Das Geheimnis der Totenkiste
alle Ewigkeit. War dies das Geschick des Vampirs? Er hatte selbst gesagt, daß er viele Männer gewesen war.
Auch ein Ägypter 7
Konnte es für seine Flucht ins Museum denn eine andere Erklärung geben?
In diesem Augenblick empfand Eli fast Mitleid mit dem Vampir, mit seinen endlosen Wiederauferstehungen, seinem gehetzten und lieblosen Dasein ohne Freunde, ohne jegliche menschliche Beziehung. Doch nur fast empfand er dieses Mitleid. Nicht ganz. Denn es konnte kein Mitleid geben für ein Wesen wie Vojislav den Schwarzen – und all seine anderen Inkarnationen. Es konnte und durfte nur die feste Entschlossenheit geben, ihn zu vernichten.
»Durch die nächste Tür«, murmelte Hartwell. »Die Hunde…« Er schauderte. Das höllische Bellen war nun ganz laut geworden.
»Licht, Sir?« erkundigte sich Kapitän Macneil. »Würde eine Kerze helfen?«
»Was? Haben Sie eine?« fragte Eli erstaunt.
»Ich bin nie ohne, Sir. Kein echter Seemann geht ohne Kerze, Streichhölzer, Taschenmesser und ein gutes Stück Angelschnur von Bord. Nie!«
Noch während er sprach, rieb er ein Streichholz an der Schachtel und zündete einen noch ziemlich langen Kerzenstummel an.
Der winzige Lichtschein machte ihnen die unendliche Dunkelheit ringsum nur um so intensiver bewußt.
»Hugo, meine Tasche«, bat Eli. Er wandte sich an Young. »Sehen Sie zu, daß Ihre Männer – und Sie müssen es natürlich ebenfalls tun – sich diese kleinen Beutelchen umhängen. Sie verleihen Ihnen zumindest ein wenig Schutz.«
Young lachte nervös, als er das Amulett entgegennahm. »Ich denke, sie können wohl nicht schaden.«
Eli schwieg. Er stand an der Tür und lauschte. Er versuchte zu erspüren, was er im Innern vorfinden würde. Daß ein Wesen der Schattenwelt sich im Raum vor ihnen aufhielt, daran bestand kein Zweifel. Die Aura Vojislav des Schwarzen hing fast sichtbar in der Luft.
Und das Bellen der Hunde war hier schier betäubend.
Die Hunde beunruhigten ihn seltsamerweise am wenigsten. Der Vampir war nicht dazu gekommen, seine Beschwörung zu Ende zu bringen. Deshalb hatten die Hunde, so furchterregend sie auch sein mochten, keine körperliche Substanz und vermochten infolgedessen keinen physischen Schaden anzurichten.
Aber Vojislav -was führte er im Schild?
»Er sucht etwas Kleines«, erklärte ihm Maras Geist plötzlich. »Etwas Kleines, Uraltes – er ist ihm auch schon ganz nahe, hofft er zumindest. Er spürt seine Nähe.«
Er durfte keine Zeit mehr verlieren. Eli nahm dem Kapitän die Kerze aus der Hand. Was immer der Vampir auch suchte, mußte ihm wenigstens genauso wichtig sein, wie eine Zuflucht für den Tag. War es ein Relikt aus seiner Vergangenheit? Ein Talisman? Etwas aus der Zeit des Pharaonenreichs?
Es mußte von ungeheurer Bedeutung für den Vampir sein. Und deshalb mußte er daran gehindert werden, es in die Hände zu bekommen.
Eli öffnete vorsichtig die Tür. Das Bellen der Hunde wurde noch lauter – und dazu kam nun das Klirren von Glas.
Vojislav hatte zweifellos einen der Schaukästen des Museums eingeschlagen. Er hatte gefunden, was er suchte.
In der Dunkelheit des riesigen Raums war das bleiche Gesicht des Vampirs als heller Fleck zu erkennen.
Und rund um ihn herum sah man das schwache Glühen der schrecklichen, halbmaterialisierten Bestien aus der Hölle.
Eli hielt die Kerze ein wenig in die Höhe. Sie breitete ihren Schein um ihn und die anderen, die sich um ihn scharten, als könnte das Licht ihnen Schutz bieten.
»Ich müßte ihn wohl verhaften, nicht wahr?« murmelte Major Young nicht sehr begeistert.
Eli antwortete nicht. Er lauschte auf das Tasten von
Vojislavs Fingern zwischen den Glasscherben. Er hörte das Klirren von Metall und den keuchenden Atem des Vampirs.
Langsam, ja zögernd, schritt Eli auf ihn zu, und mit ihm seine Begleiter. Er spürte, wie Maras Geist sich wieder mit seinem verband. Würden ihre vereinten Kräfte ausreichen?
Er hörte einen Aufschrei des Triumphes von den Lippen des Vampirs kommen, mehr noch spürte er ihn jedoch mit seinem Geist. Es war, als wäre ein dunkles Licht in Vojislavs Gehirn explodiert, das sich nun von ihm ausbreitete.
Und der Vampir lachte.
»Großer Gott!« sagte eine von Youngs Männern mit zitternder Stimme. »Was für ein schrecklicher Laut!«
»Komm zu mir, Eli Podgram! Komm her zu mir mit deinen Freunden. Ihr sollt noch etwas erfahren, ehe ihr sterben werdet.«
Hohn und Triumph hallten in seiner Stimme. Seine Augen glühten nun stärker denn je
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