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Das Geheimnis der Totenkiste

Das Geheimnis der Totenkiste

Titel: Das Geheimnis der Totenkiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERROL LECALE
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gefaßt machen. Mrs. Pomeroy wird dir tüchtig den Hintern versohlen, wenn sie davon erfährt!«
    »Und was wird sie erst mit mir machen, wenn mein Bett naß ist?« gab Amy zu bedenken. »Außerdem ist sie fortgegangen, und der Alte mit ihr. Also…«
    Amy schob die kratzige Wolldecke zur Seite und tastete nach ihrem Mantel.
    Cudlipp, der immer noch auf der Mauer kauerte, hörte das sanfte Tappen nackter Sohlen. Er ließ sich lautlos auf den Hof herab.
    Er sah das zierliche Mädchen mit den rotbraunen Locken die Tür zu einer der Toiletten öffnen und im Innern verschwinden. Er überlegte, ob er ihr folgen, oder lieber auf ihre Rückkehr warten sollte. Er entschied sich für das letztere.
    Er lächelte zufrieden, als sein Blut ihm zumurmelte, was er tun mußte.
    Klack – klack – klack machten die Pfeilspitzen, wenn sie in den Stamm drangen.
    »Jetzt bin ich dran«, brummte Ned. »Du hast schon sechsmal geschossen.«
    »Gar nicht wahr«, protestierte Harry und legte einen weiteren Pfeil an. »Ich hab noch drei Schüsse.«
    Sie trugen ihre Meinungsverschiedenheit im Flüsterton aus. Die Pomeroys waren zwar nicht zu Haus, aber es gab genügend Kinder im Heim, die sie um ein Extrastück Brot verraten würden, wenn sie von der nächtlichen Eskapade Wind bekämen.
    Amy Lithampton zog ihr Nachthemd glatt und schritt leise durch die Nacht, geradewegs auf das Grauen zu, das sie erwartete.
    Es geschah ohne Vorwarnung. Plötzlich legten sich zwei Hände um ihren Hals und drückten sie zu Boden, ehe sie auch nur eine Chance hatte, einen Laut von sich zu geben.
    Sie spürte den keuchenden Atem an ihrem Ohr und das Gewicht des Mannes auf ihr.
    Verzweifelt wand sie sich. Verzweifelt krallte sie ihre Finger in das Gesicht, das ihrem so nahe war. Ihre Füße trampelten gegen die Beine auf ihr.
    Aber die mitleidlosen Hände lockerten ihren Griff nicht. Sie spürte das Dröhnen in ihren Ohren, das der Bewußtlosigkeit vorausgeht.
    Sie versuchte sich zu erinnern, was Maudie erzählt hatte, was man tun müßte, wenn ein Kerl frech wurde.
    Ihr Knie stieß mit aller Kraft nach oben.
    Cudlipp schnappte vor Schmerz und Überraschung nach Luft. Eine Hand tastete sich nach unten, um das Knie festzuhalten, das ihm so zugesetzt hatte.
    Durch ihre verzweifelten Befreiungsversuche war Amys Nachthemd nach oben gerutscht. Ebenezers Hand spürte das nackte junge Mädchenfleisch.
    Und plötzlich spielte sich ein Konflikt in ihm ab.
    Blut oder Frau…
    Da wurde ihm bewußt, daß beide Freuden ihm beschieden sein konnten. Erst die eine, dann die andere…
    Einen Augenblick lockerte sich durch dieses neugefundene Interesse seine andere Hand.
    Als seine Zähne sich auf die Kehle des Mädchens herabsenkten, nutzte sie die Gnadenfrist.
    Ihr schriller Schrei gellte durch den Hof des Waisenhauses, daß Harry Wilson fast den Bogen fallen ließ.
    »Himmel, was war das?«
    »Eine Katze«, brummte Ned. »Ich bin jetzt dran…«
    » ’s war keine Katze«, widersprach Harry überzeugt.
    »O Gott, hilf mir!« keuchte das Mädchen, das sich wand und aufzubäumen versuchte.
    »Nimm nicht leichtfertig Gottes Namen in  denMund«, predigte Ebenezer Cudlipp, dessen Lieblingslektüre bisher die Bibel gewesen war.
    Und nun begannen seine Zähne das sanfte Fleisch der Mädchenkehle zu berühren und seine Hand umklammerte den Hals wieder fester.
    »Eines der Mädchen. Er hat eines der Mädchen!«
    Harry Wilson hatte die am Boden ringenden Gestalten entdeckt und rannte mit Ned darauf zu.
    Cudlipp hörte sie kommen. Das Blut brauste durch seine Adern und forderte ihn auf, die Flucht zu ergreifen.
    Er gab das Mädchen frei, sprang auf und rannte zur Mauer. Aber hier gab es keine Kisten und Mülltonnen, die ihm hinüberhelfen konnten. Einen Moment bot er einen jämmerlichen Anblick, als er mehrmals hochsprang und versuchte, sich mit den Fingern am Mauerrand festzuhalten. Aber jedesmal fiel er wieder herunter.
    Harry Wilson handelte mehr instinktiv als überlegt.
    Der Bogen in seiner Hand zuckte nach oben. Der Pfeil schwirrte durch die Luft.
    Ebenezer Cudlipp stürzte rückwärts auf den gepflasterten Boden. Der Pfeil, der sich zwischen seine Schulterblätter gebohrt hatte, drang nun geradewegs – durch Zufall oder mit Hilfe einer höheren Gewalt – durchs Herz. Die Spitze ragte ihm aus der Brust.
    »Großer Gott!« murmelte Ned. »Er ist tot. Du hast ihn erschossen!«
    Harry drehte sich heftig zu ihm um. »Hör mir gut zu«, drohte er. »Du hättest den Bogen genausogut in

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