Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Totenkiste

Das Geheimnis der Totenkiste

Titel: Das Geheimnis der Totenkiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERROL LECALE
Vom Netzwerk:
nahm. Natürlich hatte er Hartwell eindringlich vor der tödlichen Gefahr gewarnt, der sie ausgesetzt sein würden, aber das hatte seinen neuen Verbündeten offensichtlich nicht sehr beeindruckt.
    Nun fragte Hartwell: »Und was gedenken Sie als nächstes zu tun, mein lieber Podgram? Was sind Ihre Pläne?«
    Eli hätte antworten können: »Auf physischer Ebene keine – aber es gibt andere Ebenen.«
    Statt dessen erwiderte er jedoch: »Ich werde mich jetzt nach Hause zurückziehen, ein leichtes Abendessen zu mir nehmen und früh ins Bett gehen. Wir werden morgen ein großes Programm haben, fürchte ich.«
    »Oh, Sie beabsichtigen nicht, den Vampir persönlich zu suchen?«
    Hartwells Stimme klang enttäuscht. Nachdem er von seinem hohen Thron des Akademikers herabgestiegen war, hatte er offenbar einen aufregenden Abend erwartet – mit Beschwörungen und einer Jagd nach dem Vampir.
    Hugo stand noch an der Tür, wo er die Sovereigns ausgehändigt hatte.
    »Ich fahre jetzt mit Dr. Hartwell nach Hause zurück, Hugo. Wenn du willst, kannst du dir den Abend freinehmen. Ich bin sicher, der Koch wird sich um mein Abendessen kümmern’
    »Aber, M’sieu! «Hugo versuchte sich entrüstet zu geben, allein schon wegen des Gedankens, daß er nicht ständig zur Hand sein würde. Aber zufällig hatte er auf dem Weg zur Halle ein besonders apartes Gesichtchen gesehen, das ihn aus einer halbgeöffneten Tür interessiert betrachtet hatte. Mit einem flinken Blick hatte er die durchaus ansehnliche Figur des Mädchens registriert und auch ihre offenbare Bereitwilligkeit zu einem Schäferstündchen. Selbstverständlich hatte er sich die Adresse gemerkt…
    Er hatte keine Mühe, das Haus wiederzufinden. Als sich auf sein Klopfen hin die Tür öffnete und er von seiner Höhe auf die bedeutend kleinere Frau herabsah, erkannte sie ihn sofort wieder.
    »Mein Gott«, rief sie. »Sie sind ja noch größer, als ich dachte.«
    »In jeder Beziehung, Mamselle.« Das anziehende Lächeln verwandelte sein Gesicht, das normalerweise einem Gorilla Ehre gemacht hätte.
    »Ah, Sie reden aber komisch. Ausländer, hm? Franzose? Ist egal, kommen Sie herein. Mein Alter sitzt in der Kneipe und läßt sich vollaufen. Der findet nicht so schnell heim.«
    Hugo folgte der jungen Frau die Treppe hinauf. Aus nächster Nähe besehen war ihre Figur noch vielversprechender – und er war Experte in diesen Dingen.
    Sie hielt vor einer Tür in einem düsteren Korridor und ließ ihm den Vortritt. Ein riesiges Doppelbett ließ kaum Platz für andere Möbel in dem kleinen Zimmer und war bedeutend sauberer als Hugo erwartet hatte – worüber er sich freute.
    Noch mehr aber freute er sich über die schier unersättliche Leidenschaft der Kleinen.
    »Junge«, keuchte sie, »du bist mir jederzeit willkommen, jederzeit wenn mein Alter nicht zu Haus ist. Nicht, daß es ihn weiter stören würde. Vermutlich merkt er es gar nicht, so besoffen wie er ständig ist. Er kennt ja nichts anderes mehr als seinen Fusel…«
    Woraus Hugo schloß, daß ihre Bereitwilligkeit, ihn einzulassen, ihrem Ärger auf ihren Mann entsprang. Was ihm jedoch nichts ausmachte.
    Wenige hundert Meter entfernt spazierte ein Mann in sein Verderben. Sein Name war Ebenezer Cudlipp, und er war von Beruf Sargmacher, was irgendwie passend schien.
    Er lebte allein über seiner Werkstatt und kehrte eben durch die dunkle Straße (die verdammten Bengel hatten wieder einmal, wie schon oft, die Laternen mit Steinwürfen demoliert) nach Hause zurück, nachdem er die Maße eines Verstorbenen genommen hatte.
    Er versuchte gerade, den Schlüssel ins Schloß zu stecken, als er spürte, daß jemand ihn beobachtete. Er blickte auf und sah eine hochgewachsene Gestalt unmittelbar hinter sich, deren Augen von innen heraus zu glühen schienen.
    »Können Sie nicht am Morgen wiederkommen?« fragte der kleine Sargmacher, der sein Leben lang Abstinenzler gewesen war. »Ich habe bereits einen Auftrag, um den ich mich sofort kümmern muß.«
    Der Große schwieg, deutete jedoch unmißverständlich auf die immer noch versperrte Tür.
    »Na gut, na gut«, brummte Cudlipp ein wenig verdrießlich. »Also treten Sie schon ein. Sie können mir Namen und Adresse geben. Aber vor morgen mittag kann ich nicht bei Ihnen vorbeikommen…«
    Er zündete ein Streichholz an und machte sich an der Petroleumlampe zu schaffen, als ein Atemzug, der stank wie einige der von ihm versorgten Leichen, nachdem sie drei Wochen in der Themse gelegen hatten, das

Weitere Kostenlose Bücher