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Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Das Geheimnis der versteinerten Traeume

Titel: Das Geheimnis der versteinerten Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Zaki … ich meine Refi Zul besiegt haben?«
    »Leider nein. Ihn nur zu entmachten, nützt wohl wenig. Wir müssen den Bann sozusagen aus ihm herausbrennen. Dazu sind unvorstellbare Mengen Traumenergie erforderlich.«
    »Und wo kriegen wir die her?«, rief ein Junge aus der letzten Reihe.
    »Wir sorgen dafür, dass neunundneunzig Komma neun Prozent der Menschheit auf ihren Schlaf verzichtet.«

    Vielstimmiges Gemurmel erfüllte das Refektorium. »Das ist unmöglich!«, schrie jemand.
    »Wenn die Existenz der gesamten Erdbevölkerung an einem seidenen Faden hinge, würde wohl niemand Ruhe finden.«
    Ein Raunen ging durch den Saal.
    »Ja, Theresa?«, rief der Ordinarius den blonden Schwarm von Benno Kowalski auf.
    »Ihr Plan ist es, die Leute in Angst und Schrecken zu versetzen, Herr Okumus?«
    »Ganz richtig.«
    »Wollen Sie ihnen nur was vormachen oder …?«
    »Wir haben nicht vor, die Welt zu vernichten. Aber mit einer Gaukelei allein werden wir die Wissenschaftler nicht täuschen können. Es darf nicht nur echt aussehen, es muss echt sein – bis wir die Notbremse ziehen.«
    »Und wer ist wir? Meinen Sie uns und Sie, Herr Okumus?«
    »Ich meine uns und Leo Leonidas! «
    Auf dieses Stichwort hatte Leo gewartet. Mit einem mulmigen Gefühl schob er den Vorhang auseinander, trat neben den Lehrer und sprach ins Mikrofon.
    »Hi, Leute! Ich bin froh, euch zu sehen.«
    Die Schüler sprangen von den Stühlen auf und brüllten vor Begeisterung. Minutenlang war Okumus unfähig für Ruhe zu sorgen. Erst als Leo mit beschwichtigenden Gesten um Gehör bat, kehrte wieder Stille ein.
    »Ihr wollt bestimmt wissen, wie man einem Planeten den Schlaf raubt«, sagte er. Sollte er verraten, dass ihn der Stachel einer erstarrten Igelratte auf die Idee gebracht hatte, einen schmutzigen Schneeball als globale Hallo-wach-Pastille zu verwenden? Nein. Das behielt er wohl besser für sich.
    Zustimmende Rufe hallten durch den Saal.

    »Ich erschaffe einen Kometen«, erklärte Leo knapp.
    Alle sahen ihn verdutzt an.
    »Ein Komet oder Schweifstern ist ein kleiner Himmelskörper, der auf einer elliptischen Bahn um die Sonne kreist«, fügte er hinzu, weil er sich die verhaltene Reaktion nur mit einem unzureichenden Kenntnisstand in astronomischen Phänomenen erklären konnte. »Von der Antike bis zum Mittelalter betrachtete man Kometen als Schicksalsboten oder Zeichen der Götter.«
    »Die Menschen sind doch heute nicht mehr so abergläubisch wie früher«, rief Scott, der löwenmähnige Zwerg aus seiner Klasse.
    Am liebsten hätte Leo gelacht. »Und warum stehen dann in jeder Zeitung Horoskope und in jeder zweiten Anzeigen von Wahrsagern?« Er schüttelte den Kopf. »Aber darum geht es gar nicht. Ich will ein Szenario erschaffen, das einer wissenschaftlichen Überprüfung standhält. Manche Kometen sind periodische Erscheinungen am Himmel. Das heißt, sie geraten in genau berechenbaren Abständen in unser Sichtfeld. Der Halleysche etwa lässt sich alle sechsundsiebzig Jahre blicken. Ich bin überzeugt, dass die Doppelfinsternis, an die Timaios seinen Bann über die neunundsechzig Wächter geknüpft hat, auch durch einen Schweifstern verursacht wurde. Nur so ist zu erklären, dass der spätere Refi Zul die Wiederkehr der Konstellation vorausberechnen konnte.«
    »Ein Komet ist vielleicht nett anzuschauen, er raubt einem aber nicht den Schlaf.«
    »Da hast du recht, Scott. Das ändert sich allerdings, sobald der Himmelkörper direkt auf die Erde zurast und so groß ist, dass man ihn als ›Globalen Killer‹ bezeichnen kann.«
    Ein aufgeregtes Murmeln wogte durch die Reihen der Schüler-und Lehrerschaft.

    »Leo!«, rief Fräulein Holzheimer und fuhr wie ein Schachtelteufel vom Stuhl auf. Sie wankte benommen, als stehe sie auf einer Sprungfeder. Ihr hellgrünes Chanel-Kostüm betonte die Blässe, die ihr Gesicht plötzlich überfallen hatte. Nervös schob sie die altmodische Brille auf ihrer Nase zurecht. »Verstehe ich das richtig? Du willst die Illusion eines Kometen erschaffen, um der Menschheit den Schlaf zu rauben?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, Fräulein Holzheimer. Heutzutage werden jährlich zwischen zwanzig und dreißig neue Kometen entdeckt. Wir brauchen eine echte Bedrohung für die Erde, damit die Wissenschaftler keinen Verdacht schöpfen.«
    Sie blinzelte nervös. »Wie soll das gehen?«
    »Mit einer aufgemotzten DreamCap. Herr Okumus arbeitet bereits daran.«
    »Und wann willst so etwas … Monströses formen?«
    Er

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