, Sir?« Das grobgeschnittene Gesicht des Seemanns leuchtete auf.
    »Die Sache ist nämlich bedeutend ernster als die Uneingeweihten und vor allem auch die Polizei annehmen«, fuhr Eli fort.
    »Es gibt vermutlich nur ein einziges Land auf der Welt, wo der Staat die Existenz des Okkulten anerkennt. Das ist Tibet. Hier im Westen wird alles verleugnet, was nicht gesehen und berührt werden kann. Ich frage mich manchmal, weshalb die Leute in die Kirche gehen! Vermutlich nur, um vorsichtshalber auf gutem Fuß mit dem lieben Gott zu stehen, falls es ihn doch geben sollte.«
    Er lächelte ein wenig. »Ich fürchte, ich schweife ab. Was ich sagen wollte, ich habe einige Beziehungen an höherer Stelle, was ich wohl hauptsächlich der Tatsache verdanke, daß ich ein sehr wohlhabender Mann bin. Nach dem Frühstück werde ich aufbrechen und versuchen, diese höheren Stellen auf die nur allzu reale Gefahr aufmerksam zu machen, die unserem Land droht. Doch ich kann Ihnen schon jetzt sagen, daß man mir zwar mit großer Höflichkeit zuhören wird und auch mit dem nötigen Ernst, aber kaum habe ich ihnen den Rücken zugedreht, wird man sich vor Lachen über mich armen Irren ausschütten.«
    »Aber was werden Sie tun, Sir?«
    »Nun, genau, was ich gesagt habe, denn ich halte es für meine Pflicht, die Warnung auszusprechen. Danach, wenn ich festgestellt habe, daß man mich nicht ernst nimmt, werde ich mich allein um die Sache kümmern.«
    Kapitän Macneil stand auf und quetschte nervös die Mütze in seinen Händen.
    »Wenn Sie es nicht für zu aufdringlich halten, Sir, möchte ich Ihnen gern dabei helfen. Ich – ich habe eine Rechnung zu begleichen. Und bei Gott, das werde ich… Nach der Beerdigung morgen…«
    »Sehr schön, Käpt’n. Ich freue mich, Sie als Verbündeten zu begrüßen. Doch ehe Sie gehen, möchte ich Sie noch über das Wesen des Vampirs aufklären – über seine Stärken und Schwächen…«
    Wenige Stunden später hielt Eli während des Mittagessens in seinem Klub dem Secretary des Home Office, dem die Sicherheit des Landes unterstand, einen ganz ähnlichen Vortrag.
    Sir Giles Montagu genoß zweifellos das ausgezeichnete Menü, für das der Klub bekannt war, aber seine distinguierten, wenn auch vielleicht nicht sehr viel Intelligenz verratenden Züge wurden geradezu abweisend, als Eli mit dem eigentlichen Grund seiner Einladung herausrückte.
    »Mein lieber Podgram«, sagte er ein wenig von oben herab. »Ich weiß, daß Sie sich einen Namen auf diesem Gebiet gemacht haben – aber überlegen Sie doch! Was, glauben Sie, wäre die Reaktion der Öffentlichkeit, wenn durchsickerte, daß die Polizei hinter einem Vampir her ist! O mein

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