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Das Geheimnis der Totenkiste

Das Geheimnis der Totenkiste

Titel: Das Geheimnis der Totenkiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERROL LECALE
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einmal in der Stimmung, darüber Triumph zu empfinden. Maras Geschick hatte ihm zu sehr zugesetzt.
    Und außerdem lagen noch einige Stunden vor ihnen, ehe die Sonne wieder aufging. Bis dahin mochte noch viel geschehen.
    »So, und nun zurück in deinen Drudenfuß. Du hast meine Anweisungen nicht vergessen?«
    »Nein, M’sieu. «Der Riese aus der Camargue wußte, daß er diese Anordnungen unbedingt befolgen mußte – auch wenn sie ihm absolut nicht gefielen.
    Der Drudenfuß, der fünf zackige Stern, ohne abzusetzen zu zeichnen, ging Eli schnell von der Hand. So oft schon hatte er ihn ausgeführt, daß er ihn sogar mit verbundenen Augen fertigbrächte. Er kritzelte die notwendigen kabbalistischen Zeichen und Symbole aus dem Buch Ur an die genau vorgeschriebenen Stellen.
    »Nun bist du sicher, mon brave. Sicher vor den Mächten der Finsternis. Aber um deines Lebens, um deiner unsterblichen Seele willen, verlasse die Linien auch nicht um den Bruchteil eines Zentimeters.«
    »Ich werde mich nicht von der Stelle rühren,
    versprach Hugo.
    Eli drehte ihm den Rücken zu und stieg die mit weichen Läufern belegten Stufen empor. Er lächelte schwach, als ihm auffiel, daß er auf Zehenspitzen schlich. Denn wenn eines sicher war, dann die Tatsache, daß Vojislav der Schwarze von seinem Kommen wußte – und auch, daß er die schwarze Kiste, seinen Sarg, verbrannt hatte.
    Das wiederum gab Eli ein Rätsel auf. Weshalb hatte der Vampir keine Schritte unternommen, seine Kiste zu schützen? Hatte ihm sein möglicherweise überhebliches Selbstvertrauen einen Streich gespielt? Glaubte er, es gäbe eine andere Zuflucht für ihn?
    Aber ein Vampir mußte doch bei Morgengrauen in seinen Sarg zurückkehren, in die Erde aus seinem Grab. Darum kam er nicht herum.
    Der neue Morgen würde Vojislav dem Schwarzen
    ohne seine schwarze Kiste den Tod bringen. Das Tageslicht bedeutete für einen Vampir die Auflösung seiner Körpersubstanz, die nicht wieder rückgängig zu machen war.
    Kopfschüttelnd überquerte Eli den Korridor zu seinem Arbeitszimmer. Einen Augenblick blieb er vor der Tür stehen, ehe er die Klinke herabdrückte, um zu spüren, was ihn in diesem Raum erwartete.
    Daß der Vampir sich darin befand, daran bestand kein Zweifel. Er fühlte die satanische Ausstrahlung geradezu physisch. Der betäubende Grabgestank drang durch Schlüsselloch und den kaum spürbaren Spalt des Türrahmens. Was harrte seiner noch hinter der stabilen Mahagonitür?
    Eli straffte die Schultern, drückte die Klinke nieder und öffnete die Tür.
    Nein, es war keine Überraschung für ihn, Vojislav den Schwarzen vor dem Kamin stehen zu sehen, auch erstaunte ihn nicht das triumphierende Lächeln, das die pergamentenen Züge verzerrte.
    Doch zweierlei erfüllte ihn mit einem Grauen.
    In der Mitte des sonst so anheimelnden Raums stand die schwarze Kiste – die Kiste, die er selbst, wie er glaubte, mit Hugo den Flammen ausgeliefert hatte.
    Als zweites kam Mara mit angst- und schreckerfüllten Zügen quer durch das Zimmer auf ihn zu.
    Und während er ihr mit vor Verzweiflung wild pochendem Herzen entgegensah, bemerkte er die beiden winzigen Stichmale an ihrem Hals, aus denen noch einige Tropfen Blut perlten.
    Es war also geschehen, wie er befürchtet hatte.
    Er war zu spät gekommen. Vojislav dem Schwarzen war es geglückt, Mara zu seiner Kreatur zu machen. Alles war verloren!
    Eli starrte mit hängenden Schultern in das höhnisch lächelnde Gesicht des Vampirs, das mehr sagte als Worte.
    Es war das Ende.
    18.
    Mit einer verzweifelten Anstrengung, die ihn seine ganze Kraft kostete, unterdrückte Eli die Emotionen, die in ihm wüteten. Er durfte sich nicht durch Haß, Abscheu oder Mitleid von dem ablenken lassen, was er tun mußte.
    »Eli«, hauchte Mara. »Daß du nur endlich hier bist. Es war – es war schrecklich.«
    Sie war nackt. Ihr makellos gewachsener Körper war schutzlos dem Vampir preisgegeben.
    Sie kam näher. Das Blut an ihrer Kehle war nun deutlich sichtbar – genau wie jenes an ihren Schenkeln.
    Wenn Wut töten könnte, Vojislav der Schwarze wäre zu einem Häufchen Staub zerfallen. Doch Grimm vermag nicht zu töten. Selbst wenn Blicke sich wie Klingen in den Gegner bohrten, er bricht nicht zusammen. Mara – die schwarze Kiste, der Sarg… Sein eigenes Haus… Und die Welle der Gedankenströme des Vampirs, die auf ihn einbrandete…
    »Ich habe sie vergewaltigt… Ich habe ihr Blut getrunken… Sie ist mein«, hämmerten die Gedanken. »Und du –

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